Melanie Winiger über «#Female Pleasure»
«Falten sind ein Ausdruck von Leben und Reife»

Als Produzentin des Schweizer Dok-Films «#Female Pleasure» kämpft Melanie Winiger für eine befreite weibliche Sexualität. Ein Engagement, das sie auch persönlich verändert hat.
Publiziert: 28.10.2018 um 00:57 Uhr
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Aktualisiert: 30.10.2018 um 22:06 Uhr
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Bewegte Frau: Das Engagement für den Dokumentarfilm «#Female Pleasure» hat Melanie Winiger verändert.
Foto: Gabriel Hill
Katja Richard

Was immer Melanie Winiger (39) tut, es ist immer Leidenschaft und Herzblut dabei. Doch ihr letztes Projekt hat sie so bewegt wie kein anderes davor. Seit drei Jahren engagiert sich die Schauspielerin auch als Produzentin und Botschafterin für den Schweizer Dok-Film «#Female Pleasure».

«Diese Erfahrung hat mich zu einem besseren Menschen gemacht», sagt Winiger, um gleich laut über sich selber zu lachen. «Echt, das hat mich verändert, ich bin stärker und ruhiger geworden. Ich komme besser mit mir selber aus als noch vor drei Jahren.»

Vom Mut der Frauen beeindruckt

Der Dok-Film von Barbara Miller berührt von der ersten Sekunde an, er handelt vom «ältesten Unrecht der Welt», so Winiger. Nämlich der sexuellen Unterdrückung der Frauen im Namen von Religion und Kultur. Das ist nicht immer leichte Kost, etwa wenn es um Genitalverstümmelung geht, zugleich strahlt der Film eine positive Kraft aus. «Bei mir sind noch nie so viele Tränen geflossen, mal vom Weinen, aber auch vor Lachen.»

Die Schicksale der fünf Frauen haben ihr neue Sichtweisen gegeben und diese bestärkt. «Das hat meinen Gerechtigkeitssinn noch mehr angestachelt.» Vor allem der Mut dieser Frauen hat sie beeindruckt. «Früher dachte ich oft, ich sei zu laut und fühlte mich mit meiner Art allein. Dank dieser Frauen weiss ich, dass es okay ist, rebellisch zu sein. Zumindest wenn es darum geht, für die eigene Wahrheit einzustehen.» 

#Female Pleasure

Fünf mutige Frauen stehen im Zentrum von Barbara Millers Dokumentarfilm «#Female Pleasure». Sie brechen das Tabu des Schweigens und der Scham, das ihnen ihre gesellschaftlichen oder religiösen Gemeinschaften auferlegen. Positiv und mit aller Kraft setzen sich Deborah Feldman, Leyla Hussein, Rokudenashiko, Doris Wagner und Vithika Yadav für sexuelle Aufklärung und Selbstbestimmung aller Frauen ein. Dafür zahlen sie einen hohen Preis – sie werden bedroht, verstossen, mancher droht sogar der Tod. «#Female Pleasure» läuft ab dem 15. November im Kino. 

Fünf mutige Frauen stehen im Zentrum von Barbara Millers Dokumentarfilm «#Female Pleasure». Sie brechen das Tabu des Schweigens und der Scham, das ihnen ihre gesellschaftlichen oder religiösen Gemeinschaften auferlegen. Positiv und mit aller Kraft setzen sich Deborah Feldman, Leyla Hussein, Rokudenashiko, Doris Wagner und Vithika Yadav für sexuelle Aufklärung und Selbstbestimmung aller Frauen ein. Dafür zahlen sie einen hohen Preis – sie werden bedroht, verstossen, mancher droht sogar der Tod. «#Female Pleasure» läuft ab dem 15. November im Kino. 

Mit Emotionen anders umgehen

Tatsächlich scheint es um die ehemalige Miss ruhiger geworden zu sein, man begegnet ihr seltener auf Partys, dafür öfter beim Spazieren, sie ernährt sich hauptsächlich vegan und auch die langen Haare sind ab. Wie viel Einfluss hat da ihr Mann Reto Ardour (35) auf sie ausgeübt? Vor anderthalb Jahren gaben sich die beiden auf Ibiza das Jawort. «Klar beeinflusst er mich, genauso wie meine Freundinnen und das ganze Umfeld. Aber als Frau kann man auch ohne männliche Präsenz weiser werden», sagt Winiger. «Im Wald bin ich wegen meiner beiden Hunde, und ich gehe auch noch immer gerne aus.» Denn der Charakter ändere sich nicht.

«Ich bin noch immer die Gleiche. Bloss gehe ich mit meinen Emotionen anders um, schliesslich bin ich nicht mehr zwanzig. Es ist ja schwer zu hoffen, dass man etwas reifer wird», sagt Winiger. 

Winiger braucht Feuer für ihre Engagements

Im nächsten Januar feiert Winiger einen runden Geburtstag. «Ich mache mir schon Gedanken darüber, was ich in den nächsten zehn Jahren will.» Eine Antwort darauf habe sie noch nicht gefunden, sie sei nicht der strategische Typ: «Die wichtigen Dinge in meinem Leben sind einfach auf mich zugekommen. Das Schauspielern und jetzt auch die Rolle als Produzentin. Wichtig ist, dass es mich emotional mitreisst, ich brauche Feuer für meine Engagements.» Voraussichtlich abschlossen sei die Familienplanung: «Ich habe einen tollen Sohn, aber man soll niemals nie sagen.»

Druck macht ihr das Älterwerden nicht, auch nicht in Bezug auf ihren Beruf: «Entweder passe ich für eine Rolle oder nicht», sagt sie. Und erklärt: «Eine Frau ist mehr als Gesicht und Körper.» Sie sieht nicht ein, warum sie ihre Falten mit Botox glatt spritzen sollte, statt ihnen Respekt zu zollen. «Sie sind Ausdruck von Leben und Reife. Meine Mutter wird demnächst 70 und ist für mich noch immer die schönste Frau.»

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