Max Rüdlinger erklärt seinen Rücktritt vom Film
«Bei uns hat es keinen Platz für Typen wie mich»

Max Rüdling hat sich in der Schweiz als Schauspieler einen Namen gemacht. Jetzt kehrt er dem Filmbusiness den Rücken.
Publiziert: 24.10.2012 um 18:17 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:53 Uhr
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Zu Besuch bei Max Rüdlinger
Foto: Siggi Bucher

Er ist einer der bekanntesten Schauspieler der Schweiz, hat sich 2005 in «Mein Name ist Eugen» als Griesgram der Nation verewigt. Auch im Kinohit «Achtung, fertig, Charlie!» (2004) spielte er mit. Doch in letzter Zeit ist es verdächtig ruhig geworden um Max Rüdlinger (63). «Meine Karriere ist verbrösmelt», sagt der Charakterdarsteller heute. Und fügt nachdenklich an: «Ich bin mit Grandezza auf den Sack gefallen.»

Rüdlinger sitzt in der Stube seiner Dreizimmerwohnung in der Nähe des Zürcher Chreis Cheib und zieht an einer Zigarette. Dann sagt er: «Von der Schauspielerei zu leben, ist ein unglaublich hartes Brot.»

Der Flumser hat sich jetzt zu einem drastischen Schritt entschieden. Er verabschiedet sich vom Film. Und setzt dafür voll aufs Bücherschreiben. «Ich mag nicht mehr auf Rollenangebote warten, die nicht kommen», erklärt er. «Darum gehe ich in Frühpension.» Fortan sollen Bücher sein Leben bestimmen.

Soeben hat Rüdlinger sein zweites Werk veröffentlicht: «Verreist». Darin geht es um die vielen Reisen, die er während seines Lebens unternommen hat. Sie hätten seinen Geist gereinigt, seinen Blick aufs Wesentliche geschärft, sagt er. Und ihm auch gezeigt, dass Erfolg nicht notwendig sei, um glücklich zu werden. «Beim Schreiben bin ich ausserdem mein ­eigener Chef», sagt er. «Niemand gibt mir Anweisungen. Das macht mich frei.»

Rüdlinger blickt von seinem Stubentisch hoch, betrachtet seine vollgestopften Bücher­gestelle. Schelmisch lächelnd meint er: «Ich kenne keinen einzigen Schweizer Film, der wirklich erwähnenswert wäre. Aber es gibt so viele gute Bücher!»

Doch warum bekommt Rüdlinger eigentlich keine Rollenangebote mehr? Mit seiner langen Nase, dem schrägen Lachen gehörte er doch zu den markantesten Gesichtern der Filmszene. Rüdlinger zieht an der fast abgebrannten Zigarette, antwortet: «Bei uns hat es einfach keinen Platz für Typen wie mich. Wenn man ein Arschloch oder einen Hauswart suchte, hat man mich gerufen. Darüber hinaus wollte man mich nicht besetzen.» In der Schweiz möge man halt eher die geschmeidigen ­Typen, sagt Rüdlinger. «In den Büchern aber kann ich so sein, wie ich will.»

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