Luxus-Berghütte in St. Moritz verlangt neuerdings 40’000 Franken Jahresbeitrag – das ist der betuchten Klientel zu viel
Zoff im Paradies

In St. Moritz sorgt der massive Preisanstieg im exklusivsten Bergrestaurant, dem El Paradiso, mächtig für Zoff. Die reichen Mitglieder fühlen sich ungerecht behandelt und abgezockt.
Publiziert: 03.12.2021 um 00:24 Uhr
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Aktualisiert: 03.12.2021 um 10:02 Uhr
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Zoff im Nobelort St. Moritz.
Foto: Getty Images/Cavan Images RF
Patricia Broder

Riesenstunk in St. Moritz: Im Bündner Nobelort sorgt der Pächterwechsel bei der Edelhütte El Paradiso für Ärger bei den gutbetuchten Gästen. Der Grund dafür: Zu Beginn der Wintersaison 2021/22 übernimmt das Luxushotel Badrutt's Palace die Geschicke des El Paradiso – das dank seiner Sonnenterrasse und seinem Member Club das prestigeträchtigste Bergrestaurant in St. Moritz ist. Neben einem garantierten VIP-Platz an der Sonne gehören den prominenten Mitgliedern auch eine eigene Schublade mit Silberbesteck im Bergclub.

Doch das neue Regime am St. Moritzer Hausberg Corviglia bringt auch neue Bedingungen für die illustren VIPs mit sich. Wie ein internes Schreiben, das Blick vorliegt, zeigt, steigen die jährlichen Mitgliederbeiträge von 15'000 auf insgesamt satte 40'000 Franken – 10'000 Franken Jahresbeitrag und 30'000 Franken Mindestkonsumation obendrauf. «Ein Skandal», ärgert sich El-Paradiso-Member Beat M.* «Unglaublich, wie die mit ihren langjährigen Mitgliedern umgehen. Bisher zahlte man als Black-Mitglied jährlich 15'000 Franken, davon waren aber 8000 Franken als Konsumationsguthaben bereits inbegriffen. Diese künstliche Verteuerung auf 40'000 ist eine Frechheit.» Beat M., der in Zürich im Finanzsektor arbeitet, überlegt sich, seine Mitgliedschaft auf den nächstmöglichen Termin zu kündigen.

Ex-Patron versteht den Frust der Member

Viele der Kritiker wenden sich auch an den ehemaligen Hüttenwirt vom El Paradiso, Hans Jörg Zingg (59). «Ich verstehe den Frust unserer Member», sagt Zingg zu Blick. «Ich habe zahlreiche solche negative Rückmeldungen erhalten. Viele Mitglieder sind enttäuscht über die neuen Konditionen.» Das El Paradiso ist Zinggs Lebenswerk. Der Berner hatte es 1998 mit seiner Frau Anja eröffnet und es über die letzten 23 Jahre zum prestigeträchtigen Mountain Club aufgebaut. Doch im vergangenen September wurde das Wirtepaar von der Eigentümerfamilie Engelhorn überraschend freigestellt. «Meine Frau und ich bedauern es sehr, dass wir das Lokal nach all den Jahren nicht weiterführen können», erklärt Zingg. «Aber wir arbeiten bereits daran, bald ein neues Lokal zu eröffnen, wo sich unsere Mitglieder wieder wohlfühlen dürfen», verrät er. Weiter möchte sich Zingg zur Affäre El Paradiso nicht äussern.

Besonders wortkarg gibt sich der neue Wirt des Edellokals, Richard Leuenberger (45), Managing Director vom Badrutt's Palace. Eine telefonische und schriftliche Anfrage von Blick könne er «aus Zeitgründen nicht beantworten», teilt ein Sprecher mit. In einer offiziellen Medienmitteilung zur Übernahme des exklusiven Berglokals lässt sich Leuenberger wie folgt zitieren: «Wir können schon jetzt garantieren, dass wir unsere Gäste und die Clubmitglieder von El Paradiso neben dem einzigartigen Panoramablick mit Kulinarik und Entertainment auf höchstem Niveau verwöhnen werden.» Dieses Höchstniveau bedeutet für die Mitglieder aber eben auch den satten Preisanstieg von 25'000 Franken im Jahr.

Jetset-Lady Dillier hat kein Mitleid

Wenig Verständnis für den Paradiso-Ärger hat Jetset-Lady Vera Dillier (Alter geheim), die seit vielen Jahren ihren Zweitwohnsitz im Engadiner Nobelort hat. «Wer sich seinen Status mit Geld erkaufen will, muss sich nicht wundern, wenn der Preis plötzlich steigt», sagt sie. «Es ist doch absurd, jährlich Zehntausende von Franken zu zahlen, nur um dann im Bergrestaurant noch mehr Geld ausgeben zu dürfen. Da kann ich mich nur totlachen, dass es Leute gibt, die das tatsächlich mitmachen», sagt Dillier und betont: «Ich und meine Freunde bevorzugen einfache Après-Ski-Lokale und Berghütten. Dort ist jeder willkommen und man bezahlt einfach das, was man konsumiert.»

* Name der Redaktion bekannt

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