«Ich begegnete Umberto Eco 2009 auf der Buchmesse in Frankfurt. Durch eine glückliche Fügung durfte ich ihn einen Tag lang betreuen, ihn von einem Termin zum nächsten begleiten. Als ich ihn morgens im Frankfurter Hof abholte, war ich zuerst überrascht, als mir ein Herr mit Schnauzer entgegenkam. Über die vielen Jahre hatte sich sein Vollbart ins Gedächtnis eingebrannt. Während des Studiums hatten wir uns mit Ecos Semiotik und Sprachphilosophie befasst, natürlich hatte ich in meiner Jugend mit größtem Genuss seinen Weltbestseller «Der Name der Rose» gelesen.
Eco verkörperte für mich den wahren uomo universale - Bestseller-Autor, Wissenschaftler, Gelehrter, eine moralische Instanz in Italien und darüber hinaus, einer, der was zu sagen hatte und das auch tat. Doch die Fremdheit und Schüchternheit wichen rasch einer Vertrautheit. Denn auch im persönlichen Kontakt zeigte sich Umberto Eco in all seinen Facetten: Er war charmant, neugierig, offen, scharfsinnig und dabei humorvoll, kultiviert, höchst charismatisch, er erzählte von seinem Sohn und seinen Studenten. Mit einer unglaublichen Präsenz im Moment und mit ganzem Herzen bei der Sache, die ihm wichtig war. Seine Stimme wird uns fehlen!»