Kaum ein Thema unseres Soziallebens hat die Gesellschaft während der Pandemie so beschäftigt wie die Liebe. Die Zahl der Trennungen hat nach Lockdowns und Shutdowns rapide zugenommen, andere haben sich in dieser schwierigen Zeit neu verliebt, Dating-Apps wie Tinder und Lovoo feiern Hochkonjunktur.
Auch das Liebesleben der Prominenten hat Corona beschleunigt. So haben sich Rapper Stress (44) und Model Ronja Furrer (30) nach fast zehnjähriger Beziehung getrennt. Auch Moderatorin Michelle Hunziker (44) und Modeunternehmer Tomaso Trussardi (38) machten ihr Liebes-Aus vor wenigen Tagen publik. Nach sieben Jahren Ehe gehen auch sie von nun an getrennte Wege. Andere Paare wie ESC-Star Luca Hänni (27) und Tänzerin Christina Luft (31) haben sich in der Pandemie Hals über Kopf verliebt und verlobt oder sind wie Musiker Baschi (35) und Alana Netzer (33) gar vor den Traualtar getreten.
«In Krisenzeiten sehen wir klarer»
Doch woher kommt diese Befeuerung in Sachen Liebe? «Corona funktioniert für Beziehungen wie ein Vergrösserungsglas», sagt die emeritierte Psychologie-Professorin und Therapeutin Pasqualina Perrig-Chiello (69) zu SonntagsBlick. «In Krisenzeiten sehen wir nicht nur klarer, sie machen uns auch die Bedeutung sozialer Beziehung deutlicher.»
Durch die Schutzmassnahmen, wie kein Händeschütteln, keine Küsschen zur Begrüssung, Maske tragen und Abstand halten, sind wir sozial isolierter, sagt die Expertin. «Die Gefühlswelt hat darunter stark gelitten, vor allem Singles fühlten sich einsam. Bei vielen wurde der Wunsch nach einer Beziehung notgedrungen stärker.» Denn gerade in unsicheren Zeiten werde der Wunsch nach Dazugehörigkeit und Intimität noch viel grösser. «Es gibt den berühmten Begriff des ‹Weltuntergangs-Sex›. Wenn alles rundherum in die Brüche geht, will man sich nochmals richtig spüren, und bei so viel Intensität wird man auch gerne dazu verführt, sich zu verlieben», sagt Perrig-Chiello.
Partner können sich unterschiedlich entwickeln
Doch nicht bei allen Menschen sorgt die Pandemie für Schmetterlinge im Bauch. Bei bereits bestehenden Partnerschaften kann Corona für Höhen- wie auch für Tiefflüge sorgen. «Krisen zeigen, was eine Beziehung aushält und ob zwei Menschen zusammenpassen oder nicht», sagt Perrig-Chiello. «Diejenigen, die bereits vor Corona eine tolle Partnerschaft hatten und sich mögen, haben es genossen, mehr Zeit miteinander zu verbringen. Den anderen ist die plötzliche Zwangsnähe zu viel.» Zudem können sich Partner in einer Krisenzeit auch unterschiedlich entwickeln. «Während der eine passiv dahockt, strotzt der andere vor Tatendrang und Energie. Das führt zwangsläufig zu Spannungen.»
Kommentar zu Liebe in Zeiten von CoronaHaben also Paare, die sich während Corona verliebt haben oder in dieser Zeit das Jawort gaben, bessere Chancen, dass ihre Liebe ewig hält? Nein, sagt Perrig-Chiello. «Hat man zusammen Lockdowns und Shutdowns gut überstanden, hat man bestimmt sehr gute Voraussetzungen. Solche Zeiten schweissen zusammen. Aber in der Liebe gibt es keine Garantie. Erst der normale Alltag nach der Krise wird zeigen, wie gut eine Partnerschaft tatsächlich funktioniert.»
Gegenseitigkeit und Vertrauen für das Liebesglück
Damit es als Liebespaar klappt, braucht es laut der Expertin vor allem Gegenseitigkeit und Vertrauen. «Das heisst, sich zu unterstützen, ohne dabei zu verschmelzen. Jeder Partner soll den Raum haben, sich als eigene Person weiterzuentwickeln, aber auch als Paar. So bleibt eine Beziehung lebendig und spannend.»
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