Ländlerkönig Carlo Brunner rechnet mit dem Jugendwahn beim SF ab
«Ich kann doch nicht wie Dieter Meier rumlaufen»

Carlo Brunner ist einer der bekanntesten Ländler-Komponisten. Enttäuscht ist er heute vor allem vom Programm des Schweizer Fernsehens. Im BLICK-Interview sagt er, was alles schief läuft.
Publiziert: 16.11.2012 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 18:17 Uhr
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Carlo Brunner (62) fordert, dass das Schweizer Fernsehen mehr Ländler zeigt.
Foto: Philippe Rossier
Von Frank Hubrath

Was bedeutet Ihnen der Goldene Violinschlüssel?
Carlo Brunner: Er erfüllt mich mit besonderem Stolz. Denn er steht für mein Lebenswerk. Und ich bin froh, dass ich diesen Preis relativ jung erhalte.

Wissen Sie, wie viele Lieder Sie komponiert haben?
Mittlerweile über 2000 Titel.

Darunter waren auch viele Hits wie «Losed Sie, Frau Küenzi» ...
Was noch fehlt, ist ein Welthit. Aber der kommt noch. (Lacht.) Ich war mir schon manches Mal sicher, aber das Publikum hat es leider nicht gemerkt.

Wie lange benötigen Sie für eine Komposition?
Zwischen fünf Minuten und ­einer Woche.

Wie steht es um den Ländler-Nachwuchs?
Sehr gut. Aber es mangelt an medialer Präsenz. Leider wird er auch vom Schweizer Fernsehen zu wenig gefördert. Es fehlen Hauptabend-Sendungen, wo Ländler stattfindet. Früher gab es beim SF noch Leute wie Wysel Gyr, Sepp Trütsch und Kurt Zurfluh, die sich für unsere Musik eingesetzt haben.

Mit «Potzmusig» und «Viva Volksmusik» hat SF doch neue Formate geschaffen?
Das ist toll, aber «Potzmusig» ist die Nachfolgesendung von «Hopp de Bäse» und läuft am Vorabend. «Viva Volksmusik» kommt einmal im Jahr. Dort wird unter anderem Ländler gespielt. Florian Ast war auch dabei. Bei SF sieht man eher die neue junge Volksmusik.

Weil das die Musik ist, die heut­zutage gefragt ist.
Mag sein. Aber die Qualität lässt zu wünschen übrig. In der aktuellen Szene sind viele der sogenannten Stars etwa gleich gut wie die, die zuhören. Die meisten singen in der Badewanne wahrscheinlich kaum besser als Sie und ich.

Sie könnten das Schweizer Fernsehen doch beraten.
Wir haben etliche Vorstösse gemacht. Die jungen Redaktoren dort bemühen sich redlich. Aber diese Verjüngungs-Metamorphose mit junger Musik für ein älteres Publikum funktioniert nicht. Das ist nicht die Musik, welche die 50- bis 100-Jährigen hören wollen.

Ihr Fazit?
Deutsche Sender wie SWR und MDR zeigen seit Jahren, dass Ländler am Hauptabend funktioniert. In der Schweiz wurden wir in den Vorabend verbannt. Das muss sich wieder ändern. Dafür kämpfe ich.

Man sieht Ländler heute kombiniert mit Rap. So wie Bligg und die Streichmusik Alder.
Dann ist sogar ein Auftritt beim Swiss Award möglich. Einen Preisträger aus der Ländler­szene werden wir dort wohl so schnell nicht erleben. Beim Prix Walo trugen wir die Preise noch mit hohlem Kreuz hinaus.

Schlägt sich das auch auf die Plattenverkäufe nieder?
Natürlich. Ich hatte das Glück, dass ich mit 13 in einer Samstagabend-Sendung spielen durfte. Danach war ich im ganzen Land bekannt. Der «Musikantenstadl» hat Nicolas Senn, Melanie Oesch, Lisa Stoll, Florian und Seppli zu Stars gemacht. Das könnte SF doch auch.

Und am Radio?
Durch die vielen Spartensender hören uns nur noch die Leute, die uns sowieso kennen. Früher lief vor den Nachrichten auf DRS 1 auch mal ein Schottisch. Das haben extrem viele Leute gehört.

Das Image der traditionellen Volksmusik ist bieder. Man muss nur die CD-Hüllen anschauen.
Muss denn heute immer alles ­jugendlich frisch daherkommen? Kann man Ländler nur noch präsentieren, wenn Bligg oder Florian Ast mitspielen? Wir, die Tradition lieben, wollen nicht nur den Jungen, sondern auch weiterhin den Alten gefallen. Muss ich mir jetzt die Haare so lang wie ein alternder ­Rocker wachsen lassen? (Lacht.) Oder soll ich so wie Dieter Meier von Yello rumlaufen?

War früher alles besser?
Man musste sein Instrument beherrschen. Heute kann man dank modernster Technik aus ­jedem einen kleinen Caruso ­machen. Damals musstest du auch live fehlerfrei spielen, sonst kamst du nie ins Fern­sehen. Heute ist Optik wichtiger.

Ein Beispiel?
Hansi Hinterseer ist enorm erfolgreich und sagt von sich selbst, dass er kein grosser Sänger ist. Die Leute kaufen seine CDs, weil er ein gutaussehender, sympathischer Kerl ist, nicht wegen seiner Stimme.

Neidisch?
Nein, ich selbst beklage mich nicht, es gibt immer noch sehr viele Menschen, die meine ­Musik hören. Ich bleibe der Volksmusik treu.

Wie begeistert man junge Leute für Ländler?
Warum sollen die Jungen Ländler hören, wenn sie nicht wollen? Kleine Kinder lieben Ländler, tanzen und johlen dazu. Dann verlieren wir sie für gut 30 Jahre, bis sie wieder auf der Matte stehen.

Sie bleiben ein Optimist.
Wenn Ländlermusik bei uns wieder am Hauptabend zu ­sehen ist, werden wir auch bei den 15- bis 30-Jährigen erfolgreicher sein. Und mein Vater muss nicht ständig Rosamunde-Pilcher-Filme anschauen.

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