Als Vanessa Gnägi (34) alias Ladyva Ende April ein Video auf Youtube hochlädt, staunt die passionierte Jazz- und Bluespianistin nicht schlecht, als dieses innert 24 Stunden fast anderthalb Millionen Aufrufe verzeichnet. «So schnell ist noch nie eines meiner Videos explodiert!», freut sich die Pianistin, die sich ganz auf Boogie-Woogie spezialisiert hat. Der Clip zeigt die Bernerin im Londoner St-Pancras-Bahnhof am Klavier. Gemeinsam mit der britischen Boogie-Woogie-Legende Brendan Kavanagh (56) haut sie flink in die Tasten.
Wenn man ihren Künstlernamen Ladyva in der Schweiz auch kaum kennt, hat die Berner Pianistin international dafür umso mehr Erfolg. An diversen Boogie-Woogie-Festivals in Europa zeigt Vanessa Gnägi ihr Talent (Deutschland, Frankreich, England, Spanien, Bulgarien). «Manchmal bedaure ich es schon ein wenig, dass ich in der Schweiz weniger bekannt bin, als im Ausland. Es wäre schön, wenn ich im eigenen Land auch mehr Erfolg hätte und meine Musik mehr Aufmerksamkeit erhielte.»
Bühnenpremiere als 16-Jährige
Ihre Musik, das ist der Boogie-Woogie, ein schneller Solo-Klavierstil, der im 20. Jahrhundert in den USA entstand. «Ich finde Boogie-Woogie faszinierend, weil diese Musik einfach gute Laune verbreitet. Egal wo ich spiele, die Menschen haben sofort Freude.» Vanessa Gnägi hat die Freude am schnellen Rhythmus vererbt bekommen. «Meine Eltern hörten immer Rock’n’Roll. Das gefiel mir extrem gut. Mit 14 Jahren lernte ich, Klavier zu spielen und als ich 16 war, stand ich bereits zum ersten Mal auf der Bühne.»
Seit 2015 kann die Pianistin von der Musik leben. Auf Youtube hat sie nach eigenen Angaben über 100 Millionen Klicks. Nachdem Vanessa Gnägi in London an den «Boisdale Music Awards» 2022 als beste Boogie-Woogie-Künstlerin des Jahres gekürt wird, geht sie mit ihrer kürzlich erschienenen Single jetzt neue Wege: «To whom do I want to lie» ist eine Ballade mit moderneren Elementen. Ihr Klavierspiel kombiniert Ladyva neu mit Gesang.
Zweite Heimat in der Karibik
Entstanden ist das Stück in ihrer zweiten Heimat, der Dominikanischen Republik. Dorthin wanderten ihre Eltern vor einigen Jahren aus, Vanessa Gnägi ist oft zu Besuch. «Am liebsten gehe ich im Winter, wenn es in der Schweiz kalt ist.» Zuletzt war die Bernerin für zwei Monate in der Karibik und fand dort die Inspiration für ihren neuen Song. «Ich bin viel kreativer, wenn ich an der Sonne unter Palmen liege».