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«Kümmerliche Fleischpatrone mit zwei ausgeleierten Müllsäcken»
Beschwerde gegen Hazel Brugger wegen Penis-Witzen im SRF

Ein Hörer von Radio SRF 1 reichte bei der SRF-Ombudsstelle Beschwerde wegen Hazel Brugger ein. Er fühlte sich diskriminiert, weil die Komikerin Witze über unerigierte Penisse riss.
Publiziert: 27.02.2019 um 18:55 Uhr
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Eckt mit ihrem Humor an: Hazel Brugger.
Foto: Fabian Stuertz

Diese Penis-Witze von Hazel Brugger (25) gingen bei einem Radiohörer in die Hose: Er reichte bei der SRG-Ombudsstelle Beschwerde gegen Bruggers Beitrag «Männer haben mehr Humor als Frauen» ein, der am 31. Dezember auf Radio SRF 1 ausgestrahlt wurde. 

«Dieser Beitrag verletzt die Menschenwürde und ist sexistisch», schreibt der Hörer in seiner Beanstandung. «Frau Brugger elaboriert gefühlte 5 Minuten über den ‹unerigierten Penis› und macht sich darüber lustig und verletzt da Männer, die infolge Prostataoperation keinen ‹erigierten Penis› mehr haben können. Auch wenn Hazel Brugger Comedy macht, heisst das nicht, dass man sich über ein Geschlechtsteil (männlich oder weiblich spielt keine Rolle) dermassen lustig machen muss.»

Und weiter: «Ich persönlich, mit den Folgen einer Prostataoperation, habe mich durch den Beitrag von Hazel Brugger sehr betroffen gefühlt. (...) Es genügt scheinbar nicht, dass ein Mann nach einer Prostataoperation seelisch verletzt ist, weil er den Lebenspartner beispielsweise nicht mehr voll befriedigen kann, nein, man muss auch noch als Belustigungsvorlage für Hazel Brugger dienen.»

Brugger bezeichnete Penis als «kümmerliche Fleischpatrone» 

Die zuständige Redaktion lässt die Beanstandung nicht gelten. Dass Hazel Brugger im Beitrag einen nicht erigierten Penis als «kümmerliche Fleischpatrone» und «kleinen Mann», der zwei «mega überfüllte, abgewetzte, ausgeleierte, lederne Müllsäcke» hinter sich herziehe, könne man «geschmacklos, pubertär oder einfach nicht lustig finden», lässt sich Anina Barandun, Redaktionsleiterin Hörspiel und Satire SRF, zitieren. «Sexistisch oder gar diskriminierend» seien die Vergleiche mit Sicherheit nicht. Der Beitrag sei «nicht männerfeindlich, sondern ein ironisches Spiel», darauf deute allein der Titel, «Männer haben mehr Humor als Frauen», des Beitrags hin. «Das kann eine vielfach ausgezeichnete Satirikerin nur ironisch meinen. Man(n) ist also gewarnt», so Barandun. 

Und weiter: «Wenn sich ein Zuhörer oder eine Zuhörerin durch einen unserer Beiträge persönlich verletzt fühlt, ist das in keinem Fall auf eine Absicht unsererseits oder stillschweigende Akzeptanz zurückzuführen.» Sie bedaure es sehr, dass sich der Hörer durch den Beitrag «trüben liess». «Dass Hazel Brugger bei ihrem Text nicht an (ältere) Männer mit Erektionsproblemen aus gesundheitlichen Gründen gedacht hat, scheint mir allerdings unmissverständlich, denn sie macht mit keinem Wort eine entsprechende Anspielung», schreibt Barandun weiter. 

Blum gibt der Redaktion recht

SRG-Ombudsmann Roger Blum (74) zeigt Verständnis für den Hörer – gibt der Redaktion aber recht. Er verstehe, dass der Beitrag den Mann in seiner Situation «betroffen machte» und er «keineswegs erheitert, sondern deprimiert» war. «Ich bin allerdings sicher, dass Hazel Brugger überhaupt nicht an Männer dachte, die eine Prostata-Operation hinter sich haben, und schon gar nicht diese im Visier hatte. Dass Sie sich in Ihrer Menschenwürde verletzt sehen, kann ich nachvollziehen. Und dass bei Ihnen dieser Effekt entstand, tut mir leid», so Blum. Die Komikerin machte sich über das unerigierte Glied nicht nur lustig, sondern bezeichnet sich auch als «Riesenfan», erklärt Blum. «Im durchaus widersprüchlichen Beitrag wird das primäre Geschlechtsorgan des Mannes gleichzeitig lächerlich gemacht und glorifiziert. Sie nutzt dabei den Freiraum von Satire und Comedy.»

«Ich fühlte mich als Mann nicht diskriminiert»

Blum weiter: «Ich habe über den Beitrag geschmunzelt, ja gelacht. Ich fühlte mich als Mann nicht diskriminiert und ich habe auch nicht den Eindruck, dass die Männerwelt insgesamt herabgewürdigt wurde. Der Mann wird nicht auf sein primäres Geschlechtsorgan reduziert, sondern ganzheitlich gezeigt – als Mensch mit Humor, als jemand, der von Kindsbeinen an auf sein lächerliches Ding herabblickt und der für die Fortpflanzung der Menschheit sorgt.» Roger Blum könne deshalb die Beanstandung, bezogen aufs Gesamtpublikum, nicht unterstützen. (kad)

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