Krebserkrankung der Schwester warf DJ Carol Fernandez (33) aus der Bahn
«Ich habe mehr geweint als sie»

Zum ersten Mal spricht die Berner Star-DJane Carol Fernandez über die schwierigste Zeit ihres Lebens. Ihre Schwester Nathalie erkrankte vor einem Jahr überraschend an Lymphdrüsenkrebs.
Publiziert: 10.11.2020 um 09:39 Uhr
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Im November letzten Jahres erfährt die Berner DJane Carol Fernandez (l.), dass ihre ältere Schwester Nathalie D’Addezio (r.) an Krebs erkrankt ist.
Foto: zvg
Patricia Broder

Es war der bisher schlimmste Moment im Leben von Carol Fernandez (34): Jener Moment, als die Berner DJane im November letzten Jahres erfährt, dass ihre ältere Schwester Nathalie D’Addezio (42) an Krebs erkrankt ist. «Ich war in der Zürcher Altstadt unterwegs. Plötzlich rief mich meine Mutter an und sagte: Deine Schwester hat Lymphdrüsenkrebs», erinnert sich Fernandez. «In diesem Moment blieb die Zeit stehen, ich konnte nicht glauben, was ich hörte. Meine Welt stürzte ein.» Die Musikerin fing an zu zittern, brach zusammen. «Irgendwann raffte ich mich wieder auf, lief weinend nach Hause. Es war der Anfang meiner Hölle.» Jetzt, ein Jahr später, hat sie die Kraft gefunden, über diese Zeit zu sprechen. «Ich hoffe, damit anderen Mut machen zu können, die Ähnliches durchmachen», erklärt Fernandez.

Als die Bernerin sich an jenem Abend wieder sammeln kann, versteht sie: Ihre zehn Jahre ältere Schwester, früher ebenfalls DJane und heute Stadtratskandidatin der Berner BDP, ist lebensgefährlich erkrankt. Ohne Vorzeichen. Im Alter von 40 Jahren. «Ich wechselte sofort in den Aktivmodus, überlegte, wie ich ihr helfen kann. Nathalie ist meine beste Freundin, Mutter und Mentorin in einem. Der Gedanke, sie zu verlieren, war unerträglich», sagt die Musikerin mit den spanisch-italienischen Wurzeln.

«Habe hinter dem DJ-Pult die Tränen weggewischt»

Fortan begleitet sie ihre Schwester zu jedem Arzttermin, steht ihr bei jedem Untersuch bei. Ihre Auftritte in St. Moritz und Tel Aviv, Miami und Zürich will der Streetparade-Star absagen, doch ihre Schwester lehnt ab. «Sie sagte: ‹Carol, es geht mir nicht besser, wenn du nicht auflegst – im Gegenteil. Machs bitte für mich›», so Fernandez. «Die folgenden Wochen fühlte ich mich in einem fieberhaften Albtraum gefangen. Ich stand hinter dem DJ-Pult, musste strahlen. Ich sprach mit den Leuten, lachte, nur um im nächsten Moment wieder heimlich hinter meinem Pult die Tränen wegzuwischen.» Sie habe mehr geweint als ihre Schwester. «Oft musste sie mich trösten, dabei hätte es ja umgekehrt sein müssen», erklärt Fernandez, noch heute sichtlich bewegt.

Kurz vor Weihnachten schliesslich ein Hoffnungsschimmer: Nathalies Krebs hat nicht gestreut, sie hat keine Ableger. Doch während der sechs Monate dauernden Chemotherapie stehen die beiden Frauen gleich vor der nächsten Prüfung: die Corona-Krise. «Ich durfte sie während des Lockdowns nicht sehen, eine Ansteckung wäre zu gefährlich gewesen.» In dieser schweren Zeit getrennt voneinander zu sein, sei zusätzlich hart gewesen. «Zum Glück konnten wir täglich telefonieren und machten oft Videocalls.» Am letzten Tag ihrer Chemotherapie darf Fernandez ihre Schwester vom Spital abholen. «Das war der schönste Tag meines Lebens.»

Krebserkrankung half Fernandez durch Pandemie

Heute hat Nathalie D’Addezio den Krebs besiegt. Doch Fernandez' Angst um ihre Schwester bleibt. «Die Albträume werden weniger. Aber der Schrecken sitzt mir immer noch tief in den Knochen. Das Wichtigste ist: Nathalie geht es wieder gut, dafür bin ich täglich dankbar.» Zudem habe dieser Schicksalsschlag ihr geholfen, besser durch die Pandemie zu kommen, folgert die Musikerin. «Ich habe realisiert, dass Gesundheit unser höchstes Gut ist. Wenn wir also die Möglichkeit haben, die Gesundheit anderer zu schützen, dann ist es unsere Pflicht, dies zu tun. Auch wenn wir dabei auf gewisse Annehmlichkeiten verzichten müssen.»

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