«Freiheit ist ein voller Bauch und die Möglichkeit zu vertrauen und öffentlich mitzureden», sagt Edit (49). Sie ist hinter dem Eisernen Vorhang aufgewachsen und wundert sich über Freiheitsromantiker wie den No-Billag-Initianten Olivier Kessler (31): «Der verwechselt Freiheit mit Freiwilligkeit.»
In Edits Ungarn gab es von beidem zu wenig. Olivier Kessler jedoch ist in der Schweiz aufgewachsen. In einer direkten Demokratie mit Institutionen, die seit 1848 zuverlässig funktionieren. Aber er schätzt das nicht. Im Gegenteil.
Auf seiner Homepage («Schriften für die Freiheit») zitiert er den Marktgläubigen Roland Baader: «Das einzig wahre Menschenrecht ist das Recht, in Ruhe gelassen zu werden.» Steuern hält Kessler für «Diebstahl» und die Demokratie für verbrecherisch: «Ein Verbrechen bleibt ein Verbrechen. Auch wenn Diebstahl durch politische Erlasse oder Abstimmungsentscheidungen ‹legalisiert› wird, so bleibt es trotzdem Diebstahl.»
Kessler glaubt, er werde ein freierer Mensch, wenn er nicht mehr für die SRG bezahlen muss. Dabei verliert er nicht nur die «Tagesschau», das «Echo der Zeit» oder die Freiheit, in der «Arena» zu debattieren. Er verliert auch die Freiheit, von der Edit spricht.
Es wird viel herumgenörgelt an der SRG. Das ist normal bei einem Betrieb, der es allen recht machen muss. Doch selbst Kritiker müssen zugeben, dass die SRG verlässlich, unabhängig und ausgewogen berichtet. Dass sie den Unterschied hochhält zwischen Tatsache und Täuschung, Wissen und Gerücht, Journalismus und Lobbyismus.
Die SRG ist ein typisches Schweizer Produkt: Man kann ihr und ihren Informationen vertrauen. Das ist wichtiger denn je in einer Welt von Facebook, Fake News und Milliardären, die Medien kaufen, um ihre persönliche Agenda durchzudrücken. Die SRG ist ein Stück Schweizer Freiheit. Denn Bürger können nur frei entscheiden, wenn sie gut informiert sind.
In der Schweiz ist diese Freiheit etwas sehr Reales, und die SRG leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Darum geht es am 4. März: Um diese grosse Freiheit – oder die Freiheit, pro Tag und Haushalt einen Franken zu sparen. Was reimt sich auf Geiz? Hustenreiz. Was auf gescheit? Mehrheit. Nur Mut – alles wird gut.
Ursula von Arx (50) ist Journalistin, Buchautorin und Mutter von drei Kindern. Sie ist mit dem SRF-Korrespondenten Urs Bruderer verheiratet. Ihre Kolumne erscheint jeden zweiten Montag.
Die Schweiz stimmt wieder ab: Erklärungen zu allen Initiativen, aktuelle News und prominente Stimmen zum Thema finden Sie hier.
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