Er zeigt sich gerne bodenständig, im Trachtengwändli und mit Handörgeli. Der Luzerner Musiker Willy Tell (48), der mit bürgerlichem Namen Vogel heisst, verkörpert die heile Schweiz. Erst recht, seit er für die SVP den Wahlkampf-Song «Wo e Willy isch, isch ou en Wäg» komponierte. Beim Lied singt die ganze SVP-Spitze – von Bundesrat Ueli Maurer (64) über Christoph Blocher (74) bis Toni Brunner (40) – voller Inbrunst mit.
Doch hinter dem Saubermann-Image hat es Vogel faustdick hinter den Ohren. Privat ist er mit dem ehemaligen Pornostar Eveline Hari (38) liiert, beruflich bewegt er sich gerne in der Grauzone – und sogar darüber hinaus. «Für seine Lieder klaut er gerne bei anderen», sagen Musiker-Kollegen über ihn. Unter ihnen der Obwaldner Jodler André von Moos (58).
Durch BLICK erfährt er, dass auf Vogels neuster CD «Musiker, ledig, sucht» eine seiner Melodien, der «Steinmanndli-Jutz», verwendet wird. «Hier handelt es sich um meine Komposition», sagt er. «Herr Vogel hat mich aber nie gefragt, ob ich mit seiner Version einverstanden bin.» Sie hätten zwar mal telefonischen Kontakt gehabt. «Wir haben aber nie geklärt, wie er mich vergüten will», so von Moos. «Das ist kein sauberes Vorgehen.»
Noch viel dreister verhält sich Vogel beim Hitparaden-Hit «Aues geili Sieche» aus dem Jahr 2007. Der Musiker bildete damals mit Christian Duss (47) die Formation ChueLee. Zusammen nahmen sie am Grand Prix der Volksmusik teil, gewannen den Prix Walo – doch dann trennten sie sich im Streit. «Die Melodie des Liedes hat er bei Boney M.’s ‹Brown Girl in the Ring› geklaut. Die Rechte hat er sich aber nie besorgt», gibt Duss preis. «Ich wundere mich, dass das noch niemand bemerkt hat.» Stattdessen streicht Vogel frech den Verkaufserlös ein. «Er gibt sich als Urheber für Text und Musik an», bestätigt Suisa-Sprecher Giorgio Tebaldi. «Erhebt niemand Einspruch, erhält er die Zahlungen», sagt Tebaldi. In diesem Fall wäre es der deutsche Komponist Frank Farian (74), der in der Schweiz vorstellig werden müsste, um seinen Anspruch auf die bereits bezahlten Tantiemen einzufordern.
Willy Vogel, mit den Vorwürfen konfrontiert, windete sich gestern um eine Antwort. «Es ist angelehnt an das Stück», gibt er zu und ergänzt: «Aber die Melodie ist doch ein bisschen anders.»