Kilchsperger ist nur das jüngste Opfer
Deshalb entsorgt das SRF unsere Lieblinge

Jetzt geht es schnell: SRF entsorgt seine Altstars – spätestens ab 2020 sollen neue Talente her. Sogar Roman Kilchsperger ist mit 48 Jahren betroffen. Die Hintergründe.
Publiziert: 07.09.2018 um 01:50 Uhr
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Aktualisiert: 25.09.2018 um 20:27 Uhr
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Ausgespielt: Roman Kilchsperger wird nie mehr den «Donnschtig-Jass» moderieren.
Foto: Oscar Alessio
Peter Padrutt/ Jean-Claude Galli

Sein Rauswurf stösst auch einen Tag nach der Bekanntgabe TV-Zuschauer und Fachleute vor den Kopf. Vor allem zu reden gibt, dass Roman Kilchsperger (48) den «Donnschtig-Jass» nicht nur verliert, weil er beim Teleclub die Champions League kommentiert. Seine «Entsorgung» hat auch mit dem neuen Jugendwahn bei SRF zu tun. Ihm sind kürzlich bereits Talk-König Kurt Aeschbacher (69) und TV-Legende Monika Fasnacht (54) zum Opfer gefallen. 

Tatsache ist: Die neu angepeilte Zielgruppe wird in Artikel 13 der neuen SRG-Konzession von 2018 tatsächlich explizit erwähnt. Für Medienwissenschaftler Heinz Bonfadelli (68) ist zwar nachvollziehbar, dass sich der Sender verjüngen müsse. Aber er warnt:  «Unterschätzt SRF die herausragende Bedeutung seiner Stars und schiesst quasi ein Eigengoal?» SRF dürfe die Glaubwürdigkeit bei den Zuschauern nicht verspielen. Aushängeschilder wie Aeschbacher oder Kilchsperger hätten in ihren Rollen vollumfänglich funktioniert.

Entscheid vor der Direktoren-Wahl

Auffallend ist, in welchem Tempo der Rückzug ins Pickelalter vollzogen wird. «Ich finde es fragwürdig, wenn man so einschneidende Entscheide zu einem Zeitpunkt fällt, bevor eine neue Direktorin oder ein neuer Direktor gewählt worden ist», schüttelt Starwerber Frank Bodin (56) den Kopf. Wichtige betriebswirtschaftliche und personelle Entscheide würden noch vor Ende Jahr durchgeboxt.

Bodin hätte den versierten Talker Aeschbacher nicht so überhastet in Rente geschickt. Und auch er ist überrascht, wie schnell es passierte. Aeschbacher schilderte seine Entlassung so: «Es hat sich schon im Mai abgezeichnet, dass so etwas passieren könnte.» Einige Wochen später habe TV-Direktor Ruedi Matter ihn dann vom Flughafen Wien aus per Handy angerufen und ihm den Entscheid mitgeteilt.

Das gleiche Schicksal traf noch vor der Sommerpause auch Monika Fasnacht. 25 Jahre lang gehörte sie zum Starinventar des Senders. Jetzt verlor sie nach den Jass-Sendungen ihren letzten Bezugspunkt zu SRF –  ihr geliebtes Format «Tiergeschichten». Während ihr von einem Mitarbeiter des Unterhaltungsressorts gekündigt worden sei, habe sie von ihren direkten Vorgesetzten damals «weder ein Dankeschön für 25 Jahre bei SRF noch sonst etwas gehört», sagte sie. «Ich habe die Sendungen immer mit sehr viel Herzblut moderiert.»

Unterhaltungschef treibt Jugendkurs voran

Der Mann, der die Verjüngung bei SRF vorantreiben soll, ist der neue Unterhaltungschef Stefano Semeria (52). Der Deutsche mit italienischen Wurzeln, der Kilchsperger am Montag feuerte, war zuletzt Leiter «Junge Zielgruppen». Ihm wird intern vorgeworfen, man habe ihn überhaupt noch nie bei einem «Donnschtig-Jass» gesehen. «Ich habe die Sendung immer wieder am TV verfolgt und ich freue mich darauf, im nächsten Jahr mit dabei sein zu können», rechtfertigt er sich. Er hält es für legitim, einen so populären Moderator wie Kilchsperger auswechseln zu dürfen. «Im Zentrum steht die Jasssendung mit all ihren beliebten Elementen», sagt er. Auf die Frage, ob jetzt auch andere Stars zittern müssen sagt er nur: «Nein. Und ‹zittern› soll sowieso niemand.» 

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