Die eine Hand entspannt im Schritt, hält die nackte Grazie ihre andere Hand neckisch nach dem Schwanz einer Katze ausgestreckt: Willkommen in der Kunst von Polo Hofer (70). Sie ist gewagt, frech, sexy.
Am 3. Oktober gibt der Mundart-Rocker sein letztes Konzert in der Mühle Hunziken in Rubigen BE. Polo hat aber keineswegs vor, sich zur Ruhe zu setzen. Er steht voll im Saft, zeichnet neuerdings wieder vermehrt – einige seiner Bilder sind hoch erotisch. «Malen ist Rock ’n’ Roll und Rock ’n’ Roll ist auch immer Sex», erklärt der Künstler schelmisch.
Die unverhüllten Schönheiten stellt der Musiker (1,4 Millionen verkaufte Tonträger) im Thuner Atelier seiner Frau Alice (53) aus, die dort kunstvolle, selbst entworfene Särge anbietet. Preis der Bilder: ab 2000 Franken. Auf die Idee, eine nackte Tänzerin mit Gorillas zu zeigen, sei er in einem Nachtclub gekommen, erinnert sich Polo. «Ich sah, wie die Männer die Stripperin anglotzten. Im «Playboy» fand ich dann später das Sujet einer Frau, die mich für das Bild inspirierte.»
Alle Werke ein Unikat
Er zeichne immer aus der Fantasie, arbeite nie mit Aktmodellen. «Dabei fasziniert mich das Surreale an der Verbindung von Frau und Tier», sagt er. Hofers Bildtechnik ist eine digitalisierte Weiterentwicklung der Lithografie. Ab 1961 hat er eine vierjährige Lehre in diesem Kunsthandwerk absolviert. Früher malte er auf Steine, heute mit Caran-d’Ache-Stiften auf Papier.
Der Musiker arbeitet eine Woche und mehr an einem Werk. Alle Bilder sind handsigniert, nummeriert und limitiert. «Wer einen Polo kauft, hat eigentlich ein Unikat», versichert er. Und was sagt seine Frau Alice zu Polos Pop-Art? «Mich stört ganz und gar nicht, dass er nackte junge Frauen zeichnet», sagt sie. «Ich finde seine Bilder ästhetisch und wunderschön.» Sie liebe Erotik in der Kunst. «Zudem kommen wir alle nackt zur Welt und verlassen sie auch wieder so.»
In Sachen Sex, sagt Polo, sei er immer mutig gewesen. «1977 habe ich im Song «Teddybär» als erster Schweizer über Oralsex gesungen – über ein französisches Müntschi», erinnert er sich. Auch mit 70 Jahren sei die Lust auf Sex nicht verschwunden: «Das Testosteron wirkt auch beim Malen. Es ist nur stärker im Kopf als im Körper.»