Am Finale des Elite Model Look Switzerland wurde gestern im Hotel Kameha Grand in Opfikon ZH der Nachwuchs ausgezeichnet. Doch während drinnen die Models über den Laufsteg schritten, demonstrierten draussen einige Mitglieder der Zürcher Juso: Wie «20min.ch» berichtet, kritisierten sie mit Plakaten, auf denen zum Beispiel «Krumme Nase? Trotzdem schön» stand, die Botschaft, die der Modelwettbewerb vermittle.
Elite-Finalist ist selbst Juso-Mitglied
Demnach müssen Frauen und Männer gross und dünn sein, wie Nina Hüsser (22), Co-Präsidentin der Juso Kanton Zürich, sagt: «Solche Events setzen insbesondere junge Frauen wahnsinnig unter Druck. Dabei entspricht kaum jemand diesem Schönheitsideal.» Pikant: Einer der Elite-Kandidaten gehört ebenfalls der Juso an. Léon Schulthess (18) aus Luzern gehörte zu den 17 Finalisten des diesjährigen Wettbewerbs.
Er selbst sei, wie die Protestierenden, ebenfalls gegen die Stereotypisierung der perfekten Frau und des perfekten Mannes. Aber: Ob man an so einem Wettbewerb teilnehmen möchte und die Modelszene der klassischen und perfekten Schönheit entspreche, könne jeder selbst frei entscheiden. «Ich empfinde dies nicht so», sagt er zu BLICK. Schulthess erklärt, er selbst habe bemerkt, dass im Modelbusiness nicht nur nach klassischer Schönheit gesucht werde.
«Man muss gewisse Bedingungen erfüllen»
«Es geht um Charakter, um Ausdruck und um Inszenierung. Und wenn dies fehlt, dann hat eine klassische Schönheit genauso wenige Chancen. Dann hat jemand mit einer krummen Nase eine viel grössere Chance», sagt der Gymnasiast. Heute gebe es genügend erfolgreiche Models, die nicht klassisch schön seien, sondern sich selbst, ausdrucksstark und speziell. «Die Ansicht, dass man als Model nur der äusserlichen Schönheit entsprechen muss, ist veraltet und nicht modern. Modeln ist ein Beruf wie jeder andere – man muss sich das Geld erarbeiten und gewisse Bedingungen erfüllen.»
«In diesem Punkt weiche ich von meinen Parteikollegen ab»
Ist es kein Widerspruch, beim Modelwettbewerb mitzumachen und gleichzeitig Mitglied in der Partei zu sein, die sich dagegen ausspricht? «Auch wenn ich in der Juso bin, heisst dies noch lange nicht, dass ich jede einzelne Ansicht meiner Partei genauso vertrete», stellt Schulthess klar. «Es gibt immer Abweichungen zu gewissen Anliegen. Und in diesem Punkt weiche ich von meinen Parteikollegen ab.»
Trotzdem: Es sei das gute Recht seiner Kollegen zu protestieren. «Genauso ist es mein Recht, mich in der Modelszene umzusehen und eine andere Ansicht zu vertreten.» (kad)