Der Kampf gegen den Krebs hat ihn gezeichnet. Volksschauspieler Jörg Schneider (80) ist müde, schläft viel in diesen Tagen. «Das sind die starken Medikamente gegen die Schmerzen», sagt er mit ruhiger Stimme. «Sie machen mich sehr schlapp. Ich muss mich mehrmals täglich hinlegen.»
Die Krankheit hat sich im Körper des Schauspielers ausgebreitet. So sehr, dass Schneider zusammen mit seinen Ärzten eine endgültige Entscheidung getroffen hat. «Wir haben die Chemotherapie abgesetzt. Es bringt nichts mehr», sagt er offen. «Jetzt nehme ich jeden Tag so, wie er kommt.»
Wie viel Zeit dem beliebten Darsteller noch bleibt, kann ihm niemand sagen. «Ich geniesse jeden Moment mit meiner lieben Frau. Sie war immer für mich da, ich bin ihr so dankbar. Und dank der Medikamente spüre ich kaum Schmerzen», sagt er. Seit 52 Jahren ist Romy Schneider (79) an seiner Seite, seit dem Ausbruch der Krankheit sind sie sich noch viel näher gekommen. «Wir reden viel. Aber es ist schwer für mich, ihn so zu sehen», sagt sie. «Es macht mich sehr traurig. Trotzdem versuche ich immer noch, die Farben zu sehen und nicht alles Grau in Grau.»
Seit letztem September lebt Schneider mit der schrecklichen Diagnose. Bei einer Untersuchung war damals ein Lebertumor entdeckt worden. Die Ärzte gaben ihm noch ein halbes Jahr zu leben.
Von diesem Moment an arbeitete Schneider so gut er konnte an seiner Hinterlassenschaft. Das trieb ihn an, liess ihn gegen die Krankheit ankämpfen. Er veröffentlichte sein Kindermusical «Zauberorgel» in Buchform und schrieb seine Biografie «Äxgüsi!». Darin fasste er die wichtigsten Episoden und Dramen seines Lebens zusammen. Offen spricht er im Buch darüber, dass er für die Rolle des Kasperli zwar dankbar ist, aber nichts mehr hasse als auf sein «Tri-Tra-Trallala» reduziert zu werden.
Mit seinem letzten Film «Usfahrt Oerlike» erfüllte sich der Mime einen lang ersehnten Wunsch, die erste ernsthafte Kinohauptrolle. «Das war für mich ein krönender Abschluss!»
In diesen Tagen bringt Schneider noch eine CD auf den Markt. Auf «Äxgüsi! – das Hörbuch» liest er Passagen aus seiner Biografie. «Die Aufnahmen waren anstrengend, haben mir aber viel Freude bereitet.»
Das, was Schneider noch erledigen wollte, hat er nun geschafft. «Ich bin mit meinem Leben im Reinen», sagte er bereits in einem BLICK-Interview im Februar. Konflikte habe er geklärt, und auch das Testament sei längst geschrieben.
In seinem Buch «Äxgüsi!» nimmt Schneider von seinem Publikum Abschied. Auf der letzten Seite schreibt er: «Mir bleiben wirklich nur dankbare Gefühle. Dankbarkeit gegenüber allen Menschen, welche zu meinem Leben gehören.»