Er hat die Schweiz während Jahrzehnten zum Lachen gebracht. Jetzt ist sein Lachen für immer verstummt. Jörg Schneider erlag in der Nacht auf gestern Samstag im Alter von 80 Jahren seinem Krebsleiden. Mit seinem Tod verliert die Schweiz den letzten grossen Volksschauspieler.
Tickende Zeitbombe
«Jörg wusste, dass er bald sterben würde», sagt sein langjähriger Freund, Schauspieler Vincenzo Biagi (83). «Dennoch war ich erstaunt, mit welcher Würde und Tapferkeit er seine Krankheit ertragen hat.»
Mitte 2014 erhält Schneider die Diagnose, dass er einen unheilbaren Lebertumor hat. Er bricht seine Abschiedstournee «Häppi Änd!» ab. Die Krankheit sei eine tickende Zeitbombe, sagte er. «Niemand kann mir sagen, wie viel Zeit mir noch bleibt.» Er wünschte sich nur eines: noch etwas Zeit mit seiner geliebten Ehefrau Romy (79) verbringen zu dürfen. Jörg Schneider war seit 1963 mit ihr verheiratet. «Es war Liebe auf den ersten Blick», erinnerte er sich. Und ergänzte voller Dankbarkeit: «Sie war immer für mich da.» Das Paar hatte einen Sohn, Urs, er starb 2010 nur 46-jährig an Herzversagen. Der Verlust des Sohnes hat Schneider geprägt. Am wichtigsten war es ihm immer, mit niemandem Streit zu haben. Und stets ehrlich zu sein. Auch mit sich selbst.
Ende Juli 2015 setzt er die Chemotherapie ab. «Es bringt nichts mehr», erklärte Schneider. «Jetzt nehme ich jeden Tag so, wie er kommt.» Dank der Medikamente werde er nicht viele Schmerzen haben. Er sei mit seinem Leben im Reinen, ergänzte er. Das Testament habe er schon gemacht.
Jörg Schneider begann seine Karriere Ende der 50er-Jahre mit einer Fernsehfassung von «Pünktchen und Anton». Der ausgebildete Lehrer und ehemalige KV-Angestellte, der auch gerne Pfarrer geworden wäre, trat später mit Vico Torriani (1920–1998) in Schlagerparaden auf, danach im TV-Krimi «Polizischt Wäckerli». Bis heute unvergessen ist seine Rolle als Koni Frei in der Raststätten-Serie «Motel», die in den 80er-Jahre Millionen vor den Fernseher lockte.
Prall und gut im Saft
Zwischen seinen TV-Auftritten zog es ihn immer wieder auf die Theaterbühne. Ein gigantischer Erfolg war «Bibi Balù» mit Ines Torelli (83). Dass er für einen grossen Bühnen- und TV-Star doch eher klein und dicklich war, störte Schneider nicht im Geringsten: «Ich habe nur einmal im Leben zehn Kilo abgenommen. Da habe ich mir aber gar nicht gefallen», witzelte er – und verglich sich mit einem Pfirsich: «Wir sind beide prall, rundlich und gut im Saft.»
Bereits 1967 schrieb Schneider eine erste Hörspielfassung von «Kasperli». Bis 1976 legte er 40 weitere Abenteuer des Kindermärchens nach. Sie bescherten ihm den grössten Erfolg seiner Karriere. Die Kassetten und LPs verkauften sich mehr als drei Millionen Mal. Es sei seine Urbegabung, die Leute zum Lachen zu bringen, meinte er. «Und das habe ich sehr gerne gemacht.» Trotzdem mochte er es nicht, auf den Kasperli reduziert zu werden. Er wolle nicht sein Leben lang als Kinderfigur Spässchen machen müssen, sondern als Schauspieler ernst genommen werden.
Das gelang ihm erst gegen Ende seines Lebens. 2014 erhielt er im Film «Usfahrt Oerlike» die erste ernsthafte Kinohauptrolle. «Das war für mich ein krönender Abschluss», freute er sich.
Schneider war in den letzten Wochen nur noch zwischendurch bei Bewusstsein. Sein letzter Wunsch, nicht im Spital sterben zu müssen, ging in Erfüllung. Er war zu Hause, mit Gattin Romy an seiner Seite. «Mir bleiben wirklich nur dankbare Gefühle», schrieb er auf der letzten Seite seiner im März erschienen Biografie «Äx-güsi!», «Dankbarkeit gegenüber allen Menschen, welche zu meinem Leben gehören.»
Jörg Schneiders Beerdigung findet im engsten Familienkreis statt. Mitte September ist eine öffentliche Abdankungsfeier in Zürich geplant.
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Bundes-Filmchef Ivo Kummer: Mit dem Tod von Jörg Schneider verliere die Schweiz einen grossartigen Schauspieler, der zu lange unterschätzt worden sei, sagte Kummer der Nachrichtenagentur sda. Erst im Alter habe er die Anerkennung erhalten, die ihm gebühre.
«Es ist ein trauriger Moment für die Schweizer Filmlandschaft.» Der letzte Kinofilm «Usfahrt Oerlike» sei zum Vermächtnis von Schneider geworden.
In gewisser Hinsicht sei der Zürcher Schauspieler seiner Zeit voraus gewesen, erklärte Kummer. Während lange Zeit die Meinung galt, Kunst und Unterhaltung hätten keine Berührungspunkte, habe sich Schneider stets zwischen diesen Welten bewegt.
Hanna Scheuring, Leiterin Bernhard-Theater: Die Schweiz habe mit Jörg Schneider einen der bedeutendsten, aber auch etwas verkannten Schauspieler verloren, sagt Scheuring. Er sei einer gewesen, der eine ausgesprochene Wärme ausgestrahlt habe.
«Ein wahnsinnig berührender Anlass» sei in diesem März sein letzter Auftritt auf einer Theaterbühne gewesen: Die Präsentation seines Buches «Äxgüsi! Aus meinem Leben» im Zürcher Bernhard-Theater.
Schauspieler Vincenzo Biagi: Als «sehr angenehmen Kollegen» hat Biagi Jörg Schneider in Erinnerung, mit dem er seit Jahrzehnten zusammen auf der Bühne stand. Hervorragend hat Schneider laut Biagi auch viele englische Stücke in Schweizer Mundart übersetzt.
Unzählige Stücke spielten die beiden etwa gleichaltrigen Schauspieler zusammen - vor allem im Bernhard-Theater und im «Hechtplatz» in Zürich, aber auch auf vielen Tourneen. Dabei war es gemäss Biagi nie langweilig. Humorvoll und lustig sei er nicht nur auf der Bühne, sondern auch im privaten Rahmen gewesen.
Bundes-Filmchef Ivo Kummer: Mit dem Tod von Jörg Schneider verliere die Schweiz einen grossartigen Schauspieler, der zu lange unterschätzt worden sei, sagte Kummer der Nachrichtenagentur sda. Erst im Alter habe er die Anerkennung erhalten, die ihm gebühre.
«Es ist ein trauriger Moment für die Schweizer Filmlandschaft.» Der letzte Kinofilm «Usfahrt Oerlike» sei zum Vermächtnis von Schneider geworden.
In gewisser Hinsicht sei der Zürcher Schauspieler seiner Zeit voraus gewesen, erklärte Kummer. Während lange Zeit die Meinung galt, Kunst und Unterhaltung hätten keine Berührungspunkte, habe sich Schneider stets zwischen diesen Welten bewegt.
Hanna Scheuring, Leiterin Bernhard-Theater: Die Schweiz habe mit Jörg Schneider einen der bedeutendsten, aber auch etwas verkannten Schauspieler verloren, sagt Scheuring. Er sei einer gewesen, der eine ausgesprochene Wärme ausgestrahlt habe.
«Ein wahnsinnig berührender Anlass» sei in diesem März sein letzter Auftritt auf einer Theaterbühne gewesen: Die Präsentation seines Buches «Äxgüsi! Aus meinem Leben» im Zürcher Bernhard-Theater.
Schauspieler Vincenzo Biagi: Als «sehr angenehmen Kollegen» hat Biagi Jörg Schneider in Erinnerung, mit dem er seit Jahrzehnten zusammen auf der Bühne stand. Hervorragend hat Schneider laut Biagi auch viele englische Stücke in Schweizer Mundart übersetzt.
Unzählige Stücke spielten die beiden etwa gleichaltrigen Schauspieler zusammen - vor allem im Bernhard-Theater und im «Hechtplatz» in Zürich, aber auch auf vielen Tourneen. Dabei war es gemäss Biagi nie langweilig. Humorvoll und lustig sei er nicht nur auf der Bühne, sondern auch im privaten Rahmen gewesen.