Alles für einen Neuanfang hinter sich zu lassen, ist nicht einfach. Schauspielerin Ruth Maria Kubitschek (†92) hat das noch im hohen Alter getan. Vor zwei Jahren beschloss der Kultstar, die Dreieinhalb-Zimmer-Wohnung in Fruthwilen TG am Bodensee aufzugeben. In dieser hatte Kubitschek 30 Jahre lang gelebt und dort ihren «Garten der Aphrodite» erschaffen, den die Deutsche mit Schweizer Pass sogar in einem Buch festhielt. Mit 90 Jahren wurde ihr alles zu viel.
Sie zog ins Tessin nach Ascona in eine kleine Wohnung. Eine Entscheidung, die die Mutter eines Sohnes (66) nie bereut hat: «Die Sonne und das milde Klima tun mir gut.» Es scheint, als würde das Lebensgefühl der Dolce Vita, mit dem die Sonnenstube lockt, sie geradezu beflügeln. «Ich gehe jeden Tag spazieren, esse Spaghetti und Eis», schwärmte die Künstlerin, die knapp 40 Jahre lang bis zu dessen Tod mit Fernsehproduzent Wolfgang Rademann (1934–2016) liiert war. Er erfand die «Schwarzwaldklinik» und das «Traumschiff».
«Ich glaube, nun ist alles gesagt»
Ihre Lebensliebe loszulassen, war sehr schwer für Kubitschek. Doch dank ihres mutigen Neuanfangs im Tessin hatte sie wieder Kraft und Hoffnung geschöpft. Umso überraschender war die Veröffentlichung ihres Interviews im «Stern» im vergangenen Dezember, das den Eindruck erweckte, sie würde leise Abschied nehmen. «Eine Bitte hätte ich noch: Könnten Sie schreiben, dass dies mein letztes Interview war? Ich glaube, nun ist alles gesagt», wandte sie sich am Ende des Gesprächs an den Reporter.
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Kurz vor dem Ende des Gesprächs hatte sie dem Journalisten Unheimliches anvertraut: Ein Philosoph habe ihr aus der Hand gelesen und ihr prophezeit, dass sie 94 Jahre alt würde. «Ob diese Prophezeiung stimmt, ist am Ende egal. Irgendwann ist es Zeit zu gehen», fand die Schauspielerin. Und sie war sich ganz sicher: «Ich meditiere viel, nur deshalb bin ich noch da.»
Die besten Rollen schrieb sie selbst
Sie konnte auf ein äusserst erfolgreiches Berufsleben zurückblicken. So bleibt sie unter anderem in Erinnerung in ihrer Rolle als «Spatzl» in der Kultserie «Monaco Franze» an der Seite von Helmut Fischer (1926–1997) als «der ewige Stenz». Vor elf Jahren zog sie sich nach ihrer Kinorolle in «Frau Ella» zurück. «Noch mehr uralte Frauen zu spielen, war nicht interessant. Die besten Rollen hatte ich mir ohnehin selbst geschrieben», so die vielfach preisgekrönte Mimin damals.