Schock für Ines Torelli (87)! Die unvergessliche Volksschaupielerin ist in ihrem Schlafzimmer schwer gestürzt, brach sich den linken Arm, lag zwei Monate im Spital. Jetzt ist Ines Torelli wieder daheim in ihrem Häuschen in Nova Scotia (Kanada). «Der Bruch wird nie wieder verheilen», stöhnt sie. Die Knochen seien ein Trümmerfeld, hätten ihr die Ärzte gesagt. «Da gibt es nichts mehr zu machen. Ausser Pillen gegen die Schmerzen zu nehmen.» Die einst so quirlige Ostschweizerin hat nur noch einen Wunsch: «Mein Kätzli Billy zu überleben. Es ist alles, was mir Freude bereitet. Und es könnte doch nicht sein, so ganz allein und ohne mich.»
Torelli war im TV Dauergast
Ines Torelli gehört zu den grössten Showstars, welche die Schweiz je hatte. Bühnenhits wie «Bibi Balù» und «Die kleine Niederdorfoper» machten sie in den 60er- und 70er-Jahren im ganzen Land bekannt. Ihre «Kasperli»-Kassetten verkauften sich millionenfach. Der Hit «Gigi von Arosa» (1975) gilt noch heute als Mundart-Evergreen. Und auch am Fernsehen war Torelli Dauergast.
Mitte der 90er-Jahre hatte sie plötzlich genug vom Rummel. Mit ihrem Mann, dem elf Jahre älteren Theaterproduzenten Edi Baur (†89), wanderte sie nach Kanada aus, um dort den Lebensabend zu geniessen. 2009 stirbt Baur. Seither lebt Torelli allein mit Kater Billy (heute 13) im Häuschen am Meer.
«Mein Mann war nicht immer gut zu mir»
An ihren früheren Ruhm denke sie nicht mehr, sagt Torelli. «Mein Gehirn ist schon gestorben, meine Erinnerungen sind fast ganz verschwunden.» Auch ihren Mann habe sie mittlerweile vergessen. «Er war nicht immer gut zu mir, er hatte auch an anderen Frauen seinen Plausch. An ihn muss ich mich sicher nicht erinnern.» Mit einem erneuten Seufzer ergänzt sie, dass es auch angenehm sei ohne Vergangenheit und Sehnsüchte. «Mir tun die Leute leid, die dauernd nur noch von früher reden.»
Die Tage verbringt Torelli heute vorwiegend auf dem Sofa. Sie höre Radio oder schaue zum Fenster hinaus. Sie esse kaum mehr, erzählt sie weiter, höchstens am Morgen ein kleines Frühstück, mehr nicht! «Ich weiss, das ist nicht gut, aber ich habe einfach keinen Appetit.»
«Um Gottes willen, nein!»
Dreimal die Woche kommt eine Krankenschwester, die ihr den gebrochenen Arm massiere und sie wasche. Mit ihr zu plaudern, sei manchmal noch schön, sagt Torelli, die einen Umzug ins Altersheim partout nicht in Betracht ziehen will. «Um Gottes willen, nein! Da wird doch nur herumbefohlen.»
Freunde habe sie keine mehr, die seien alle gestorben, sagt Torelli. Ruedi Walter (1916–1990), Stephanie Glaser (1920–2011), Jörg Schneider (1935–2015) – sie sei die letzte dieser Generation. «Ich komme mir vor wie ein Restposten», sagt sie und lächelt erstmals.
Die Ruhe, die geniesse sie am meisten, sagt Torelli, am liebsten würde sie einfach nur einschlafen. Aber das könne sie ihrem Kätzchen nicht antun. «Ohne mich wäre Billy verloren.»