Tragisch, aber wahr: Wegen eines Flugzeugabsturzes hat das Kunstmuseum Basel sieben Bilder von Picasso erhalten. Ab heute zeigt es sie erstmals zusammen in einer separaten Ausstellung.
Am 20. April 1967 stürzte ein Flugzeug der Basler Chartergesellschaft Globe Air in Zypern ab. 126 Menschen starben. Ein halbes Jahr später war die Airline bankrott, und der Besitzer Peter G. Staechelin brauchte Geld. Sehr viel Geld. Und das hatte er nicht. Das Familienvermögen war in der Staechelin’schen Kunstsammlung gebunden, die als Leihgabe im Basler Kunstmuseum hing.
Der Sohn des Sammlers brauchte Geld
Hier beginnt der Basler Picasso-Handel, hinter dem die dramatische Geschichte vom Aufstieg und Fall einer Familie der guten Gesellschaft steht. Zusammengetragen hat die Sammlung der Basler Baulöwe Rudolf Staechelin (1881–1946). Damit sie nach seinem Tod nicht verscherbelt wird, gründete er eine Familienstiftung. Seinen Nachkommen liess er ein Hintertürchen offen: Sollte ein Familienmitglied in finanzielle Schwierigkeiten geraten, dürften Bilder aus der Stiftung verkauft werden.
So kam es auch. Sohn Peter G. Staechelin (1922–1977) brauchte nach dem Globe-Air-Crash etwa 30 Millionen Franken – gut 100 Millionen nach heutigem Wert! Also holte er Bilder der Stiftung aus dem Museum und gab sie dem Kunsthändler und späteren Museumsgründer Ernst Beyeler (1921–2010) in Kommission.
Da bot der Kanton Basel-Stadt einen Handel an: Picassos «Zwei Brüder» und «Sitzender Harlekin» für 8,4 Millionen (heutiger Geldwert: über 30 Millionen), davon 6 Millionen aus der Staatskasse, der Rest aus Spenden.
Statt zwei gabs am Ende sieben Bilder
Trotz des hohen Preises hat sich das Geschäft für Basel gelohnt. Der hochbetagte Picasso (1881–1973) freute sich derart über die Basler Kunstfreunde, dass er ihnen gleich vier Bilder schenkte. Und vor lauter Freude darüber nahm die milliardenschwere Roche-Erbin Maja Sacher (1896–1989) einen ihrer Picassos von der Wand und fuhr ihn – unverpackt auf dem Rücksitz ihres Autos – ins Museum. So bekam das Kunstmuseum Basel für 8,4 Millionen Franken nicht nur zwei, sondern gleich sieben Picassos!
Heute sind diese Bilder einen dreistelligen Millionenbetrag wert. Den Kauf bewilligten 1967 die Basler Stimmbürger in einer Volksabstimmung – einmalig auf der Welt, nirgendwo sonst hat je das Volk über einen solchen Kunstkauf abgestimmt. «Das ist typisch für Basel, und ich glaube, es ist nicht unmöglich, dass etwas Ähnliches hier auch wieder passieren könnte», erklärt Kunstmuseumsdirektor Josef Helfenstein (60).
Staechelins gehörte auch das zweitteuerste Bild der Welt
Der Basler Kunstkrimi war damit noch nicht zu Ende. Die Familie Staechelin brauchte immer wieder Bargeld, holte Bilder aus dem Museum und verkaufte sie. Inzwischen hängt kein einziges Bild ihrer Stiftung mehr im Basler Museum. Zuletzt verkaufte Peter G. Staechelins Sohn Ruedi, selber Vater eines Sohnes, das Bild «Nafea Ipoipo» von Paul Gauguin für mutmasslich 210 Millionen Franken, den zweithöchsten Betrag, der je für ein Bild gezahlt wurde. Käufer war wahrscheinlich der Scheich von Katar.