Die Krokusse spriessen, die Temperaturen vermitteln Frühlingsgefühle, doch im Herzen von Ursula Gnädinger (76) ist es heute winterlich. Vor genau drei Jahren starb ihre grosse Liebe, der Volksschauspieler Mathias Gnädinger (†74, «Hunkeler», «Der grosse Sommer») im Zürcher Universitätsspital an den Folgen einer Infektion.
Gnädingers blaue Jacke hängt noch über dem Stuhl
«Seither bleibt die Zeit für mich stehen oder sie macht Sprünge, es ist ganz speziell», so Ursula Gnädinger, die nach wie vor in ihrem gemeinsamen Haus in Stein am Rhein SH lebt und da noch nichts verändern konnte. Als würde ihr Ehemann «Mathis», wie sie ihn liebevoll nannte, jeden Moment nach Hause kommen, hängt seine blaue Jacke über dem Stuhl beim Eingang. «Das gibt mir ein heimeliges Gefühl», sagt sie. Die gemeinsamen Rituale erhält sie aufrecht. «Morgens gibts Nüsse, und zwar so abgezählt, dass sie eine Primzahl ergeben, Mathis liebte das», erinnert sie sich lächelnd. «Dann mache ich ein Müesli, trinke Kaffee und gehe spazieren.»
Heute wird sie den Tag besinnlich gestalten. «Ich gehe auf die Klosterinsel Werd, werde mir mittags die Messe anhören und danach ins Labyrinth gehen. Da ging Mathis immer hin, bevor er einen neuen Film drehte. Also wandle ich heute auf seinen Spuren.»
Eine Einzelgängerin mit wunderbarem Umfeld
Sie sei zu einer Einzelgängerin mit wunderbarem Umfeld geworden. Sei es, dass sie mit Gnädingers Kindern Laura (28) und Gilles (26) ein Käsefondue isst, eine der Lieblingsspeisen des Charakterdarstellers bei jeder Jahreszeit, oder dass sie ihre Freundin Bea Petri im westafrikanischen Ouagadougou bei deren Projekt unterstützt, jungen Frauen eine Ausbildung zu ermöglichen.
Auch da hat sich der Schaffhauser stets wohlgefühlt. Der Schule Nas Mode hat er mit seinem Bruder und Ursula für 10'000 Franken sogar einen Bus gekauft. Ursula Gnädinger ist dort mindestens zweimal jährlich vor Ort, auch im Sinne ihres verstorbenen Gatten.
«Ich spüre Mathis ständig bei mir», sagt sie. Er sei es auch, der ihr in traurigen Momenten liebevoll zurufe: «So, jetzt hör auf damit und mach einfach weiter.»