Der Moment, der ihr Leben verändert hat, jährte sich vor wenigen Tagen zum 30. Mal. Am 9. April 1994 kollidierte die damals 14-jährige Nadine Gerber auf ihrem Mofa mit einem Auto. Sie trägt verschiedene «Hardware»-Verletzungen, wie sie es nennt, davon, also physische Verletzungen. Knochenbrüche, einen gelähmten Arm, ein zertrümmertes Kniegelenk und einen kaputten Oberkiefer sowie mehrere «Kleinigkeiten». «Die Liste ist ziemlich lang», sagt die heute 44-jährige Zürcherin. «Einiges davon wird mich für den Rest meines Lebens beschäftigen.» Zum Beispiel habe sie fast kein Knochenmaterial mehr im Oberkiefer, zudem ist dieser immer entzündet. Zuletzt wurde sie im Herbst 2022 operiert. «Auch Arthrose im Knie wird wohl mal Thema. Es knirscht und knarzt schon jetzt wie verrückt», erzählt die Mutter von Lias (11) und Maé (8).
Doch Nadine Gerber ist nach dem Unglück vor allem eines: froh. «Ohne Unfall wäre ich nicht die Person, die ich heute bin, wäre wohl keine Journalistin und Autorin geworden», meint sie. «Als introvertierte Person wäre ich bestimmt den einfacheren Weg gegangen.» Und vor allem ist sie froh, dass sie noch da ist und überhaupt ein normales Leben führen kann. «Seelisch stelle ich nichts Negatives als Folge fest.»
Nadine Gerber will das Leben auskosten
Doch der Gedanke, dass alles jederzeit vorbei sein kann, hat Nadine Gerber geprägt und ihr den Mut gegeben, den eben nicht einfacheren Weg einzuschlagen. «Ich sollte das Leben möglichst auskosten und meine Träume realisieren. Das Leben ist zu kurz für Plan B.»
Nadine Gerber hat es gewagt, ihre Passion fürs Schreiben zum Beruf zu machen und ist als Sportredaktorin bei der «Schweizer Illustrierten» tätig. Schon als Kind hat sie gerne und sehr oft geschrieben. «Irgendwann in der Primarschule erklärte ich meinen Eltern, dass ich Autorin werde. Und interessanterweise hat das niemand so richtig abwegig gefunden.» Soeben hat sie ihren neuen, bereits sechsten Roman «Zug um Zug zu dir» im Zytglogge Verlag veröffentlicht. Die Geschichte handelt von Nora, die sich aufmacht, per Zug Europa zu entdecken, und die Liebe zu finden. Nadine Gerber setzt in ihren Romanen gerne ein Hauptthema, um das sie ihre Geschichte baut, im aktuellen Buch ist es der Klimawandel. «Meine Bücher sind keine Wohlfühlromane, sie sind schon sehr schicksalhaft und gehen tief – ausser gerade mein neues Buch. Das ist eher leichtere Kost», meint sie, die auch schon Kinderbücher verfasst hat. Zum Beispiel über den geliebten Stoffhasen von Sohn Lias, der immer wieder verloren ging. «Stefan, wo bist du?» habe sie aber eher als Geschenk für ihre beiden Kinder verfasst. «Der Hase ist übrigens gerade wieder verschwunden.»
Geschichte von Kevin Lötscher erzählt
Mittlerweile kann sich Nadine Gerber Bestsellerautorin nennen. Gemeinsam mit dem ehemaligen Eishockey-Profi Kevin Lötscher (36) hat sie dessen Biographie «Eiszeit» verfasst. «Die Bezeichnung freut mich, aber für mich als Mensch ändert das nichts», sagt sie. «Wir haben diese Biographie nicht mit dem Gedanken geschrieben, dass daraus ein Bestseller werden soll. Wir wollten einfach diese krasse Geschichte möglichst authentisch und emotional erzählen.» Der Sportler aus dem Wallis hatte wie sie ebenfalls einen schweren Verkehrsunfall, der sein Leben komplett verändert hat. Zwei Jahre nach dem Ereignis musste er mit nur 25 Jahren seine Karriere beenden.
Dieser Artikel wurde erstmals in der «Glückspost» veröffentlicht. Mehr aus der Welt der Schweizer Prominenz, Royals und Sportstars erfährst du immer montags in unserem Gratis-Newsletter! Zur Anmeldung
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Keinen Plan B und Träume realisieren – Nadine Gerber nimmt ihr Vorhaben, das Leben auszukosten, ernst. So führt sie in ihrem Kopf eine fliessende Bucket-Liste, hat trotz ihrer Verletzungen schon einen Triathlon absolviert, ist Fallschirm gesprungen, Gleitschirm geflogen und durch verschiedene Hochgebirge getourt. «Vieles hat mit Grenzen ausloten zu tun», gesteht sie. Aber auch kleinere Dinge, wie ein Jassturnier bestreiten oder gewisse Reisen zu machen oder bestimmte Essen zu kochen, konnte sie schon abhaken. Aktuell träumt sie davon, Polarlichter zu sehen, eine Safari zu machen und würde gerne in einer kleinen Hütte an einem schönen Ort ein Buch schreiben. «Denn die wichtigste Sache auf der Liste war, endlich ein Buch zu schreiben.»
Sie träumt von einem Rustico
Für ihre eigene Geschichte erhofft sich die Autorin, «dass ich natürlich meine Kinder aufwachsen sehe und wenn möglich auch meine Enkelkinder». Und irgendwann, wenn sie genug erlebt und genügend Stoff für ewiges Schreiben hat, kann sie sich vorstellen, sich örtlich aus der Gesellschaft zu verabschieden. «Denn ich träume von einem Rustico irgendwo ganz hinten im Verzascatal in Ruhe, Abgeschiedenheit und Einsamkeit zu leben. Denn Einsamkeit ist für mich wohltuend.» Dann kann und will sie ihrer Introvertiertheit wieder mehr Raum lassen. «Aber das alles ist noch weit weg!»