Grosse Sorge um Jürg Marquard
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Verleger-Legende im Spital:Grosse Sorge um Jürg Marquard

Herz-OP! Verleger-Legende auf Intensivstation
Grosse Sorge um Jürg Marquard

Der Verleger Jürg Marquard (74) schuf sich ein Zeitschriften-Imperium und beurteilt in der Sendung «Die Höhle des Löwen» Jungunternehmer. In den letzten Wochen ging es dem Multimillionär gesundheitlich sehr schlecht.
Publiziert: 23.02.2020 um 00:21 Uhr
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Aktualisiert: 23.02.2020 um 11:45 Uhr
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SonntagsBlick weiss: Jürg Marquard hatte eine Blutvergiftung, auch Sepsis genannt. Er musste am Herz operiert werden, aber die OP verlief gut.
Foto: Jessica Keller
Alexandra Fitz

Er liebt die Schweizer Bergluft. Von seinem Turm – oder wie er ihn liebevoll romanisch «la tuor» nennt – kann er über den gefrorenen St. Moritzersee blicken und die Aussicht geniessen. Der Verleger Jürg Marquard (74) besitzt seit über 25 Jahren ein dreistöckiges Penthouse im Hotel Badrutt’s Palace im Engadin. Neben einem Haus in der Karibik, einer Yacht im Mittelmeer und der Villa Bella Vista am Zürichsee. Er habe mehrere Zuhause, sagt der Zürcher. Alle seien sie schön.

Doch im Moment ist Jürg Marquard an keinem schönen Ort. Der 74-Jährige liegt auf der Intensivstation in der Klinik Hirslanden in Zürich, wie SonntagsBlick weiss. Er hatte eine Sepsis. Sepsis – auch Blutvergiftung genannt – ist eine Entzündungsreaktion auf eine Infektion. Diese breitet sich über den ganzen Körper aus und greift die Organe an.

Bei Marquard gar die Herzklappen. Ihre Funktion war eingeschränkt, der Multimillionär musste im Februar am offenen Herz operiert werden. Der Eingriff war sehr heikel, aber die OP verlief zum Glück gut.

Zuversichtlich, dass alles wieder gut kommt

Die Familie möchte derzeit keine Stellung nehmen. Ihre Welt stand in den letzten Wochen kopf. Seine Liebsten – Frau Raquel, seine Kinder, seine Freunde und Bijan Khezri, der CEO von Marquard Media, die ihn täglich besuchen – sind zuversichtlich, dass alles gut kommt.

Marquards Gesundheit belastet die Familie schon länger. In den vergangenen drei Jahren kämpfte der Multimillionär mehrere Male mit einer schlimmen Sepsis.

Eines Morgens Ende Januar hat er, der gerne als Lebemann beschrieben wird, wieder ein Tief. Seine Frau Raquel bemerkt, dass ihr Mann bewusstlos in seinem Bett im Appartement in St. Moritz GR liegt. Marquard wird sofort ins Spital im nahe gelegenen Samedan GR gebracht und dann mit dem Helikopter nach Zürich geflogen. Es folgt die grosse Herz-OP.

Vor acht Monaten antwortete Marquard dem Portal bluewin.ch auf die Frage, wovor er Angst habe: «Krankheit und Siechtum.» Er erzählt, dass er einmal Todesangst verspürte und glaubte zu sterben. Marquard schwamm im Meer, als er plötzlich keine Luft mehr bekam und langsam absank. Marquard litt an einer chronischen Bronchitis. Wenn man in diesem Zustand Meerwasser schluckt, kann es passieren, dass man keine Luft mehr bekommt und ertrinkt. Seine Schiffscrew reagierte sofort und rettete ihn. Marquard schaffte es. Marquard ist ein Kämpfer.

Jürg Marquard ist ein Löwe

Das weiss seine Familie – und so kennt auch die Schweiz den erfolgreichen Unternehmer. Im Mai vergangenen Jahres kämpfte Marquard als Löwe und nahm junge Unternehmer in die Mangel. In der Castingshow «Die Höhle des Löwen» auf TV24 bewerten fünf potenzielle Investoren, sogenannte Löwen, Geschäftsideen. Marquard und Co. können sich an den Start-ups beteiligen. Marquard als Vorbild für Jungunternehmer.

Marquards Karriere beginnt vor 54 Jahren. Auch er bekommt Hilfe. Für seinen Traum leihen ihm Freunde 2000 Franken. Von zu Hause gibt es keine Unterstützung. Denn der Sohn eines Zahnarztes, zwei Monate nach Ende des Zweiten Weltkrieges in Urdorf ZH geboren, will ganz zum Trotz seines strengen Vaters nicht studieren.

Lieber beginnt er beim «Limmattaler Tagblatt» als Lokalredaktor. Mit 18 schreibt er über das Aufreissen von Frauen in der Zürcher Bahnhofstrasse. «Ich habe das Leben und die Frauen immer sehr genossen und geliebt», sagt der Multimillionär gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Seit zwölf Jahren ist er in dritter Ehe mit dem Ex-Model Raquel Lehmann verheiratet. «Mit Raquel führe ich die längste Beziehung meines Lebens, und ich hoffe, es ist auch die letzte. Sie macht mich unglaublich glücklich», sagt der Verleger letztes Jahr dem BLICK.

Mit 20 Jahren Pop-Magazin gegründet

1965 schlägt sein Herz vor allem für Popmusik. Pop und Rock waren noch Randphänomene, ihre Anhänger gemäss «NZZ» «langhaarige Affen mit Gitarren, die die Jugend verderben». Doch Marquard – dem man heute verlegerischen Ur-Instinkt nachsagt – erkennt mehr darin und gründet mit 20 Jahren und gepumpten 2000 Franken die Jugendzeitschrift «Pop». Mit dem Magazin bewegt Marquard viel in der Schweiz, für ihn ist es der Start in sein Verlagsimperium. Er gründet Frauenzeitschriften wie «Cosmopolitan», «Joy» und «Mädchen». Mitte der 90er-Jahre macht Marquard mit über 30 Titeln einen Jahresumsatz von 200 Millionen Franken. Ein Popfan wird zum Medien-Millionär.

Marquard schwärmt von seinen Villen, die Namen tragen wie Bella Vista, sitzt im Rolls-Royce, zeigt sich auf seiner Yacht «Azzurra II». «Warum soll ich verstecken, was ich habe? Das ist mein Leben», antwortet Marquard, wenn ihm vorgeworfen wird, er würde prahlen. Die «Bilanz» listet ihn mit einem geschätzten Vermögen von bis zu 400 Millionen Franken unter die 300 reichsten Schweizer. Und dennoch weiss Marquard, dass Erfolg und Luxus nicht alles sind. Sein wertvollster Besitz, sagt Marquard, sei die Liebe seiner Frau Raquel und seiner Kinder.

Jürg Marquard ist keiner, der sich ausruht

Marquard ist ein Alt-68er. In seinem Wohnzimmer in Herrliberg ZH hängt ein Bild vom jungen Marquard und der Legende Jimi Hendrix, der Vater warf ihm zuweilen vor, ein Kommunist zu sein. Marquard sagt selbst, das sein früheres Ich kaum etwas mit dem Marquard von heute anfangen könnte – umgekehrt genauso. Aber er betont stets, dass er hart arbeite und nicht nur Geld verdiene, sondern auch verliere. Marquard hasst verlieren. Er will gewinnen.

Marquard wird sich in den nächsten Wochen von seiner Erkrankung erholen. Deshalb wird der 74-Jährige bei der zweiten Staffel der Show «Die Höhle des Löwen» nicht teilnehmen. In seiner Firma Marquard Media, die sich gemäss Marquard in einem erfolgsversprechenden Umbau befindet, hält CEO Bijan Khezri, mit 20 Prozent Mitinhaber des Verlags, derzeit die Stellung. «Jürg ist für mich ein starker Kämpfer, und ich bin sehr zuversichtlich, dass er bald wieder gestärkt im Unternehmen anpacken wird», sagt Bijan Khezri.

Bei Marquard Media treibt man gerade die Digitalisierung des Unternehmens voran. Jürg Marquard ist keiner, der sich ausruht. Statt seinen Ruhestand zu geniessen, arbeitete er in den vergangenen Monaten von seinen schönen Eigenheimen aus mit dem iPad an der Neugestaltung seiner Firma. Der einstige Journalist, der für seine erste Zeitschrift selbst Texte über Popmusik in eine Schreibmaschine hackte, hat sein Umfeld immer wieder fasziniert durch seine Kraft und seinen Kampfgeist.

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