Vor sieben Jahren starb der grosse Entertainer Hazy Osterwald (1922–2012). Am kommenden Samstag strahlt SRF den biografischen Spielfilm «Die Hazy Osterwald Story» wieder aus. Seine Witwe, die Schauspielerin Eleonore Schmid (75), zog sich komplett aus der Öffentlichkeit zurück. Nun spricht sie offen über die Beziehung.
BLICK: Frau Osterwald, wie geht es Ihnen sieben Jahre nach dem Tod Ihres berühmten Mannes?Eleonore Schmid: Danke, es geht mir ganz anständig. Man lebt so mit ein paar Bobos – Kreislaufproblemen, hohem Blutdruck. Aber ich bin in guten ärztlichen Händen. Doch die Trauer ist halt immer noch da. Sie verändert sich, aber der Schmerz wird nie vergehen.
Denken Sie, dass sein Tod bis heute Spuren hinterlassen hat?
Bestimmt. Es war am Schluss eine schwierige Zeit. Er litt ja zehn Jahre lang an Parkinson, der Blutzucker war am Schluss zu hoch, aber er wollte partout nicht in die Klinik. Ich sagte ihm mit fester Stimme: «Dann komme ich mit, schlafe bei dir.» Und das tat ich auch. Ich nahm sogar seine Musik mit. Nach 17 Tagen konnte er dann nochmals heim. Aber er war zuletzt sehr schwach, konnte kaum noch sprechen und gehen.
Wie trat eigentlich Hazy in Ihr Leben?
Ich war zehn Jahre jung und ging jeweils am Mittwoch zum Eislaufen in Solothurn. Danach wärmte ich meine Hände an einem Eisenofen in einem Häuschen, wo man sich umziehen konnte. Und da lief sein «Tango Bombastico» – es war die Zeit lange vor seinem berühmten «Kriminaltango». Und ich sagte mir: Dieser Rhythmus, dieses Orchester – unglaublich.
Und so haben Sie sich in ihn verliebt?
Mein Gott, nein. Ich war ja noch ein Kind. Live begegnet bin ich ihm erst viel später – im Jahr 1979. Meine sechs Jahre jüngere Schwester und ich warteten auf seiner Abschiedstournee im Capitol eine Stunde lang auf ein Autogramm. Wir waren die Letzten. Und ich sagte: «Erika, er schaut dauernd zu uns!» Er gab uns dann das Autogramm unter der Bedingung, dass er uns noch zu seiner Party mit Freunden einladen dürfe.
Als Eleonore in sein Leben trat, steckte Hazy Osterwald in einer Krise. Sein Imperium aus den neun Hazyland-Dancings, einer Agentur und einem eigenen Plattenlabel brach zusammen. Er löste seine Band auf, das Hazy Osterwald Jet Set, er wollte nicht mehr Trompete und Vibrafon spielen. Seine erste Ehefrau hatte sich das Leben genommen, und die zweite Ehe mit der Sängerin Ema Damia (1941–2016) war kaputt. Die spätere Scheidung kam ihn teuer zu stehen.
Und dann kamen Sie. Wie und wo hat es dann so richtig gefunkt?
Ich wollte ihn ja nicht wegen des Geldes, das hatte er ja damals nicht. Ich war fasziniert von seiner Musik. Dann sass er plötzlich an einer Aufführung von mir, im Wiener Theater in der Josefstadt, wo ich Dürrenmatts «Die Panne» spielte. Und dann sah ich, wie sich ein gutaussehender Mann in der Loge über die Balkonbrüstung zu mir runterbeugte. Es war Hazy! Ich bin fast aus dem Text gefallen. Wir gingen später essen, aber er musste noch warten. Mit einem verheirateten Mann wollte ich mich nicht einlassen.
Sie haben ihn dann zurück ins Leben geholt?
Ja, er hatte nachts Albträume, es ging ihm richtig schlecht. Ich überzeugte ihn, wieder aufzutreten, und er feierte dann nochmals grosse Erfolge als Jazzmusiker in ganz Europa. Leider sind heute alle Mitglieder dieses berühmten Sextetts tot. Ich baute ihn aber damals auf, ging mit ihm zum Arzt, gab sogar die Schauspielerei für ihn auf.
Nachdem sein Hazyland-Imperium zerbrochen war, konnte er seine 60-Zimmer-Villa in Feldmeilen ZH nicht mehr halten. Er zog ins Hotel National in Luzern, wo er später auch mit Eleonore lebte. O-Ton Hazy Osterwald: «Der Besitzer hat mich jedoch schikaniert und sich trotz seiner regelmässigen Mietzinserhöhungen beklagt, dass er zu kurz käme. Schliesslich hat er uns gekündigt.» Die beiden heirateten 1985 und zogen dann in eine schöne 7-Zimmer-Wohnung in Luzern.
Heute leben Sie in einer kleinen Attikawohnung nahe beim Bahnhof Luzern. Sind Sie glücklich hier?
Ja, sehr. Gleich daneben habe ich früher Theater gespielt. Ein alter Freund von Hazy hat sie mir besorgt. Aber die Räumung der alten Wohnung war sehr anstrengend, zum Glück hat mir Rolf, Hazys ältester Sohn, sehr geholfen, sodass ich viele Erinnerungen mitnehmen konnte. Auch «Susy», Hazys geliebte Trompete, die eine Zeit lang als Leihgabe im Hotel Montana ausgestellt war, ist wieder bei mir.
Ihr Mann hat Ihnen also keine Schulden hinterlassen?
Nein, wir haben beide auch gespart, er bekam ja immer auch noch Tantiemen. Und wir hatten die AHV.
Am 9. November zeigt SRF 1 wieder einmal den biografischen Spielfilm «Die Hazy Osterwald Story» aus dem Jahre 1961. Schauen Sie sich ihn an?
Natürlich, ich freue mich darauf. Ein sehr schöner Film. Hazy fand ihn immer etwas rührselig, weil ja auch die traurige Geschichte seines Klarinettisten einfliesst, der im Film von meinem damaligen Bühnenpartner Peer Schmidt hervorragend gespielt wird. Viele Hits sind zu hören, und es gibt ein Wiedersehen mit Stars wie Eddi Arent, Peter W. Staub und Gustav Knuth.
Wie verbringen Sie heute die Tage?
Ich habe nach 40 Jahren wieder angefangen, Klavier zu spielen – am liebsten Mozart. Ich hätte auch Hazys Noten, aber an die traue ich mich nicht ran. Ich bin oft unterwegs, oft rufen mich Freunde an, sogar aus Deutschland. Und ich pflege ein gutes Verhältnis zu meinen Stiefkindern, die sich herzlich um mich kümmern.
Was würden Sie rückblickend sagen, war das Geheimnis Ihrer Ehe?
Hazy und ich waren so eng miteinander. Das war ein Geschenk, dieses Vertrauen, das wir ineinander hatten. Am Schluss war ich sehr besorgt, ich war immer hinter ihm her, dass er nicht stürzt. Das war meine grosse Angst. Aber wir hatten einen grossen Frieden zusammen. Er war liebenswert, zugänglich, vielleicht sogar zu sehr. Wir waren auch nicht eifersüchtig aufeinander. Er war umschwärmt von Frauen, aber ich habe ihm das irgendwie gegönnt. Es lag ja am Ende in seiner Verantwortung, was er tat.
Könnten Sie sich nochmals vorstellen, eine Beziehung einzugehen?
Nein, das ist für mich undenkbar. Ich könnte mich nie mehr in einen anderen Mann verlieben. Hazy wird bis zum Schluss in meinem Herzen bleiben. Nur er allein.
Hazy Osterwald kam 1922 in Bern zur Welt. Gleich nach der Matur trat er einer Big Band bei. Ab Ende der 40er-Jahre tourte er mit seiner legendären Trompete «Susi» um die Welt und war oft im Fernsehen zu sehen. Sein grösster Hit «Kriminal-Tango» verkaufte sich allein in Deutschland über eine Million Mal. Aus gesundheitlichen Gründen trat er zuletzt nur noch als Vibrafonist auf. Osterwald starb 2012 an den Folgen seiner Parkinson-Krankheit.
Hazy Osterwald kam 1922 in Bern zur Welt. Gleich nach der Matur trat er einer Big Band bei. Ab Ende der 40er-Jahre tourte er mit seiner legendären Trompete «Susi» um die Welt und war oft im Fernsehen zu sehen. Sein grösster Hit «Kriminal-Tango» verkaufte sich allein in Deutschland über eine Million Mal. Aus gesundheitlichen Gründen trat er zuletzt nur noch als Vibrafonist auf. Osterwald starb 2012 an den Folgen seiner Parkinson-Krankheit.