Hala (5) spielt in Schweizer Drama sich selbst
Vom Film-Set zurück ins Flüchtlings-Camp

Sie hat in ihrem jungen Leben schon so viel Leid gesehen. Das palästinensische Mädchen Hala (5) lebt in einem Flüchtlingscamp in der Türkei – und drehte eben für einen Schweizer Film. Darf man echt Flüchtlingskinder vor die Kamera zerren?
Publiziert: 22.03.2016 um 22:50 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 13:46 Uhr
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Flüchtlingsmädchen Hala spielt im Schweizer Film «Bon Voyage» eine tragende Rolle.
Foto: ZVG
Silvana Guanziroli

Sie blickt ernst in die Kamera und klagt an! Hala (5) ist der heimliche Star  im eben abgedrehten Schweizer Drama «Bon Voyage». Darin spielt sie an der Seite von «Tatort»-Kommissar Stefan Gubser (58) ein Flüchtlings-Kind  – und erzählt damit aus ihrem eigenen Leben. Denn seit das palästinensische Mädchen denken kann, ist es tatsächlich auf der Flucht. 

Und Halas Geschichte geht ans Herz! Einen Monat nach den Dreharbeiten auf den Orginalschauplätzen der Flüchtlingsrouten durchs Mittelmeer lebt sie wieder in der Realität. Sie ist vom Film-Set zurück im Flüchtlingscamp in Instanbul. Dort haust sie mit ihrer Mutter und sechs Geschwistern in einer Notunterkunft. «Die Familie besitzt nur das Nötigste, gut versorgt ist sie nicht», sagt Regisseur Marc Wilkins (39). 

Mohammed El Ela ist Halas Vater. Vor acht Monaten wagte er die Überfahrt von der Türkei nach Griechenland. Mittlerweile hat er es bis nach Deutschland geschafft. Er vermisst seine Kinder.
Foto: ZVG

Seit acht Monaten ist die Familie zudem vom Vater und Ehemann getrennt. BLICK erreicht Mohammed El Ela (39) telefonisch. Er hat sich mittlerweile bis nach Deutschland durchgeschlagen. «Als unser Haus in Damaskus bombardiert wurde, flohen wir nach Aleppo, dann weiter in die Türkei», erzählt er. «In der Hoffnung auf ein besseres Leben, wagte ich schliesslich die Überfahrt nach Griechenland.» Für die ganze Familie fehlte ihm das Geld. «Und ich hatte zu grosse Angst, dass ihnen auf dem Meer etwas zustösst. Seither zerreisst es mich fast von meinen Liebsten getrennt zu sein!»

Dass jetzt die Zürcher Produktionsfirma «Dschoint Ventschr» aus diesem Leid Kapital schlagen will, erstaunt in der Filmszene. Darf man ein echtes Flüchtlingskind vor die Kamera zerren? «Wir haben uns darüber viele Gedanken gemacht und waren uns bewusst, dass das heikel sein könnte», sagt Produzent Joël Jent (33). «Aber Hala und ihre Familie wurden für ihren Einsatz mit einer sehr guten Gage entschädigt.» Und auch privat habe man versucht, Hilfe zu leisten. «Der Regisseur und ich haben Geld überwiesen.» Bis heute sind die Filmemacher mit dem Flüchtlingsmädchen in Konakt. Halas grössten Wunsch können sie aber nicht erfüllen. Regisseur Wilkins: «Wir können nur hoffen, dass die Familie bald wieder zusammenfindet.»

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