Guido Fluri erhält Ehrendoktor für Einsatz für Verdingkinder
Ein Tänzchen mit der kranken Mutter

Sie freute sich besonders über die Auszeichnung ihres Sohnes: Unternehmer Guido Fluri feierte seine Würdigung als Ehrendoktor mit Mutter Edith.
Publiziert: 10.11.2018 um 16:41 Uhr
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Für sein humanitäres Engagement ausgezeichnet: Guido Fluri mit der Ehrendoktor-Urkunde der Universität Luzern.
Foto: DAVID BIEDERT
Katja Richard

Sie durfte bei der Feier für seinen Ehrendoktortitel nicht fehlen: Guido Fluris (52) Mutter Edith (XX). Der Unternehmer wurde diesen Donnerstag von der Theologischen Fakultät der Universität Luzern für sein humanitäres Engagement gewürdigt, insbesondere für Heim- und Verdingkinder. Fast bis Mitternacht blieb seine Mutter unter den Gästen – nicht selbstverständlich. Denn sie leidet seit 50 Jahren an Schizophrenie: der Grund, warum Fluri als kleiner Junge fremdplatziert wurde und schliesslich ins Kinderheim von Mümliswil SO kam. «Es war damals sehr schwierig, weil die Leute schlecht über sie geredet haben. Als Kind versteht man das nicht», so Fluri. 

Schwere Startbedingungen

Trotz schweren Startbedingungen schaffte er eine beachtliche Karriere vom Tankstellenwart bis zum Unternehmer. «Ich musste sehr früh selbst Verantwortung übernehmen. Weil meine Mutter Panik hatte rauszugehen, machte ich die Einkäufe. Ich hatte immer Angst, dass ich nicht genug Geld dabeihatte. Wir konnten kaum die Rechnungen bezahlen.» Umso mehr Geschick zeigte er als junger Mann: Mit seinem ersparten Trinkgeld von 5000 Franken investierte Fluri in die erste Immobilie und bald war er so vermögend, dass er sich nie wieder finanzielle Sorgen machen musste. 

Engagement für Verdingkinder

Geprägt von der Zeit im Heim, beginnt sein Engagement für Verdingkinder und Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen. Und lanciert die Wiedergutmachungs-Initiative, die vom Bundesrat mit einem Gegenvorschlag realisiert wird und seit Januar 2017 in Kraft ist. Für den dreifachen Vater kein Grund, sich zurückzulehnen. Derzeit widmet er sich dem Thema Schizophrenie: «Eine Krankheit, die noch immer stigmatisiert und ausgrenzt. Darunter leiden auch die Angehörigen.» 

Stolz auf die Mutter

Nachdem Fluri während der Kindheit und Jugend keinen Kontakt zur Mutter hatte, pflegt er diesen heute umso intensiver: «Ich wollte sie in meinem Leben haben und mich um sie kümmern.» Heute sieht er sie jeden Tag, sie wohnt ganz in der Nähe seines Büros. «Rückblickend konnte ich aus dem schwierigen Start viel Stärke ziehen. Und ich bin stolz auf meine Mutter.»

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