Gstaad-Insider Taki Theodoracopulos (80) ärgert sich über die Entwicklung in seiner Wahlheimat
Nur noch Proleten mit Moneten

Gstaad war früher ein Ort mit stilvollen Gästen. Doch heute sehe er vor allem neureiche Proleten, kritisiert der «Spectator»-Kolumnist Taki Theodoracopulos (80) seine Wahlheimat.
Publiziert: 06.01.2018 um 23:43 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:50 Uhr
1/10
Gstaad: «Sie bauen riesige Chalets und geniessen das Saanenland vom Heimkino aus» Taki Theodoracopulos über seine Wahlheimat.
Foto: Thedi Suter
Matthias Mast

Wo verbrachte Prinz Charles (69), als er noch nicht von Prinzessin Diana (1961–1997) geschieden war, unerkannt die Winterferien mit seiner damaligen Geliebten Camilla Parker Bowles (70)? Wohin reiste die Prinzessin der Herzen zweimal ungeachtet der Öffentlichkeit, um mit ihrem neuen Freund Dodi Al Fayed (1955–1997) die Zweisamkeit zu geniessen? Wo genoss Liz Taylor (1932–2011) ihre schönste Liebeszeit mit Ehemann und Schauspielerkollege Richard Burton (1925–1984)? Die Antwort gibt der Werbeslogan des berühmtesten Alpendorfs der Welt: Gstaad My Love! Die Reichen und Berühmten lieben den diskreten Charme des Saanenlandes, von dem ein Ortsteil zu einer Weltmarke wurde.

Doch Gstaad BE zu lieben, sei heute schwierig geworden, behauptet Taki Theodoracopulos (80). Der schwerreiche Grieche, den man wegen seines Zungenbrecher-Nachnamens meistens mit dem Vornamen Taki anspricht, wohnt seit den 50er-Jahren überwiegend in Gstaad.

Er war mit Agnelli und Sachs befreundet

Er ist das älteste Mitglied des legendären Eagle Club auf dem Wasserngrat oberhalb von Gstaad, einem der exklusivsten Clubs der Welt. Taki ist ein ehemaliger Tennisprofi, der dank geerbten Geldes ein Leben voller Privilegien geniessen darf. Und er ist bekannt für seine spitze Feder. So schreibt Taki seit 1977 für das britische Magazin «The Spectator» seine berühmt-berüchtigte Kolumne «High Life», meistens ohne Rücksicht auf politische Korrektheit.

Nun nimmt der Kolumnist, der mit Partykönigen wie Fiat-Boss Gianni Agnelli (1921–2003) und Playboy Gunter Sachs (1932–2011) befreundet war, sein Wahlheimatdorf ins Visier: «Gstaad war einst ein Ort, der Leute mit Bildung, Stil, Anstand und Manieren beherbergte, heute sind es neureiche Proleten», sagt Taki. «Die schöne Gstaad-Zeit mit echten Stars und grossen Persönlichkeiten ist vorüber», bedauert Taki. Bis vor ein paar Jahren sei Gstaad von einer Entwicklung verschont geblieben, die man in anderen glamourösen Ferienorten längst beobachten konnte: «The Victory of Vulgarism.» Nun haben auch in Gstaad die unkultivierten und unflätigen Gäste obsiegt, so Taki.

Die neuen Gäste hätten zwar keinen Stil, dafür leider sehr viel Geld: «Sie bauen sich riesige Chalets und geniessen das wunderschöne Saanenland vom Hallenbad und Heimkino aus, das ist völlig daneben», ärgert sich Taki. Vor ein paar Jahren hat er sein Chalet am Oberbort, der teuersten Wohngegend im Saanenland, verkauft und ist in ein Haus ausserhalb des Dorfs gezogen. «Ich konnte das dauernde Gedröhne der Ferraris nicht mehr ertragen», so Taki.

Viele traditionelle Läden verschwunden

«Er verklärt die sogenannte gute, alte Zeit», entgegnet der Gstaader Lokalhistoriker Gottfried von Siebenthal (70) dem Gstaad-Kritiker Taki. Seit Kindesalter hat sich von Siebenthal intensiv mit der Geschichte des Dorfs und der Region auseinandergesetzt. «Auch früher gab es nicht nur anständige Gäste, und es kommen immer noch viele Stars und grosse Persönlichkeiten», so von Siebenthal, der zwei historische Bücher über sein Dorf geschrieben hat.

Er stammt aus einer der ältesten lokalen Familien und führte in vierter Generation über 25 Jahre das Haushaltswarengeschäft im Dorf. «Es gehört zum Lauf der Zeit, dass sich die Dinge ändern, das ist in Gstaad nicht anders», sagt von Siebenthal, der jahrelang für ein autofreies Dorfzentrum kämpfte. Mit Erfolg: «Die Autokolonnen im Dorf waren unerträglich, man konnte zeitweise kaum mehr atmen», erinnert er sich. Taki jedoch war nicht glücklich: «Die Umfahrungsstrasse hat zwar den Dorfkern verkehrsfrei gemacht, aber viel mehr Autos in die Region gebracht», ist er überzeugt.

Nach den Autos sind auch viele traditionelle Läden verschwunden, die den Charme des Gstaader Dorfzentrums ausmachten: Lebensmittelgeschäfte, Metzgereien, Sportgeschäfte und auch von Siebenthals Fachgeschäft. Da wo einst Geschirr und Besteck verkauft wurden, werden heute teure Designerkleider angeboten.

Von Siebenthal verdiene mit dem Mietzins für den Laden mehr, als wenn er selber darin arbeiten würde, lästern Gstaader hinter vorgehaltener Hand. «Der Fachhandel hat keine Chance gegen das Internet», wehrt sich von Siebenthal gegen den Vorwurf.

«Zum Glück hat Gstaad noch das Palace»

«Mit wenigen Ausnahmen gibt es nur noch Shops für die Neureichen, damit diese mit ihrem Reichtum protzen können», ärgert sich Taki. «Zum Glück hat Gstaad noch das Palace, doch das Haus mit Tradition und dem besten Service der Welt muss leider auch von stillosen Gästen leben», so Taki. Palace-Besitzer Andrea Scherz (48) sieht die Lage im Nobelort weniger dramatisch, hat jedoch ein gewisses Verständnis für die Kritik: «Es gibt Gäste, von denen ich mir ein bisschen mehr Respekt und Anstand wünschte», sagt Scherz diplomatisch.

Das beliebteste Quiz der Schweiz ist zurück.
Jetzt im Blick Live Quiz abräumen

Beim Blick Live Quiz spielst du dienstags und donnerstags (ab 19.30 Uhr) um bis zu 1'000 Franken aus dem Jackpot. Mitmachen ist ganz einfach. Du brauchst dazu lediglich ein iPhone oder ein Android-Handy. 

  • Suche im App-Store (für iOS) oder im Google Play Store (für Android) nach «Blick Live Quiz».
  • Lade die «Blick Live Quiz»-App kostenlos runter und registriere dich.
  • Wichtig: Aktiviere die Pushnachrichten, sodass du keine Sendung verpasst.
  • Jetzt kannst du dein Wissen mit anderen Usern und Userinnen messen.
Das beliebteste Quiz der Schweiz ist zurück.

Beim Blick Live Quiz spielst du dienstags und donnerstags (ab 19.30 Uhr) um bis zu 1'000 Franken aus dem Jackpot. Mitmachen ist ganz einfach. Du brauchst dazu lediglich ein iPhone oder ein Android-Handy. 

  • Suche im App-Store (für iOS) oder im Google Play Store (für Android) nach «Blick Live Quiz».
  • Lade die «Blick Live Quiz»-App kostenlos runter und registriere dich.
  • Wichtig: Aktiviere die Pushnachrichten, sodass du keine Sendung verpasst.
  • Jetzt kannst du dein Wissen mit anderen Usern und Userinnen messen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?