Gründungsmitglied Chris von Rohr
«Wir hatten einen Traum»

Chris von Rohr (66) gründete im Jahr 1975 die Rockband Krokus. Er erzählt, was die Höhepunkte der langen Karriere waren. Und was er nach dem Ende am meisten vermissen wird.
Publiziert: 10.09.2018 um 11:13 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:45 Uhr
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Pop-Superstar Rihanna trug beim Eröffnungskonzert ihrer «Monster»-Tournee 2014 in Los Angeles vor mehr als 90'000 Fans ein Krokus-Shirt.
Foto: DUKAS
Interview: Dominik Hug

BLICK: Wie merkt man, dass genug ist?
Chris von Rohr: Eigentlich nie. Das süsse Gift des Rock 'n' Roll macht süchtig. Aber die Unterwanderung des Körpers ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. Wir sind keine Schemelhocker-Band. Unser Musikstil braucht Kraft, Schweiss und Ausdauer. Da musst du fit sein. Den perfekten Zeitpunkt zum Aufhören gibt es nicht. Entweder bist du zu früh oder zu spät dran. Wir finden die frühere Variante besser. 

Was werden Sie am meisten vermissen?
Ganz klar den Live-Sound. Es ist jedes Mal wieder ein einmaliges Erlebnis, wenn der Bühnenboden unter deinen Füssen vibriert. Ich werde aber auch die coole Krokus-Gang vermissen. Und natürlich die Fans, die jahrzehntelang unseren echten, dreckigen Rock geliebt und uns so angetrieben haben. 

Worauf sind Sie am meisten stolz?
Dass wir in der kleinen Schweiz immer gross gedacht haben. Wir hatten einen Traum und setzten dafür alles auf eine Karte. Wir bezahlten zum Teil einen hohen Preis dafür. Es gab Tote, Scheidungen, Trennungen, Zeiten der Bitterkeit und des Frusts. Aber am Schluss schafften wir es, unsere Differenzen beiseite zu schieben und einander wieder in die Arme zu nehmen. All die Verletzungen haben uns weiser gemacht. Das sehe ich als unsere grösste Leistung.

Was waren die Höhepunkte?
Abgesehen von all den Konzert-Highlights, den Gold- und Platin-Auszeichnungen in den USA und Kanada gehört dazu sicher auch die letzte grosse Tour, die Krokus in Bestform zeigte. Gerne denken wir an unzählige magische Abende zurück und sind dankbar dafür, sie gemeinsam erlebt zu haben. Für mich persönlich ist es aber auch eine Genugtuung, dass es mir gelungen ist, Krokus die letzen zehn Jahre erfolgreich zusammenzuhalten. Das war, weiss Gott, kein Zuckerschlecken.

Krokus lassen es live richtig krachen! Mit dem Aus der Rockband geht eine grosse Ära Schweizer Musikschaffens zu Ende.
Foto: zvg

Keine Angst, nach dem Ende in ein Loch zu fallen?

Doch. Mit jeder Beziehung, die zu Ende geht, endet ein Kapitel deines Lebens. Vielleicht beginnt irgendwann wieder ein neues. Aber klar, dieses Krokus-Loch wird bleiben und das wird durch nichts gestopft werden können.

Was passiert, wenn der Krokus-Vorhang gefallen ist?
Keine Ahnung. Ich weiss nur eines: Wer sich so lange mit Musik beschäftigt hat, kann diese Passion nicht einfach so unterdrücken. Egal, wo ich bin, eine Gitarre ist immer dabei. Ich werde nervös, auch unausstehlich, wenn ich drei Tage nicht spielen kann. Musik war und bleibt die beste Medizin und Therapie in unserem Leben.

Was müsste geschehen, damit sich Krokus irgendwann wieder vereinigen?
Wenn die Rolling Stones in zehn Jahren immer noch rocken, dann ... (lacht). Ernsthaft: Doktor Mabuse müsste ein Zaubermittel erfinden, das uns alle auf einen Schlag zwanzig Jahre jünger macht. Doch darauf können wir leider nicht hoffen.

Chris von Rohr: Rockmusiker, Erfolgsproduzent, Buchautor. Dem Solothurner dürfte es auch nach dem Ende von Krokus nicht langweilig werden.
Foto: Shane Wilkinson
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