SonntagsBLICK: Wie wird man so verdammt erfolgreich?
Gölä: Indem man sein eigenes Ding durchzieht und sich nicht kümmert, was die Leute sagen.
Trauffer: Wir sind beide nicht darauf angewiesen, mit der Musik unseren Lebensunterhalt zu verdienen. Deshalb können wir völlig unverfälscht und unverkrampft machen, was wir wollen. Uns redet niemand drein.
Gölä: Ob wir Platten verkaufen oder nicht, ist uns eigentlich Wurst. Wir kommen auch anders durchs Leben. Das haben wir zu genügend bewiesen. Ich auf Baustellen, Trauffer mit seiner Holzspielwarenfirma.
Ist es Zufall, dass Sie beide aus dem Berner Oberland stammen?
Gölä: Wir haben das Glück, dass unser Dialekt im ganzen Land als schön empfunden wird.
Trauffer: Vielleicht sind wir Oberländer hartnäckiger als andere. Wollen wir ins Kino, müssen wir das Auto nehmen. Ebenso, wenn wir Lust auf chinesisches Essen haben. Wenn wir etwas wollen, müssen wir etwas dafür tun. Selbst hinter dem kleinsten Vergnügen steckt Arbeit. Das gilt auch fürs Musik machen.
Gölä: Ich erinnere mich, wie andere früher lieber in der Badi hockten oder bei ihren Freundinnen im Bett lagen, während ich im Übungsraum auf meiner Gitarre übte.
Auffällig ist, dass Sie beide oft Heimatgefühle besingen. Warum eigentlich?
Gölä: Ich bin stolz auf meine Herkunft. Wenn ich in Zürich bin, habe ich immer das Gefühl, die wären am liebsten alle in New York. Es ist nicht gut, wenn man sich dauernd an etwas anderem orientiert. Da geht die Bodenhaftung verloren.
Trauffer: Wir stehen zu dem, was wir sind und woher wir kommen. Und das gefällt offenbar vielen anderen Schweizern. Weil auch sie stolz auf ihre Herkunft sind.
Mit Ihren Liedern geben Sie den Menschen Identität.
Trauffer: Das ist doch schön! Gerade in einer Welt, die immer komplizierter und internationaler geworden ist, in der man sich auch leicht verzetteln kann, besinnen sich die Leute wieder ihrer Wurzeln.
Erfahren Sie auch Neid wegen Ihres Erfolgs?
Trauffer: Ja, momentan motzen viele über mich, meine Texte hätten keinen Tiefgang, die Musik sei seicht. Aber ich mag das: Wer Neider hat, weiss, dass er etwas richtig macht. Schlimm wäre es, wenn man mit mir Bedauern hätte.
Gölä: Neid ist ein Gefühl, das ich selber nie hatte. Ich war nie ein Jammeri. Ich hatte Vorbilder und wollte werden wie sie, beispielsweise Polo Hofer. Mich freut es, wenn andere Menschen mit dem, was sie tun, Erfolg haben.
Trauffer: Am Erfolg suspekt ist mir anderes: Am Swiss Music Award beispielsweise wollten alle mein Pfötli drücken. Und am selben Event 2015 haben sie noch gelacht über meinen «Heimat-Seich».
Gölä: Typisch! Darum verweigere ich mich auch solchen Anlässen.
Die Musikbranche ist kaputt. Es werden kaum mehr CDs verkauft. Beneiden Sie Gölä nie darum, dass er mal 300’000 CDs absetzen konnte?
Trauffer: Nein. Es gibt heute andere Kanäle, um Geld zu verdienen. Für Konzerte bekommt man eine höhere Gage, es wird auch mehr Merchandise abgesetzt. Keine Sorge, ich muss nicht verhungern.
Gölä: Neue Kanäle? Wovon spricht er? Ich habe noch nicht mal ein Passwort für mein Facebook-Konto, das mein Manager für mich eingerichtet hat (lacht).
Warum nicht?
Gölä: Ich halte nichts von dem Quatsch. Ich brauche keine tausend Facebook-Freunde, wovon ohnehin keiner da ist, wenns wirklich brennt. Ich verlasse mich auf meine Familie und die paar Kumpels, die mir wirklich nahe stehen.
Was machen Sie, damit Sie nicht abheben?
Trauffer: Es ist fantastisch, was momentan passiert. Ich lebe meinen Jugendtraum! Aber egal, wann ich nach einem Konzert ins Bett falle, ich stehe am nächsten Morgen um 6 wieder im Geschäft bei meinen Büezern. Dort ist der Ruhm, das Gejohle und der Hype vom Vorabend dann plötzlich weit weg.
Gölä: Ich bin natürlich extrem dankbar für den Erfolg. In meinem Umfeld interessiert es aber auch niemanden, wie viele Gold- und Platinauszeichnungen ich schon bekommen habe.