Globetrotter-CEO André Lüthi
Per Anhalter vom Wankdorf in die USA

1982 unternahm der Globetrotter-Chef André Lüthi mit 22 seine erste grosse Reise. Sie führte ihn nach San Francisco (USA). Für die SRF-DOK-Serie «Ferien wie früher» hat er den abenteuerlichen Trip noch einmal unter die Füsse genommen, zusammen mit seinem Sohn Levin.
Publiziert: 01.08.2020 um 23:54 Uhr
|
Aktualisiert: 07.09.2020 um 10:53 Uhr
1/7
«Born to Be Wild» 2019: André Lüthi und sein Sohn Levin, angekommen in den USA, auf einer gemieteten Harley.
Foto: zVg
Jean-Claude Galli

«Diese verrückte Idee war völlig aus der Not geboren», sagt Globetrotter-CEO André Lüthi (59) über seine erste grosse Reise 1982 in die USA. «Ich steckte in einer frühen Lebenskrise, war im Sport gescheitert, hatte den falschen Beruf gelernt und kein Geld im Sack. Aber ich war ‹Bonanza›-Fan, träumte von den Indianern und Amerika.»

In London wusste er von einem Ticketbroker, der für wenige Hundert US-Dollar Flüge in die Vereinigten Staaten anbot. Aber wie dorthin? «Mein Plan war, per Autostopp nach England zu gelangen und dort ein solches Ticket zu ergattern. Übernachten wollten wir unter Brücken, oder wo es sich sonst ergab.» Zusammen mit einem Kollegen stellte er sich beim Wankdorf-Stadion in Bern auf und das Abenteuer konnte beginnen. Mit 22 verschiedenen Wagen schafften sie es bis an den Flughafen Heathrow und weiter in die USA. «Als ich schliesslich die ikonischen Felsen im Monument Valley sah, konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten.»

Wenn der Vater mit dem Sohn

Diese Reise ist derart mit positiven Erinnerungen verbunden, dass Lüthi nicht zögerte, als ihn das SRF 2019 anfragte, ob er für die DOK-Serie «Ferien wie früher» (läuft ab dem 28. August auf SRF 1) diesen Trip noch einmal nachstellen würde, zusammen mit einem engen Familienmitglied. In Lüthis Fall sein damals 18-jähriger Sohn. «Levin war zuerst sehr skeptisch: ‹Papa, das ist vielleicht vor 40 Jahren noch gegangen, aber heute?› Schliesslich konnte ich ihn jedoch überzeugen, wir bastelten ein Schild mit der Aufschrift San Francisco und stellten uns mit unseren riesigen Rucksäcken wieder beim Wankdorf auf, begleitet von einem Kamerateam.»

Versteckspiel mit der Flughafen-Security

Der Start war harzig, später sprachen sie auf Raststätten potenzielle Chauffeure an oder an Grenzübergängen. Diesmal schafften sie es mit 16 Autos, darunter acht alleinreisende Frauen. «Das Vertrauen war enorm. Und es ergaben sich unvergessliche Begegnungen.» So mit einer Cabrio fahrenden Polin, die ihre Eltern in Antwerpen besuchen wollte oder mit einem Belgier, der sie in seinem Garten übernachten liess. Ein Mann aus Sri Lanka nahm das Duo in Calais schliesslich auf den Autozug mit. Und die Nacht vor dem Abflug verbrachten sie in ihren Schlafsäcken im Flughafen, wo sie sich vor der Security verstecken mussten.

«Am Schluss war Levin begeistert und ist jetzt ebenso Autostopp-Fan.» Angekommen in San Francisco, legten Vater und Sohn mit einem Jeep weitere 2000 Kilometer zurück und besuchten erneut das Monument Valley und den Grand Canyon. «Heutzutage ist alles viel reglementierter als 1982. Aber die Natur ist immer noch genauso grandios», schwärmt Lüthi.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?