Géraldine Knie bricht ihr Schweigen. Schicksalsschläge, falsche Ernährung und drei Geburten haben ihren Körper so verändert, bis sie sich nur noch zurückzog. Nun ist sie zurück.
BLICK: Zum 100. Knie-Jubiläum feiern Sie nach acht Jahren Ihr Comeback als Zirkusreiterin in der eigenen Manege. Wie fühlt sich das an?
Géraldine Knie: Grossartig. Wir sind ja schon seit Jahren nervös, was das Jubiläum anbelangt, es war mit viel Emotionen und Aufregung verbunden. Und mit viel Verantwortung, weil sich das Publikum noch mehr gefragt hat, was wir uns wohl alles einfallen lassen. Dann gabs bei der Saisoneröffnung am 21. März drei Mal Standing Ovations, das haben wir noch gar nie erlebt. Die Leute sind spontan von ihren Stühlen gesprungen, ich hab alles vom Manegenvorhang aus beobachtet. Es hat mich vor allem für meinen Vater zu Tränen gerührt, weil er diese Anerkennung so sehr verdient hat. Für alles, was er seit Jahrzehnten für unseren Zirkus macht, und die Unterstützung in jeder Beziehung, die ich von ihm seit jeher bekomme, dafür bin ich ihm unendlich dankbar.
Er sagt, sein Highlight sei, dass Sie wieder fit und gesund zurück sind. Was ist passiert?
Ich habe mich während meiner Babypause aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, weil ich mich in meinem Körper nicht mehr wohlfühlte. Ich habe drei Kinder, und nach jedem Kind sind 12 bis 15 Kilo bei mir geblieben. Man kann sich das ausrechnen, es war sehr viel. Und es war an der Zeit für eine Veränderung. Auf das Jubiläum hin habe ich mir fest vorgenommen, wieder auf dem Pferd meine Nummer zu zeigen, und wollte Gewicht verlieren.
Wie viele Kilos haben Sie verloren?
Seit wir auf Tour sind, bin ich nicht mehr auf die Waage gestanden, so um die 26 Kilo. Aktuell kann ich nicht ins Fitnessstudio gehen, und ich brauche ab und zu Schokolade für meine Nerven. Doch ich spüre es an meinen Kleidern, dass es wieder weniger ist als noch vor einem Monat.
Arbeiten Sie mit einem Ernährungsberater zusammen?
Nein, das habe ich früher getan, auch etliche Diäten probiert. Ich bin davon überzeugt, dass jede und jeder für sich weiss, wie es geht. Es braucht einfach den Klick im Kopf. Bei mir kam der letzten Oktober.
Was hat diesen Klick ausgelöst?
Mein Körper und meine Gesundheit. Ich fühlte mich einfach nicht mehr wohl und auch nicht mehr gesund.
Hat Ihnen jemals jemand gesagt, Sie sollen weniger oder anders essen?
Nein. Mein Mann Maycol und meine Familie hat mich immer so akzeptiert, wie ich bin, dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Sie haben mich in Ruhe gelassen, weil mich meine Liebsten kennen und wissen, dass nur ich es dann umsetzen kann, wenn ich bereit dazu bin. Da nützen keine Worte von anderen. Ich wurde immer geliebt, mit mehr oder weniger Kilos. Ich finde auch die ganze Problematik mit dem «Body Shaming», wie es viele füllige Frauen erleben, grauenvoll. Solange sich jemand wohl in seinem Körper fühlt und gesund ist, soll man sie und ihn leben lassen. Ich bin für mehr Toleranz.
In früheren Interviews sagten Sie, Ihr Übergewicht würde von Schilddrüsenproblemen stammen. Waren sie Auslöser oder Begleiterscheinung Ihres Übergewichts?
Es war ganz klar die Begleiterscheinung. Mein Hormonhaushalt war schon davor drunter und drüber. Ich habe vor der Geburt von Chanel zwei Kinder verloren, eines durch eine Eileiterschwangerschaft. Dies hat alles durcheinandergebracht und auch vieles blockiert. Körperlich und emotional waren dies sehr schwere Momente, da für mich die Familie über alles geht. Ich war danach mit meiner Tochter und dem kleinen Maycol gesegnet und konnte es verarbeiten.
Wie haben Sie es geschafft, 26 Kilo innert fünf Monate zu verlieren?
Indem ich auf Kohlenhydrate, vor allem meine geliebte Pasta, Brot und auf Zucker verzichtet habe und nach sieben Uhr abends nichts mehr gegessen habe. Ich habe nicht im Kopf gefastet, das hätte mir nicht gutgetan. Das heisst, dass ich zwar den inneren Schweinehund überwunden habe, aber meine Gedanken nicht auf die Gewichtsabnahme konzentrieren liess. Durch den Prozess habe ich mich wie neu kennengelernt.
Inwiefern?
Eine Erfahrung war zum Beispiel, dass ich morgens nie Hunger habe, aber trotzdem frühstückte. Dann sagte ich mir, wenn du schon nicht hungrig bist, dann iss nichts. So hab ich es begonnen, zusätzlich mit täglichen Stunden im Fitnessstudio. Das erste Resultat hab ich dann schnell gespürt. Ich weiss noch, dass ich mich nach den ersten zwei verlorenen Kilos schon besser fühlte. Dies hat sogar meine Tochter Chanel bemerkt und mich mit Komplimenten überschüttet. Auch sie hat mir vorher nie gesagt, ich hätte zu viel, wie auch mein ältester Sohn Ivan nie. Er sagte mir immer, ich sei für ihn die schönste Frau der Welt. Durch die Wintermonate ging es gut, nicht mehr spät zu essen, nun muss ich schauen. Auf Tournee kommen wir nie vor zwei Uhr in der Früh ins Bett, nach den Vorstellungen feiern wir Partys oder sitzen friedlich zusammen.
Wie war Ihre Wahrnehmung vor Ihrem Gewichtsverlust?
Sehr ehrlich und 1:1. Ich habe mich nie schlanker gesehen, als ich es war. Mein absolut grösster Ansporn, Gewicht zu verlieren, war Chanel. Sie ist mit acht Jahren nun in dem Alter, in dem sie am liebsten 500 Selfies mit mir machen möchte. Ich sagte dann immer Nein zu ihr, bis ich merkte, dass das so doch auch nicht geht.
Es gibt das Gerücht, Sie hätten sich ein Magenband einsetzen lassen.
Das stimmt absolut nicht. Ich habe kein Magenband. Bei mir hats Klick gemacht, ich bin seit fünf Monaten sehr diszipliniert, was Nahrungsmittel, Timing und Fitness anbelangt. Es braucht dazu kein Wunder, einfach harte, konsequente Arbeit.
Welches Ziel streben Sie an?
Ich möchte gerne noch etwas abnehmen, will mich wohlfühlen und gesund sein. So, dass ich mit Chanel ausreiten und Velofahren kann, mit ihr Selfies machen und mit meinem Jüngsten bald Fussball spielen kann (lacht). Ich will für meine Kinder fit und gesund sein, damit sie mich noch lange um sich haben. Und für meinen Mann natürlich auch. Die Blockade, die ich lange hatte, ist nun weg, und das macht mich sehr glücklich.
Géraldine Knie wurde 1973 geboren. Schon mit drei Jahren zeigte sie an der Seite ihres Vaters Fredy Knie jun. (72) in der Manege ihre erste Pferdenummer. 2001 wurde die gefeierte Zirkusprinzessin in erster Ehe Mutter von Ivan Frédéric. 2009 heiratete sie Maycol Errani. Gemeinsam haben sie die Kinder Chanel (8) und Maycol (1½). Heute ist Géraldine Knie artistische Direktorin des Familienzirkus.
Géraldine Knie wurde 1973 geboren. Schon mit drei Jahren zeigte sie an der Seite ihres Vaters Fredy Knie jun. (72) in der Manege ihre erste Pferdenummer. 2001 wurde die gefeierte Zirkusprinzessin in erster Ehe Mutter von Ivan Frédéric. 2009 heiratete sie Maycol Errani. Gemeinsam haben sie die Kinder Chanel (8) und Maycol (1½). Heute ist Géraldine Knie artistische Direktorin des Familienzirkus.
Für Ernährungsberaterin Maria Imfeld (56) ist Géraldine Knies Gewichtsverlust von 26 Kilos innerhalb von fünf Monaten «offensichtlich richtig für sie, doch der Verzicht auf Kohlenhydrate ist nicht für jedermann geeignet, um so ein schnelles Resultat zu erzielen». Für wesentlich erachtet sie auch, «dass die Motivation von innen kommt. So kann der Abnahmeprozess selbstregulierend verlaufen, und es erfolgt daraus automatisch eine Entspannung». Wichtig sei zudem, das Wunschgewicht stabil zu halten. «Oft wird genau die so wichtige Stabilisierungsphase vernachlässigt. Man freut sich über das neue Körpergefühl und belohnt sich mit Schokolade oder der geliebten Pasta.» Das sei das grösste Risiko für den Jo-Jo-Effekt. Sie rät daher, sich von einer Fachperson in dieser Zeit begleiten zu lassen. «Ausser man kann auch bei Hungerattacken lustvoll zu Gemüse greifen.» Dass Géraldine Knie offen über ihren Kilokampf spricht, findet Imfeld gut. «Übergewicht wird oft stigmatisiert. Viele Betroffene leiden unter grossem innerem Druck und viel Kritik von aussen. «Schön, wurde sie von ihrer Familie in Ruhe gelassen, bis der Entscheid ganz alleine von ihr aus gekommen ist, sich von den vielen Kilos zu lösen», so Imfeld.
Für Ernährungsberaterin Maria Imfeld (56) ist Géraldine Knies Gewichtsverlust von 26 Kilos innerhalb von fünf Monaten «offensichtlich richtig für sie, doch der Verzicht auf Kohlenhydrate ist nicht für jedermann geeignet, um so ein schnelles Resultat zu erzielen». Für wesentlich erachtet sie auch, «dass die Motivation von innen kommt. So kann der Abnahmeprozess selbstregulierend verlaufen, und es erfolgt daraus automatisch eine Entspannung». Wichtig sei zudem, das Wunschgewicht stabil zu halten. «Oft wird genau die so wichtige Stabilisierungsphase vernachlässigt. Man freut sich über das neue Körpergefühl und belohnt sich mit Schokolade oder der geliebten Pasta.» Das sei das grösste Risiko für den Jo-Jo-Effekt. Sie rät daher, sich von einer Fachperson in dieser Zeit begleiten zu lassen. «Ausser man kann auch bei Hungerattacken lustvoll zu Gemüse greifen.» Dass Géraldine Knie offen über ihren Kilokampf spricht, findet Imfeld gut. «Übergewicht wird oft stigmatisiert. Viele Betroffene leiden unter grossem innerem Druck und viel Kritik von aussen. «Schön, wurde sie von ihrer Familie in Ruhe gelassen, bis der Entscheid ganz alleine von ihr aus gekommen ist, sich von den vielen Kilos zu lösen», so Imfeld.