Geissenpeter-Darsteller Thomas Klameth wurde von Köbi Kuhn gehänselt
«Als ich ‹Heidi› sah, kam alles wieder hoch!»

Mit seiner Geissenpeter-Rolle im Jahr 1952 wurde Thomas Klameth zum Kinderstar. Doch mit dem Ruhm kam er nie zurecht. Ausgerechnet Trainer-Legende Köbi Kuhn liess damals fiese Sprüche fallen.
Publiziert: 20.12.2015 um 20:17 Uhr
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Aktualisiert: 11.10.2018 um 04:06 Uhr
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Hatte in seiner Jugend ein «Heidi»-Trauma: Thomas Klameth musste Spötteleien ertragen.
Foto: Christian Lanz
Von Seraina Etter

Die Schweiz ist im «Heidi»-Fieber. Der berührende Heimatfilm lockt derzeit die Massen ins Kino. Auch Thomas Klameth (72). Doch für den Rentner war der Kinobesuch ein schwerer Gang. «All die Erinnerungen an früher kamen wieder hoch», sagt er. Denn der Küsnachter spielte 1952 in der ersten deutschen «Heidi»-Verfilmung den Geissenpeter und wurde über Nacht zum Kinderstar.

Für Klameth war der Erfolg des Films alles andere als traumhaft – es wurde sein Trauma. «Die plötzliche Prominenz war eine grosse Last», erinnert er sich. Denn der kleine Thömu wurde auf der Strasse ständig angesprochen, stand unter Beobachtung. Vor allem seine geliebten Fussballmatches mit dem FC Küsnacht wurden zu einer Tortur. «Ich wurde gehänselt, war oft das Opfer.» Einer habe besonders häufig gespöttelt: Fussballer- und Trainer-Legende Köbi Kuhn (72), der damals mit dem FC Wiedikon kickte. «Köbi war ein grausamer Schnurri», erinnert sich Klameth. «Er hat mich den ganzen Match hindurch angezündet und fertiggemacht – es war der reinste Psychoterror.»

Kuhn erinnert sich noch gut an seinen schauspielernden Gegenspieler. «Klar, der Geissenpeter! Ich habe oft Sprüche gemacht, weiss aber nicht mehr genau, was ich zu ihm gesagt habe», so Kuhn. Und sowieso: Das Ganze sei nur Spass gewesen. «Ich habe das wirklich nie böse gemeint.»

Das sah Klameth anders: Die Hänseleien seiner Kameraden gingen so weit, dass er erzählte, nicht er sei der blonde Junge aus dem Film, sondern sein Bruder, der ihm sehr ähnelte. «Das war mein Schutzmechanismus – und es funktionierte!»

In seine Rolle sei er «so reingerutscht». «Man machte halt einfach, was die Lehrer oder Eltern sagten. Doch ich ahnte nicht, was danach passieren würde.» Damals habe es – im Gegensatz zu heute – noch keine Kinderstars gegeben. «Bei uns hielt dafür der Ruhm länger an, zu meinem Unglück.»

Schauspieler werden, das kam für den Küsnachter nicht in Frage. «Ich wurde verschlossen, verlor ein Stück weit auch meine kindliche Neugier.» Klameth zog sich aus dem Filmgeschäft zurück, eröffnete nach seinem Sportstudium mit seiner Frau ein Sportgeschäft. Noch jahrzehntelang wurde er wütend, ja rannte buchstäblich davon, wenn ihn jemand auf der Strasse erkannte. Unter Freunden war der Geissenpeter das Tabuthema schlechthin. «Nur dank meiner Frau habe ich mein Trauma irgendwann überwunden, denn sie fand mein Verhalten kindisch.»

Für seinen Nachfolger, den aktuellen Geissenpeter-Darsteller Quirin Agrippi (14), ist er voll des Lobes. «Er ist ein aufgeweckter Junge, spielt seinen Part ganz toll. Er wird den ganzen Rummel bestimmt besser verkraften als ich damals.»

Was Klameth im Kino am meisten überrascht hat, ist die Ähnlichkeit zum Film von 1952. «Sogar die Dialoge sind teils identisch.» Er habe sich um 63 Jahre zurückversetzt gefühlt. «Es hat mich richtig mitgenommen und aufgewühlt. Zum ersten Mal im Leben fand ich das aber richtig schön und positiv.»

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