Fussball-Legende Fritz Künzli in Cannes
An der Côte d’Azur blüht er auf

Für den ehemaligen FCZ-Star Fritz Künzli und seine Frau Monika Kaelin ist Cannes zu einem zweiten Zuhause geworden. Da geniessen sie die Sonne, das Meer und ihr neues, eigenes Appartement.
Publiziert: 14.08.2018 um 15:55 Uhr
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Aktualisiert: 18.10.2018 um 09:03 Uhr
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Monika Kaelin und Fritz Künzli geniessen ihre Ferien in Cannes.
Foto: zvg
Flavia Schlittler

Viele Jahre haben FCZ-Legende Fritz Künzli (72) und seine Frau Monika Kaelin (63) Ferien in Cannes verbracht. «Es ist wie das kleine Hollywood in Südfrankreich. Die Luft ist voller Glamour, aber auch Lockerheit», schwärmt Kaelin und ergänzt: «Das Meer ist superschön und die jodhaltige Luft tut uns  gut. «Seit bei Fritz im April 2017 durch die vielen Kopfbälle Fussballer-Demenz mit Beginn von Alzheimer diagnostiziert wurde, ging ich durch die Hölle», sagt sie. «Fritz wurde falsch behandelt, mit Medikamenten vollgestopft und man wollte ihn in die geschlossene, psychiatrische Demenz-Abteilung stecken.»

Ihr neues Paradies geben sie nie mehr her

Seit sie das Ruder in die Hand nahm, die Medikamenteneinnahme gestoppt habe und ihm nur noch schöne Lebensmomente schenke, «geht es ihm und uns von Tag zu Tag besser», erzählt sie und zeigt dies an Bildern der letzten Tage. Mit ihrer grossen Liebe geniesst sie es beim alten Hafen von Cannes, da hat sie kürzlich ein Appartement gekauft. «Es war sehr günstig. Wir haben 38 Quadratmeter, von der Terrasse aus sieht man das Meer, in einer Minute sind wir zu Fuss am schönsten Strand. Unser neues Paradies geben wir nie mehr her», so Kaelin.» Sie erlebe da einen Fritz, der nur noch lacht, ein paar Schritte ins Meer geht, den Blick auf Palmen und den Strand geniesst «und langsam wieder seine Sprache findet». Dies sei für sie wie ein Wunder.

Langsam findet Fritz Künzli die Sprache wieder

«Vor zwei Jahren geriet Fritz in einen grossen Streit mit einem Nachbarn. Das hat ihm wortwörtlich die Sprache verschlagen.» Nun sei es ihm wieder möglich, ein paar Worte zu sagen. «Ein Ja, ein wie gehts und neu sogar wieder ab und zu ein Satz. Ich bin zuversichtlich, dass er die Sprache wieder ganz erlangen wird», so die «Prix Walo»-Präsidentin. Seit zwei Wochen wohnen und verbringen sie Ferien in ihrem neuen Heim. Wie lange sie noch da bleiben, lässt Monika Kaelin offen. «Arbeiten kann ich auch von hier aus. Viel wichtiger ist mir, dass wir beide hier aufblühen und so viel Energie wie möglich auftanken können. Danach sehen wir weiter.»

Hilfe durch das zweite Ich

Bei ihrem Fritz hat Monika Kaelin alle Medikamente abgesetzt. Fast alle. «Das wichtigste und wirkungsvollste Medikament», sagt der Vertrauensarzt der beiden, «ist sie selbst. Sie ist eine einmalig bewundernswerte Frau, sie wächst über sich hinaus, sie schafft ihm zu Hause in Gersau eine sichere Umgebung, organisiert, pflegt, kümmert sich um alles.»

Kaelin schafft damit den reizarmen Lebensraum, der in diesem Fall den Verzicht auf Antidepressiva, Sedativa und Neuroleptika – Medikamente zur Behandlung psychischer Leiden – erst möglich macht.

Christoph Held (66), Autor des Buches «Was ist gute Demenzpflege?», sagt es so: «Eine solch starke Person ist für den Demenzkranken, der die Alltagskompetenz verloren hat, wie ein zweites Ich, auf das er sich stützen kann.»

Der bekannte Alters- und Demenzpsychiater  warnt gleichzeitig davor, die Pflege im Heim und den Einsatz von Medikamenten wegen eines einzelnen Vorfalls generell gegen die Pflege zu Hause in Stellung zu bringen.

Es gelte, jeden Fall individuell zu beurteilen. Angehörige seien leider häufig in der Demenzpflege überfordert, auf Fremdbetreung angewiesen. Auch die Kosten spielen eine grosse Rolle.

Durch den mehrfachen Ortswechsel in Untersuchungsklinik und Tagesstätten und eine Leistenoperation mit Narkose  war Künzli zusätzlichem Stress ausgesetzt, die sein Verhalten beeinflussten. 

Es wäre völlig falsch, ganz auf Medikamente zu verzichten, ohne die Begleitumstände genau abzuklären, sagt Held.

Bei ihrem Fritz hat Monika Kaelin alle Medikamente abgesetzt. Fast alle. «Das wichtigste und wirkungsvollste Medikament», sagt der Vertrauensarzt der beiden, «ist sie selbst. Sie ist eine einmalig bewundernswerte Frau, sie wächst über sich hinaus, sie schafft ihm zu Hause in Gersau eine sichere Umgebung, organisiert, pflegt, kümmert sich um alles.»

Kaelin schafft damit den reizarmen Lebensraum, der in diesem Fall den Verzicht auf Antidepressiva, Sedativa und Neuroleptika – Medikamente zur Behandlung psychischer Leiden – erst möglich macht.

Christoph Held (66), Autor des Buches «Was ist gute Demenzpflege?», sagt es so: «Eine solch starke Person ist für den Demenzkranken, der die Alltagskompetenz verloren hat, wie ein zweites Ich, auf das er sich stützen kann.»

Der bekannte Alters- und Demenzpsychiater  warnt gleichzeitig davor, die Pflege im Heim und den Einsatz von Medikamenten wegen eines einzelnen Vorfalls generell gegen die Pflege zu Hause in Stellung zu bringen.

Es gelte, jeden Fall individuell zu beurteilen. Angehörige seien leider häufig in der Demenzpflege überfordert, auf Fremdbetreung angewiesen. Auch die Kosten spielen eine grosse Rolle.

Durch den mehrfachen Ortswechsel in Untersuchungsklinik und Tagesstätten und eine Leistenoperation mit Narkose  war Künzli zusätzlichem Stress ausgesetzt, die sein Verhalten beeinflussten. 

Es wäre völlig falsch, ganz auf Medikamente zu verzichten, ohne die Begleitumstände genau abzuklären, sagt Held.

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