«Für eine Familie zu sorgen, ist eine andere Liga»
Janosch Nietlispach über seine Existenzängste als Vater

Seit drei Monaten ist Janosch Nietlispach Vater. In einem Post äussert sich der Ex-Bachelor über Gefühle, Ängste und die Neufindung als Papa. Damit verleiht der Zuger Männern eine wichtige Stimme. Wir haben nachgefragt.
Publiziert: 22.02.2024 um 14:09 Uhr
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Aktualisiert: 22.02.2024 um 14:22 Uhr
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Janosch Nietlispach mit Sohn Sunny.
Foto: instagram.com/janoschnietlispach
Maja Zivadinovic
Maja Zivadinovic
Schweizer Illustrierte

Mit der Geburt seines Sohnes Sunny am 13. November 2023 ging für Janosch Nietlispach (35) ein grosser Wunsch in Erfüllung. Dass er schon immer Vater werden wollte, wusste der Ex-Bachelor schon früh. «Alina und ich haben bereits beim ersten Date über Kinder gesprochen», sagt Nietlispach im Gespräch mit SI Family.

Aus dem ersten Date zu zweit ist nun also eine kleine dreiköpfige Familie geworden, Verlobung kurz vor Sunnys Geburt inklusive. Für Janosch und Alina eine prägende Zeit. Wie prägend sie vor allem für Janosch als Vater ist, offenbart der Zuger jetzt in einem emotionalen Instagram-Post.

Lieber Janosch, du sprichst ein wichtiges Thema an und brichst eine Lanze für Väter. Warum hast du das gemacht?
Janosch Nietlispach: Ich habe lange mit Alina diskutiert. Es gibt so viele Mama-Blogs und Mama-Accounts. Alle reden immer über Mütter und ihre Hormone. Wie es sich aber für Männer anfühlt, wenn sie Väter werden, wird meiner Meinung nach zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Natürlich haben wir nicht solche Hormonausschüttungen wie Frauen. Aber bei uns passiert auch so viel. Ich wünsche mir, dass das ebenfalls gesehen, gehört und diskutiert wird.

In deinem Post schreibst du, dass sich die Beziehung verändert, obwohl man vor und während der Schwangerschaft fest entschlossen war, alles gleich zu behalten und den Fokus nicht nur auf das Baby zu setzen. Inwiefern hat sich Alinas und deine Beziehung verändert?
Wir haben das grosse Glück, dass wir eine immense Anziehungskraft aufeinander haben. Wir wissen, dass wir ein grossartiges Team sind, das die gleichen Werte lebt. Nichtsdestotrotz ist die Geburt eines Babys eine fundamentale Veränderung. Man muss sich als Eltern finden. Man steht vor Herausforderungen, die man vorher nicht kannte. Ein Beispiel: Ich bin zu Hause im Wohnzimmer. Sunny und Alina sind im Kinderzimmer. Ich höre, wie Sunny weint und gehe rein. Ich will nur helfen und unterstützen, Alina kann dann aber auch genervt reagieren und sagen, ich soll sie doch lassen. Solche Situationen sind völlig normal und nicht schlimm. Man kann sich einfach nicht darauf vorbereiten und muss sich, wie ich bereits erwähnte, als Eltern finden.

Würdest du sagen, euer Leben hat sich seit Sunnys Geburt komplett verändert?
Nein, absolut nicht. Ich bin zum Beispiel auch sehr froh, dass Alina nach wie vor Nähe zulassen kann. Auch wenn sie Sunny ganz oft auf dem Arm hat, darf ich am Abend mit ihr kuscheln. Das bedeutet mir sehr viel. Mit Sunny haben wir grosses Glück, er ist gechillt und sehr pflegeleicht. Das Einzige, das definitiv anders ist, ist die fehlende Spontanität. Man kann jetzt nicht mehr einfach schnell einkaufen oder husch auswärts essen gehen. Man muss immer rechnen, wann hat Sunny zuletzt getrunken, wann muss er schlafen und sind unsere Pläne vielleicht zu wild? Wir wollen ihn nicht zu vielen Reizen aussetzen.

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Du betonst regelmässig, dass es dir enorm wichtig ist, eine aktive Rolle in Sunnys Leben einzunehmen. Wie meinst du das?
Rein biologisch ist das Mami ja immer die wichtigste Person im Leben eines Kindes. Wenn es schreit, will es zu Mama. Wenn es umfällt, will es zu Mami. Wenn es Sorgen hat oder krank ist, braucht es die Mutter. Ich wünsche mir, dass sich Sunny bei mir aber genau so beruhigen und sicher fühlen kann wie bei Alina. Deswegen war es für mich schon immer klar, dass ich viel Zeit mit meinem Kind verbringen will, und das von Anfang an. Ich will morgens mit Sunny frühstücken und abends genug früh daheim sein, damit ich etwas von ihm habe. Zum Glück kann ich meine Arbeitszeit flexibel einteilen und somit viel für Alina und Sunny da sein.

In deinem Post schreibst du auch von Ängsten. Was sind das für Ängste, mit denen du konfrontiert bist?
Alina und ich haben entschieden, dass sie sicher das erste Jahr daheim bleibt. Wenn sie will und es finanziell aufgeht, soll sie natürlich länger nicht arbeiten. Damit bin ich also für die Finanzen zuständig. Früher hatte ich gar keine Skrupel, alles auszugeben, das auf dem Konto ist. Wenn du aber für eine Familie sorgen musst, dann ist das eine andere Liga. Da kommen auch mal Existenzängste auf.

Artikel aus der «Schweizer Illustrierten»

Dieser Artikel wurde erstmals in der der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.

Dieser Artikel wurde erstmals in der der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.

Was findest du am Schönsten am Papasein?
Jede Minute, die ich mit Sunny verbringe, erfüllt mich mit viel Freude, Glück und Stolz. Auch staune ich darüber, wie schnell die Liebe zum eigenen Kind so gross werden kann. Was Sunny in mir auslöst, ist nur schwer in Worte zu beschreiben. Ich freue mich riesig auf alles, das noch kommt. Auch bin ich guter Dinge, dass es mir gelingt, eine sehr sichere und innige Bindung zu ihm aufzubauen. So dass er sich bei mir stets genau so aufgehoben, geliebt und geborgen fühlen wird wie bei Alina.

Zum Schluss: Was rätst du werdenden Eltern?
Reden, reden, reden! Ich halte es, für enorm wichtig über die Rollenverteilung zu sprechen, seine Wünsche anzubringen und gemeinsam zu überlegen, wie das dann wirklich aussehen soll, wenn das Kind da ist. Werdenden Vätern will ich ans Herz legen, sich nicht von der Rollenverteilung ihrer eigenen Kindheit verunsichern zu lassen. Früher war es definitiv so, dass vor allem Mütter daheim waren und Väter gearbeitet haben. Die meisten Väter, die ich kenne, die genau das gemacht haben, sagen mir heute aber, dass sie es zutiefst bereuen, nicht mehr Zeit mit ihren Kindern verbracht zu haben. Wir haben das Privileg, das jetzt anders zu machen.

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