Fünftklässler gewann 100'000 Fr bei «DGST»
Was nun, reicher Flavio?

Ein Bub sahnt beim Schweizer Fernsehen 100 000 Franken ab. Jetzt wird Kritik laut an der Höhe der Sieger­prämie von «DGST».
Publiziert: 19.04.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:47 Uhr
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Christa Rigozzis Liebling: Flavio Rizzello vor einer Woche in «Die grössten Schweizer Talente».
Foto: Thomas Lüthi
Von Tino Büschlen und Peter Padrutt

Auf einen Schlag um ganze 100'000 Franken reicher: Für Flavio Rizzello (12) aus Thalwil ZH ging dieser Traum am letzten Wochenende in Erfüllung. Als Gewinner der SRF-Castingshow «Die grössten Schweizer Talente» heimste er die volle Siegerprämie ein. Doch was macht ein Primarschüler bloss mit so viel Geld? «Die Summe steht selbstverständlich ganz unserem Sohn zur Verfügung», versichert Mutter Morena Rizzello (41). Da Flavio noch nicht volljährig ist, sind es die Eltern, die diese sogenannte Wettbewerbsgewinnsumme versteuern müssen. Das Geld werde später für Flavios Ausbildung eingesetzt, so Mutter Morena. «Vorerst aber kommt alles auf die Bank.»

«Hohn gegenüber gestandenen Musiker»

Es sei lächerlich, «ja geradezu ein Hohn gegenüber gestandenen Musikern, dass ein Elfjähriger 100 000 Franken gewinnen kann», kritisiert Mundart-Urvater Polo Hofer (70). «Die Sendung ist ein reines Jekami. Genau aus diesem Grund schaue ich mir so etwas nicht an», wettert der Berner Sänger weiter.

Wie das SRF gegenüber SonntagsBlick bestätigt, wird die Siegerprämie auch mit Billag-Gebühren finanziert und nicht etwa nur von Sponsoren berappt. «Die Gewinnsumme gehört zum Format ‹DGST› dazu und ist im Produktionsbudget einkalkuliert», so Sven Sarbach, Bereichsleiter Show und Events beim Schweizer Fernsehen.

Kurz vor der Billag-Abstimmung im Juni sorgt die hohe Preissumme für ein Kind aber auch im Bundeshaus für rote Köpfe. «Es ist nicht akzeptabel, dass mit Gebühren eine so hohe Gewinnsumme ausbezahlt wird», meint SVP-Nationalrätin Natalie Rickli (38) und fordert: «Der Service public muss endlich klar und eng definiert werden.» Die Show sei offensichtlich reine Unterhaltung.

Rickli: «Im Ausland laufen solche Sendungen auf privatfinanzierten Sendern und werden nicht über Gebühren finanziert.» Nur: In der Schweiz haben Privatsender gar keine Chance, solche Sendungen zu produzieren. Als das SRF in den Jahren 2013 und 2014 mit «DGST» pau­sierte, wollte Dominik Kaiser (45) mit seinem Kanal 3+ die Show übernehmen. Doch das SRF verhinderte dies, indem es sich die Rechte am Format sicherte. Das Schweizer Fernsehen sucht zurzeit bereits neue Talente für die vierte Staffel von «DGST».

Auch Kinder sind wieder willkommen. Eine Überarbeitung des Konzepts, beispielsweise eine Reduktion der Gewinnsumme für Minderjährige oder eine Heraufsetzung des Mindestalters, ist kein Thema. «‹DGST› ist ein lizenziertes Format, das in über 50 Ländern ausgestrahlt wird und keine Alters­beschränkung kennt», so Sarbach.

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