Martin Dürrenmatt (27) trägt einen grossen Namen und war sich dessen bis vor acht Jahren nicht einmal bewusst. «Ich weiss, es klingt unglaublich. Doch ich wurde mit der Literatur Friedrich Dürrenmatts (1921–1990) bis nach meiner Lehre nie konfrontiert», so der achtfache Coiffeurweltmeister. Aufgewachsen in Muttenz BL, besuchte er in der angrenzenden Gemeinde Pratteln die Primar- und Sekundarschule. «Wir sprachen über Goethe und Schiller, aber nie über Dürrenmatt. Sein Ruhm war auch in unserer Familie nie ein Thema», sagt er. Geboren wurde er knapp drei Monate, nachdem der grosse Schriftsteller gestorben war. «Natürlich habe ich ihn auf Familienfotos gesehen. Mein Vater und seine Brüder sehen ihm sehr ähnlich. Daher gabs auch den Bergriff, sie hätten einen typischen ‹Dürrenmatt-Schädel›, über mehr wurde nicht gesprochen.»
Den ersten Dürrenmatt las er dieses Jahr
Seitdem der Starcoiffeur vor fünf Jahren nach Zürich zog, häuften sich die Fragen nach seinem weltbekannten und für die Literatur wichtigen Grossonkel. «Dieses Frühjahr habe ich Justiz, mein erstes Dürrenmatt-Buch gelesen. Ich lese lieber Bücher über Buddhismus als Krimis. Doch ich bin fasziniert von seiner Erzählweise.» Der junge Mann, der in Langnau am Albis ZH lebt, möchte sich weder durch einen Namen, noch eine andere Person definieren. «Deshalb habe ich auch nicht plötzlich begonnen, mich mit Friedrich auseinanderzusetzen.»
Schon als Kind wollte er Coiffeur werden
Martin Dürrenmatt hat sich selbst einen Namen gemacht. Den Beruf des Coiffeurs – «Schreiben liegt mir gar nicht» –, wie er sagt, wollte er schon als kleiner Junge erlernen. «Es gibt ein Video, das mich mit drei Jahren zeigt, wie ich freudig meiner Mutter die Haare kämme.» Der Sohn eines Elektromonteurs und einer Hausfrau blickt auf eine behütete Kindheit zurück. «Obwohl der Beruf des Coiffeurs zu Unrecht nicht die grosse Anerkennung bekommt, haben mich meine Eltern immer unterstützt, diesen zu erlernen.» Seine Mutter hätte ihn an Wettbewerbe gefahren, «mir nachts zugehört, wenn ich neue Ideen hatte, Farben und Frisuren zu kreieren. Dafür bin ich ihr sehr dankbar, mein Talent haben sie und mein Vater stets unterstützt, mich aufgefordert, es auszuleben.»
Oscar-Gewinnerin Cate Blanchett vergleicht er mit einer Elfe
Heute frisiert er Hollywood-Stars. Oscargewinnerin Cate Blanchett (49) letztes Jahr in Zürich. «Sie ist wie eine Elfe. Ihre Bewegungen sind langsam, ihre Stimme ist ruhig. Eine Frau, die Menschen in ihren Bann zieht.» Auch bei den Topmodels Irina Shayk (32) und Alessandra Ambrosio (37) hat Dürrenmatt Hand angelegt. «Wichtig ist bei Stars, dass man ihnen auf Augenhöhe begegnet. Ich bin nie nervös, wenn ich auf sie treffe, behandle sie wie meine Nachbarin. Das macht es für sie wie auch für mich angenehm.» Und er verrät ein Geheimnis: «Die allerwenigsten haben so fülliges Naturhaar, dass es von allen Seiten her gut aussieht, und das muss es. Also wird bei den meisten mit Echthaar verlängert oder aufgefüllt.»
Auszeiten sind sein Ausgleich
Seine nächsten, grossen Begegnungen werden kommenden Sonntag an den Sports Awards sein und ab dem 22. Januar 2019 am WEF in Davos GR, für das Weltwirtschaftsforum ist er zum dritten Mal gebucht. «Das sind für mich die vier intensivsten Tage im Jahr. Weil ich nie weiss, wen ich als Nächstes unter meinen Händen habe. Hollywoodstars, Präsidenten, Lokalpolitiker.» Um sich dafür zu wappnen, wird er mit seinem Lebenspartner Miguel (40) die Weihnachtszeit im südostasiatischen Staat Malaysia verbringen. «Auszeiten sind mein Ausgleich. Wichtig finde ich, dass man gut zu sich schaut und immer wieder sein Tempo drosselt und entschleunigt. Vielleicht lese ich dann auch noch meinen zweiten Dürrenmatt.»
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