BLICK: Frau Hodel, wir sitzen hier mit Ihrem Vater Peter. Er ist nicht Ihr leiblicher Vater.
Frieda Hodel: Nein. Ich habe mit zwölf Jahren erfahren, dass ich adoptiert wurde.
Wie haben Sie das damals Ihrer Tochter erklärt, Herr Hodel?
Peter Hodel: Das ging komplett in die Hose.
Frieda Hodel: Es passierte bei einem Streit. Ich sollte auf meine zwei Jahre jüngere Schwester aufpassen. Als sie noch etwas länger bei ihrer Freundin bleiben wollte, habe ich sie gelassen und ging schon alleine nach Hause. Das machte meine Mutter sehr wütend: Sie knallte mir an den Kopf, dass ich nicht ihre Tochter sei. Ich hatte keine Ahnung!
Peter Hodel: Ich wollte Frieda schon früher von der Adoption erzählen, ihre Mutter Nora – eine Argentinierin, wir sind seit 2010 geschieden – wollte noch warten. Doch dann kam es zu diesem folgenschweren Streit.
Wie ging es Ihnen danach?
Frieda Hodel: Mies. Ich verstand die Welt nicht mehr und fühlte mich leer. Am Abend fragte ich Papa, ob es überhaupt stimmt.
Und dann haben Sie die ganze Geschichte erfahren.
Frieda Hodel: Nein. Die habt ihr mir bis heute nicht erzählt, Papa.
Peter Hodel: Können wir auch nicht. Ich kenne die leibliche Mutter von Frieda selber nicht. Ich weiss nur, dass sie eine argentinische Studentin war.
Warum haben Sie eigentlich gerade in Argentinien ein Kind adoptiert?
Peter Hodel: Mein Vater ist in den 60er-Jahren nach Argentinien ausgewandert. Ich habe ihn 1973 besucht und blieb hängen. Ich arbeitete in einer Bar in Río Cuarto und verliebte mich in Nora. Sie wurde jedoch lange nicht schwanger, es hiess, ihre Eileiter seien verstopft. 1982 haben wir Frieda am Tag ihrer Geburt adoptiert.
Was war das für ein Gefühl, als Sie Frieda das erste Mal in Ihren Armen hielten?
Peter Hodel: Es war unbeschreiblich! Wir waren total happy und haben sie aufgenommen wie ein eigenes Kind. Zwei Jahre später bekam ich mit Nora dann doch noch eine Tochter. Bis 1989 blieben wir in Argentinien, danach zogen wir in die Schweiz.
Nachdem die Wahrheit ans Licht kam: Hat sich das Verhältnis zwischen Ihnen beiden verändert?
Frieda Hodel: Nein, mein Vater und ich standen uns immer nahe. Auch meiner Mutter habe ich verziehen – vergessen kann ich nicht.
Peter Hodel: Ich bin immer zu Frieda gestanden und habe ihr geholfen. Das ist heute noch so.
Als ehemaliger Lastwagenchauffeur war Ihr Vater viel unterwegs. Haben Sie ihn als Kind vermisst?
Frieda Hodel: Er war nicht oft zu Hause, das stimmt. Mir fehlte aber vor allem die Mutterliebe! Meine kleine Schwester, die nicht adoptiert ist, bekam mehr Zuwendung und Aufmerksamkeit.
Wie äusserte sich das?
Frieda Hodel: Ich musste ständig auf sie aufpassen, meine Mutter setzte mich emotional unter Druck und gab mir das Gefühl, nichts recht zu machen. Das Verhältnis war immer angespannt. Mir fehlte emotionale Wärme. Immer musste ich geben, bekam aber nichts zurück. Ich habe noch heute das Gefühl, mich ständig beweisen zu müssen. Wohl auch deshalb hatte ich den Wunsch, 2002 bei der Miss-Schweiz-Wahl mitzumachen oder jetzt bei «Bachelorette».
Ihre Mutter und Ihre Schwester sind wieder nach Argentinien zurückgegangen. Wissen die beiden überhaupt, dass Sie bei «Bachelorette» mitmachen?
Frieda Hodel: Ja. Wir haben sporadisch Kontakt via Facebook. Sie sehen dort, was ich mache. Aber: Meine engsten Freunde und mein Vater bedeuten für mich Familie. Von allen anderen versuche ich mich zu distanzieren. Es kostet mich zu viel Energie.
Aber wollen Sie deshalb nicht erst recht wissen, wer Ihre leiblichen Eltern sind?
Frieda Hodel: Klar würde ich gerne wissen, wie meine leibliche Mutter aussieht. Ich habe aber Angst. Was würde mich da erwarten, lebt sie überhaupt noch? Ich habe mein Schicksal akzeptiert und lebe damit. In nächster Zeit werde ich nicht nach ihr suchen. Irgendwann vielleicht.
Peter Hodel: Ich hätte nichts dagegen und würde sie unterstützen.
Hat die fehlende Mutterliebe Ihre Einstellung zu Männern verändert?
Frieda Hodel: Ja. Ich sehne mich nach jener bedingungslosen Liebe, die mir immer fehlte. Ich brauche jemanden, der für mich da ist. Gleichzeitig habe ich Angst, dass ich Männer einenge und sie mit meiner vielen Liebe, die ich in mir trage, erdrücke. Deshalb distanziere ich mich oft und wirke kühl – obwohl ich sehr emotional bin. Hinzu kommt: Ich bin mir nie sicher, wem ich vertrauen kann. Auch das hat mit meinem Schicksal als Adoptivkind zu tun.
Würden Sie selber Kinder adoptieren, nach allem, was Ihnen widerfahren ist?
Frieda Hodel: Das schliesse ich nicht aus. Es ist mir aber zu kompliziert, ich versuche es sicher zuerst auf dem natürlichen Weg. Ich bin meinen Eltern dankbar, dass sie mich in die Schweiz geholt haben. Mein Leben wäre sicher nicht so schön geworden ohne diese Adoption.
«Die Bachelorette» ist inzwischen abgedreht. Wie geht es jetzt weiter?
Frieda Hodel: Ich habe mich selbständig gemacht und gründe per 1. Mai die FH Health & Lifestyle GmbH.
Peter Hodel: Sie wird Erfolg haben damit. Meine Frieda war schon immer eine Kämpfernatur.
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