Darum gehts
- Berghain-Studie enthüllt Einlass-Code: Individualität entscheidend
- 38 Interviews und 500 Einlasssituationen analysiert für die Club-Studie
- Schweizer Türsteher betont Wichtigkeit von Auftreten und Körpersprache
Das Berghain in Berlin zählt mit seiner strengen Türpolitik zu den exklusivsten Clubs weltweit. Im Netz gibts zahlreiche Tipps und Tricks, wie man an Sven Marquardt (63), dem Türsteher des Techno-Bunkers, vorbeikommt. Doch einen klaren Einlass-Code scheint es nicht zu geben – bis jetzt.
Wie der «Spiegel» berichtet, hat ein Forscherteam untersucht, welche Faktoren darüber entscheiden, wer Zutritt erhält und wer abgewiesen wird. Die Studie, durchgeführt von Wissenschaftlern der Freien Universität Berlin und anderer Hochschulen, basiert auf 38 Interviews mit Türstehern, Klubbesitzern, DJs und Gästen. Zudem wurden rund 500 Einlasssituationen in einem bekannten Berliner Klub analysiert.
Outfit spielt nur Nebenrolle
Das zentrale Ergebnis der Untersuchung: Potenzielle Gäste müssen sich einerseits in die Szene einfügen, andererseits aber auch durch Individualität hervorstechen. Entscheidend seien neben dem Kleidungsstil auch Faktoren wie Kenntnisse der Technoszene, Ausstrahlung und Charisma. Ein zentraler Aspekt sei der Beitrag zur Diversität des Publikums. Die Selektion zielt darauf ab, einen sicheren Raum für marginalisierte Gruppen zu schaffen.
Ein weiterer wichtiger Faktor sei das Verhalten in der Warteschlange. Ausstrahlung, Interaktion mit anderen und der Gesamteindruck spielen dort eine entscheidende Rolle. Klare Ausschlusskriterien seien übermässiger Alkoholkonsum, aggressives Verhalten und mangelnde soziale Kompetenz.
Worauf du bei Schweizer Clubs achten solltest
Ein Lokal mit einer ähnlich «harten» Tür wie das Berghain gibt es in der Schweiz nicht. Trotzdem gelten auch hierzulande gewisse Regeln, die man im Ausgang beachten sollte. Leo (28) ist Türsteher beim Zürcher Nachtclub Klaus. Woche für Woche kontrolliert er die Gäste und entscheidet mit, wer rein darf und wer draussen bleiben muss.
Dabei verfolgt Leo ein klares Prinzip: Mit jedem Gast wird kurz geredet. «Das Auftreten und die Körpersprache sind entscheidend. Wir achten genau darauf, wie der Gast auf gewisse Fragen antwortet», erzählt der Türsteher. «Der Gast sollte immer höflich bleiben und natürlich auch einen gewissen Konsumpegel nicht überschritten haben. Bei Gästen mit Sonnenbrille fragen wir jeweils, ob sie diese kurz abnehmen können.»
Das sind die No-Gos
Bezüglich Kleiderwahl sagt Leo, dass ein auffälliges Outfit sicherlich fördernd sei, aber keineswegs entscheidend. «Es geht darum, wie man rüberkommt. Mimik und Gestik sind ganz wichtig. Zudem sollte man immer respektvoll auftreten.» Aggressives oder hochnäsiges Verhalten seien klare No-Gos, genauso wie Intoleranz oder Frauenfeindlichkeit.
Zu vermeiden sei es auch, in einer zu grossen Gruppe zu kommen. Zweiergruppen bestehend aus einem Mann und einer Frau hätten die besten Chancen. «Am Ende verlasse ich mich aber immer auf mein Bauchgefühl. Lieber sage ich zehnmal so viel nein, als einmal falschzuliegen. Schliesslich geht es um die Sicherheit unserer Gäste und die hat für uns allerhöchste Priorität.»
Schweizer Türsteher über Berghain-Hype
Leo hat bereits für zehn Clubs in Zürich als Türsteher gearbeitet. Im Berghain in Berlin war er noch nie – und hat es auch nicht vor, wie er erzählt. «Mich persönlich interessiert das Berghain nicht, ich würde dafür nicht drei bis vier Stunden anstehen. Ich vermute, es wird ein bisschen künstlich hochgepusht.»
Trotzdem: Den Einlass-Code aus der Studie kann er unterschreiben. «Die Untersuchung hat es ziemlich gut auf den Punkt gebracht. Viele denken, mit dem richtigen Outfit kommt jeder ins Berghain. Aber schlussendlich muss das Gesamtpaket stimmen.»