Das Open Air Frauenfeld ist ein friedliches Festival. Trotz eines Messerangriffs, der die Stimmung in der Ostschweiz am frühen Freitagmorgen etwas trübte, ging die grösste Gefahr sonst von Gästen aus, die bei fast unmenschlicher Hitze mit Wasserpistolen für etwas Abkühlung sorgten. Die Mär vom Testosteron-geschwängerten Open-Air-Gänger, der gerne herumpöbelt und dumme Sprüche klopft, bestätigt sich hier nur selten, auch wenn ein paar junge Männer an den festivaleigenen Reckstangen ihre schweissgebadeten Oberkörper in Szene setzen. Auffallend auch: 2023 halten sich punkto Besucherinnen und Besucher – wenn man der eigenen Beobachtung traut – Mann und Frau in etwa die Waage. Ist das Festival weiblicher geworden?
94 Acts waren bei dieser Ausgabe des OAF, wie das Open Air abgekürzt wird, dabei. Das Genre gilt als Männerdomäne. Aber als man am frühen Freitagabend hörte, wie die Menge zu «Wildberry Lillet» der jungen norddeutschen Rap-Senkrechtstarterin Nina Chuba (24) abging, ahnte man: Vielleicht hat sich der Wind in Richtung mehr Weiblichkeit gedreht. Chuba ist nur eine von vielen jungen deutschen Künstlerinnen, die nicht alleine mit ihren Chart-Erfolgen eine unmissverständliche Message in die Welt senden: Wir sind Rapperinnen – und gekommen, um zu bleiben!
Das Sprachrohr einer Generation
Eine andere dieser Senkrechtstarterinnen im Hip-Hop-Business ist die Berlinerin Paula Hartmann (22). Junge Musikerinnen wie sie verdanken einen Teil ihres Erfolgs freilich auch den sozialen Medien. Plattformen wie Tiktok oder Instagram sind fester Bestandteil in der Vermarktungsstrategie der Generation Z – das mindert Hartmanns Können und ihr Faible für die Themen ihrer Zeit aber mitnichten. Ihr Album «Nie verliebt» begeisterte die Kritiker, die oft älter sind als sie und nicht unbedingt über die eingängigen Plattformen auf sie aufmerksam geworden sind. Sie spreche darin die Sprache der Jugend, finde passende Worte zu den Themen Liebe und Grossstadt-Melancholie. Die Berlinerin selbst, die wir kurz vor ihrem Auftritt treffen, findet es allerdings etwas vermessen, als Sprachrohr ihrer Generation betitelt zu werden – und sowieso: «Diese Gefühle sind ja universell und nicht nur auf Leute in meinem Alter beschränkt.»
Du kannst dieses Jahr nicht am Openair Frauenfeld dabei sein? Kein Problem! Blick ist für dich hautnah mit dabei.
Vor Ort: Am Blick-Stand neben der Rap City Stage können Besucher vom Openair Frauenfeld Ping-Pong, Tischfussball und Subsoccer spielen, Slacklines ausprobieren oder einfach in Liegestühlen unter Sonnenschirmen relaxen.
Zuhause: Auf Blick.ch findest du im Ticker aktuelle Infos zum Festival, Blick TV beliefert dich mit Videos und Interviews – und über unsere Social-Media-Kanäle kannst du dir die Openair-Stimmung auf dein Handy beamen.
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Damit trifft Hartmann einen Punkt – und in einem ihrer bekanntesten Songs thematisiert sie tatsächlich ein gesellschaftliches Problem, das vor dem Alter keinen Halt macht: die sexualisierte Gewalt gegenüber Frauen. «3 Sekunden» heisst der Song, den sie gemeinsam mit Sängerin Céline (23) realisiert hat. Eine Zeile lautet beispielsweise: «Alle drei Sekunden umdreh’n, nachts allein' im Dunkeln. Sag mir, was weisst du davon? Kleine Tropfen in mei’m Glas drin, Herz fängt an zu rasen.» Hartmann wurde in den deutschsprachigen Medien für ihren Mut und ihre Schonungslosigkeit gefeiert.
«Hatte Angst, dass ich die Leute mit dem Thema nerve»
«Wenn es an Festivals ein Awareness-Konzept gibt, weise ich jeweils darauf hin, dass Sexismus, Rassismus und Diskriminierung an meinen Konzerten nichts zu suchen haben – und dass man sich bei Übergriffen bei den entsprechenden Personen melden soll.» Hip-Hop kann der Lobgesang auf schnelle Autos und Drogenkonsum sein oder, wie im Falle der jungen Paula Hartmann, ein ungeschönter Blick auf ein grosses Problem, das Frauen tagtäglich und überall begleitet. Vom Feedback sei sie überrascht gewesen. «Um ehrlich zu sein: Ich hatte Angst, dass ich die Leute mit dem Thema nerve. Genau diese Angst hat mich dann aber dazu bewogen, den Song trotzdem zu schreiben.»
Es war heiss. Es war laut. Es war eng. Also genau so, wie ein gelungenes Festival sein muss. Das Open Air Frauenfeld überzeugte 2023 – wie so oft – auf ganzer Linie. Die Veranstalterin hat punkto Line-up den schwierigen Spagat geschafft, dem Publikum internationale Top Acts wie Travis Scott (32) oder Kendrick Lamar (36) zu präsentieren und mit Auftritten von angesagten Newcomerinnen wie Nina Chuba (24) zu kombinieren.
Traditionellerweise setzt das Festival auf der Allmend in Frauenfeld TG auch auf eine Menge Lokalkolorit. Am Donnerstag zeigte beispielsweise EAZ (29) aus Wetzikon ZH, wieso sich hausgemachter Hip-Hop nicht verstecken muss. Der Rapper beeindruckte mit Texten auf Schweizerdeutsch, Englisch und Albanisch. Die Fans feierten einen Mann, der quasi aus der Nachbarschaft kommt.
Ausser einer Messerattacke am Freitag kam es, Stand gestern Nachmittag, zu keinen nennenswerten Zwischenfällen. Nicht zuletzt dank eines ausgeklügelten Sicherheitskonzepts und rund 3000 Helferinnen und Helfern, die das Open Air Frauenfeld wieder einmal zum Mekka von Hip-Hop-Fans machten, die – gemäss den Kfz-Kennzeichen – aus ganz Mitteleuropa anreisten.
Es war heiss. Es war laut. Es war eng. Also genau so, wie ein gelungenes Festival sein muss. Das Open Air Frauenfeld überzeugte 2023 – wie so oft – auf ganzer Linie. Die Veranstalterin hat punkto Line-up den schwierigen Spagat geschafft, dem Publikum internationale Top Acts wie Travis Scott (32) oder Kendrick Lamar (36) zu präsentieren und mit Auftritten von angesagten Newcomerinnen wie Nina Chuba (24) zu kombinieren.
Traditionellerweise setzt das Festival auf der Allmend in Frauenfeld TG auch auf eine Menge Lokalkolorit. Am Donnerstag zeigte beispielsweise EAZ (29) aus Wetzikon ZH, wieso sich hausgemachter Hip-Hop nicht verstecken muss. Der Rapper beeindruckte mit Texten auf Schweizerdeutsch, Englisch und Albanisch. Die Fans feierten einen Mann, der quasi aus der Nachbarschaft kommt.
Ausser einer Messerattacke am Freitag kam es, Stand gestern Nachmittag, zu keinen nennenswerten Zwischenfällen. Nicht zuletzt dank eines ausgeklügelten Sicherheitskonzepts und rund 3000 Helferinnen und Helfern, die das Open Air Frauenfeld wieder einmal zum Mekka von Hip-Hop-Fans machten, die – gemäss den Kfz-Kennzeichen – aus ganz Mitteleuropa anreisten.
Auch die Schweizer Sängerin Naomi Lareine (29) war am Open Air Frauenfeld ein Beweis dafür, dass die weibliche Stimme des Hip-Hop und R 'n' B laut ist. Lareine setzt sich seit geraumer Zeit für mehr Diversität im Business ein und hat wie Hartmann eine glasklare Botschaft, wenn es um sexualisierte Gewalt gegen Frauen geht: «Speak up! Das machen Fans, das mache ich. Wenn etwas ist, sag etwas! Es bringt nichts, die Sachen für sich zu behalten.». «Speak up!»: Dieser Ausruf passt bestens zu der neuen Generation von Hip-Hop-Künstlerinnen, die hoffentlich noch zahlreicher werden. Und laut bleiben.
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