Bis jetzt war jede seiner Missionen ein Erfolg: Fotokünstler Hannes Schmid (71) überlebte den Aufenthalt bei Kannibalen, hatte die grössten Rockstars vor der Linse – weltberühmt machten ihn die Aufnahmen der Marlboro-Cowboys. Heute ist seine wichtigste Mission, den ärmsten Menschen in Kambodscha ein besseres Leben zu ermöglichen.
Mit «Smiling Gecko» entwickelte er innert kurzer Zeit seine eigene Vision von nachhaltiger Hilfe. Auf einer Farm mit Hühner- und Schweinezucht, einer eigenen Schreinerei und Gasthaus finden ganze Familien Ausbildung und Arbeit. Im November wurde eine Schule für 780 Kinder eröffnet, als nächstes ist eine Textilfabrik mit Ausbildung für 300 Frauen geplant. «Wenn wir eine Person ausbilden, profitiert die ganze Familie», so Schmid.
Für seinen unermüdlichen Einsatz wird Hannes Schmid jetzt der Ehrendoktor-Titel von der Universität Zürich verliehen: «Das ist eine grosse Anerkennung, ich bin ja nicht mal Akademiker», so der gelernte Elektriker Schmid. Das wichtigste ist ihm aber, dass ihm dieser Titel für sein humanitäres Engagement helfen wird. «Das verschafft mir grössere Glaubwürdigkeit, vor allem im Ausland.»
Glaubwürdig macht Schmid auch, dass er selber in den Slums der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh gelebt hat: «Ich bin abends nicht ins Luxushotel und habe selber Ratten gegessen.»
«Die Armut ist geblieben»
In dieses brutale Elend brachte ihn die Begegnung mit einer Bettelsklavin, sie wurde als Dreijährige mit einem Schweissbrenner verunstaltet und mehrfach verkauft – leider ein alltägliches Schicksal. «Es gibt über 4000 Hilfsorganisationen vor Ort, aber die Armut ist geblieben», so Schmid. Er hat schnell gemerkt, das «Reissäckli verteilen» langfristig nicht hilft.
Darum will er etwas schaffen, das auch funktioniert, wenn er nicht vor Ort ist. «Ich möchte nicht für den Rest meines Lebens Entwicklungshelfer sein, sondern ein Fundament schaffen, das ohne Ausländer funktioniert.» Dafür müsse man «das System verstehen, kreativ damit umgehen und bereit sein, Entscheide immer wieder zu revidieren.»
Nachdem Schmid selber viel eigenes Geld in «Smiling Gecko» gesteckt hat, ist ihm eines klar geworden: «Was nicht rentabel ist, kann auch nicht nachhaltig sein.» Eine Regel, die seiner Meinung nach für alle Hilfswerke gelten sollte.
Erfolge seien sichtbar, ein Beispiel dafür ist Mariya Un Noun. Sie kam vor vier Jahren aus den Slums auf die Farm und ist heute Chefköchin im Gasthaus und Mutter zweier kleiner Mädchen. «Sie wird ihren Kindern ein anderes Leben ermöglichen», freut sich Schmid. «Das sind die Veränderungen, die es braucht.»