Er rückt sie so ins Rampenlicht, dass die ganze Welt hinschaut: Jimmy Nelson (52) zeigt in seinen Bildern indigene Völker und Stämme aus den entlegensten Winkeln der Erde – und das in atemberaubender Schönheit. «Ich will diese Menschen in ihrem ganzen Stolz und mit Würde zeigen. Darum sind es Aufnahmen, die so inszeniert sind, dass sie auch auf das Cover einer ‹Vogue› passen würden», so der Fotograf. Nelson hat seine 50 Jahre alte Plattenkamera dabei, arbeitet mit natürlichem Licht und verbringt Wochen damit, das Vertrauen seiner Models zu gewinnen. Viele haben noch nie einen Ausländer gesehen oder sind noch nie fotografiert worden.
Mit Respekt und Demut
«Wichtig ist, den Menschen mit Respekt und Demut zu begegnen. Ich richte mich nach ihnen, nicht umgekehrt», so Nelson. Auf einen Übersetzer verzichtet er bei seinen Besuchen, weil die Kommunikation dann nicht direkt genug sei – ihm genügen Ausdruck und Gesten. Vor über 30 Jahren hat seine Reise um die Welt begonnen. Damals durchquerte Nelson Tibet ein Jahr lang zu Fuss. «Die Mönche dort waren genauso glatzköpfig wie ich», erinnert er sich lachend. Mit 16 Jahren waren ihm alle Haare ausgefallen – «vom Stress», wie er sagt. Schritt für Schritt legte er auf seinem Marsch die schwierigen Jugendjahre ab. Nach einer unbeschwerten Kindheit im Ausland – sein Vater arbeitete in verschiedenen Staaten als Geologe bei Shell – verbrachte er eine traumatische Schulzeit in einem englischen Jesuiten-Internat.
Kritik wegen unrealistischer Darstellung
Inzwischen liegen unzählige Reisen in über 40 Länder hinter dem Familienvater, auf seiner Website sind über 60 Besuche bei indigenen Menschen oder anderen Volksgruppen dokumentiert. Seine ästhetischen Aufnahmen ernten auch harsche Kritik, weil diese unrealistisch seien und «einen falschen und schädlichen Eindruck von indigenen Völkern» hinterliessen, so die Menschenrechtsorganisation Survival.
Auch der Titel seines Bildbands «Before they pass away» kommt nicht gut an. «Wir sterben nicht aus, sondern kämpfen ums Überleben», hiess es etwa von Indigenen in Westbrasilien. Nelson verteidigt sich: «Ich bin weder Journalist noch Anthropologe, sondern Künstler und halte eine idealisierte Momentaufnahme fest.» Dahinter steckt eine Botschaft: «Ich möchte den Reichtum dieser Menschen zeigen, der ohne unsere materiellen Werte auskommt.» Tatsache ist, dass der Lebensraum für viele der Völker, die Nelson besucht hat, akut bedroht ist. Das will der Fotograf in Erinnerung rufen – und die Welt schaut hin.
Jimmy Nelson tritt im Rahmen der Photo Schweiz in Zürich-Oerlikon auf; Samstag, 12. Januar, um 20 Uhr.
Weltweit gibt es in über 60 Ländern 400 Millionen Indigene – davon leben 150 Millionen in Stammesgesellschaften. Indigene Völker sind die ersten Bewohner eines bestimmten Gebietes. Bedroht sind sie vor allem in Südamerika, Afrika und Asien. Vielerorts sind ihre Landrechte nicht gesichert, und sie sind juristisch nicht anerkannt. Alarmierend ist die Situation für die 305 indigenen Völker in Brasilien, Präsident Jair Bolsonaro hat ihnen quasi den Krieg erklärt und will ihre Gebiete für Landwirtschaft und Rohstoffe ausbeuten.
Der Angriff auf deren Territorien stellt die Weichen für eine Umweltkatastrophe. Indigene Völker sind die besten Naturschützer, sie kümmern sich so gut um ihre Umwelt und Tiere wie niemand sonst. Erzwungene Entwicklung und Fortschritt machen Indigene weder gesünder noch glücklicher. Die Folgen erzwungener Anpassung sind oft fatal. Unkontaktierte Völker sind die bedrohtesten Gesellschaften, weltweit gibt es etwa hundert – schon eine Ansteckung mit Grippe kann sie auslöschen.
Weltweit gibt es in über 60 Ländern 400 Millionen Indigene – davon leben 150 Millionen in Stammesgesellschaften. Indigene Völker sind die ersten Bewohner eines bestimmten Gebietes. Bedroht sind sie vor allem in Südamerika, Afrika und Asien. Vielerorts sind ihre Landrechte nicht gesichert, und sie sind juristisch nicht anerkannt. Alarmierend ist die Situation für die 305 indigenen Völker in Brasilien, Präsident Jair Bolsonaro hat ihnen quasi den Krieg erklärt und will ihre Gebiete für Landwirtschaft und Rohstoffe ausbeuten.
Der Angriff auf deren Territorien stellt die Weichen für eine Umweltkatastrophe. Indigene Völker sind die besten Naturschützer, sie kümmern sich so gut um ihre Umwelt und Tiere wie niemand sonst. Erzwungene Entwicklung und Fortschritt machen Indigene weder gesünder noch glücklicher. Die Folgen erzwungener Anpassung sind oft fatal. Unkontaktierte Völker sind die bedrohtesten Gesellschaften, weltweit gibt es etwa hundert – schon eine Ansteckung mit Grippe kann sie auslöschen.