Er gehört zu den legendärsten Kriminellen der Schweiz. Jetzt wird er in einem Film unsterblich gemacht. Das verrückte Leben von Ausbrecherkönig Walter Stürm (1942–1999) soll eine actiongeladene Tragikomödie werden. «Stürms Karriere als Krimineller ist himmeltraurig und lustig zugleich, ein perfekter Filmstoff», erklärt Regisseur Oliver Rihs (44). «Ich freue mich riesig auf dieses einmalige Projekt.»
Walter Stürm war ein Berufskrimineller, wie es ihn in der Schweiz selten gegeben hat. Zwischen 1974 und 1995 büxte er acht Mal (!) aus dem Gefängnis aus, sorgte dabei jedes Mal für grosses Aufsehen. Vor allem durch seine schelmischen Aktionen. Als Stürm an Ostern 1981 aus der Strafanstalt Regensdorf ausbrach, hinterliess er einen Zettel mit den Worten: «Bin am Ostereiersuchen.»
Berühmt dank Robin-Hood-Image
Bei einer anderen Flucht blieb er zurück, um einem Wärter, den ein anderer Flüchtender mit einem Messer verletzt hatte, die Hand zu verbinden. «Dadurch haftete Stürm bald einmal eine Art Robin-Hood-Image an, was ihm in der Bevölkerung natürlich zu grosser Popularität verhalf», erinnert sich Oliver Rihs, der sich in den letzten Jahren einen Namen als Regisseur skurriler Komödien machte: 2006 landete er mit «Schwarze Schafe» einen Überraschungshit. Mit «Achtung, fertig, WK!» brachte Rihs 2013 den Nachfolger des Sensationserfolgs «Achtung, fertig, Charlie!» (2003) in die Kinos. Für Gelächter sorgt er zurzeit auch mit der Komödie «Affenkönig».
Stürm, ein gelernter Karosseriespengler, klaute schon Anfang der 60er-Jahre Autos. Später machte er Banküberfälle, ging aber immer konsequent ohne Gewaltanwendung vor. Auch verhaften liess er sich stets widerstandslos. «Während seiner Zeit im Knast eignete sich Stürm viel rechtliches Wissen an, er schrieb Tausende Be schwerden, in eigener Sache wie auch für Mithäftlinge. Das brachte ihm zusätzlich Sympathiepunkte ein», sagt Rihs. Imponierend sei auch gewesen, wie er vor Gericht von seinem Schweigerecht Gebrauch machte und nie jemanden verpfiff. Angesprochen darauf, wo er seine Beute aufbewahre, antwortete Stürm einst: «Dort, wo alle anderen auch: auf der Bank. Nur lauten die Konten nicht auf meinen Namen.»
«Wir versuchen das Heldenimage zu korrigieren»
Das Leben in Freiheit behagte dem Ostschweizer allerdings nicht. 1998 wurde er erstmals in 29 Jahren entlassen, aus der Tessiner Strafanstalt La Stampa. Wegen Verdachts, eine Thurgauer Bank überfallen zu haben, verhaftete ihn die Polizei kurz darauf wieder und steckte ihn in Isolationshaft. Dort nahm sich Stürm 1999 mit einem Kehrichtsack das Leben. Es war sein dritter Selbstmordversuch.
Produziert wird der Film mit dem Arbeitstitel «Stürm – Bis ich tot bin oder frei» von Ivan Madeo (40), der 2014 für das Schwulendrama «Der Kreis» und 2015 für den Katastrophenthriller «Heimatland» preisgekrönt wurde. «Im Film versuchen wir auch das Heldenimage von Stürm zu korrigieren, denn in der Tat war er auch ein Schwerkrimineller, der viel Schaden angerichtet hat», erklärt Madeo. Die historischen Fakten basieren auf dem Buch von Reto Kohler. Wer die Hauptrolle spielt, ist noch geheim. «Wir wollen im Herbst 2017 und Frühling 2018 drehen», kündigt Madeo an. Filmstart: Ende 2018.