Filmdirektorin Seraina Rohrer erwartet ihr zweites Kind
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22 Jahre nach dem Ersten:Filmdirektorin Seraina Rohrer erwartet ihr zweites Kind

Film-Direktorin Seraina Rohrer (41) bekam mit 19 ihr erstes Kind, nun ist sie vom gleichen Mann wieder schwanger
Ihr Leben hält sich an kein Drehbuch

Bei ihrer Karriere ist sie so schnell unterwegs wie auf dem Rennvelo. Mehr Zeit hat sie sich mit dem zweiten Kind gelassen: Filmdirektorin Seraina Rohner (41) erwartet im August ein Baby, ihr erster Sohn ist bereits 22 Jahre alt.
Publiziert: 06.06.2019 um 08:35 Uhr
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Aktualisiert: 06.06.2019 um 15:56 Uhr
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Schnell in der Karriere, etwas gemächlicher in der Familienplanung: Solothurner Filmdirektorin Seraina Rohrer freut sich auf Nachwuchs, es ist nach 22 Jahren ihr zweites Kind.
Foto: PHILIPPE ROSSIER
Katja Richard

Bei ihrer Karriere ist sie so schnell unterwegs wie auf dem Rennvelo - selbst mit Babybauch. Mehr Zeit hat sie sich mit dem zweiten Kind gelassen: Filmdirektorin Seraina Rohner (41) erwartet im August ein Baby, ihr erster Sohn ist bereits 22 Jahre alt. Ihr Partner in Crime ist derselbe geblieben: In ihren Mann Joël Fisler (46) hat sie sich bereits im Gymnasium verliebt. 

BLICK: Seraina Rohrer, die meisten Eltern sind froh, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Wieso tun Sie sich das nochmals an?
Seraina Rohrer: Für diese Frage ist es jetzt etwas zu spät (lacht). Wir freuen uns sehr auf unseren Nachzügler. Mein Sohn auch, er ist ja schon erwachsen und lebt als Student noch bei uns. Ich verändere mein Leben nicht grundsätzlich, weil ein Kind da ist, es macht einen Teil unserer Gemeinschaft aus. Jeder kommt auf seine Kosten und darf sich entwickeln. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht.

Sie sind prägende Figur des Schweizer Filmschaffens und haben eine Familie. Ein filmreifes Leben. Wie schafft man das?
Natürlich dank eines Partners, der da mitzieht und auf den man sich voll verlassen kann. Joël und ich haben uns über die Jahre beide verändert, was ja auch ganz normal ist. Jeder hatte den Freiraum, sich individuell zu entwickeln, das gestehen wir uns auch in Zukunft zu. Veränderungen sind für uns nichts Bedrohliches, sondern ganz normal, damit gestaltet man die Partnerschaft gemeinsam immer wieder aufs Neue.

Was verbindet Sie miteinander?
Sehr vieles, die Freude an Neuem, wir sind beide gerne in den Bergen unterwegs und zum Glück auch die Liebe zum Kino. Ich schaue mir ja sehr viele Filme an, und mein Partner schaut gerne mit. Als Kind bin ich ohne Fernseher aufgewachsen, weil wir daheim keinen hatten. Das haben meine Eltern zumindest immer behauptet, bis ich entdeckt habe, dass im Schlafzimmer im Schrank einer versteckt war. Da war meine Liebe zum Kino aber schon sehr gross, und ich bin dabei geblieben. Heute haben wir daheim eine Leinwand, ein sehr praktischer Luxus in meinem Beruf.

Haben Sie schon als junge Frau gewusst, dass Sie Karriere machen wollen?
Ich war das älteste von vier Kindern, wir sind alle innert fünf Jahren zur Welt gekommen. Meine Mutter hatte eine Gehbehinderung, dadurch habe ich sehr schnell viel Verantwortung übernommen. Innerhalb unserer Kindergruppe war ich als Älteste selbstverständlich die Anführerin. Ich habe schon immer gerne Dinge umgesetzt und hatte meinen eigenen Kopf. Dass ich etwas bewegen und Menschen zusammenbringen will, das war früh klar. Dass ich Kinder haben werde, weniger. 

Damit ging es dann ziemlich schnell, wie war das, als Sie mit 18 schwanger wurden?
Das war natürlich eine unerwartete Situation. Aber ich wusste schnell, dass ich mit der Schule weitermache und studieren will. Mein Freund und jetziger Partner Joël hat mich sehr darin unterstützt, es war klar, dass das nicht mein, sondern unser Kind ist und wir beide die Verantwortung übernehmen. Er hat sein Studium für ein halbes Jahr unterbrochen, damit er voll für das Baby da sein kann. Nachher hat er weiterhin 50 Prozent der Betreuung übernommen und meine Mutter einen fixen Tag. Auf die beiden konnte ich mich total verlassen und hatte den Kopf für die Schule frei. Das ist heute oft das Problem, wenn man sich die Familienarbeit teilt. Zwar ist jemand anderes zeitweise für die Kinder da, aber das ganze Organisatorische bleibt an den Frauen hängen.

Wieso funktioniert das bei Ihnen besser?
Weil wir uns die Verantwortung ganzheitlich teilen. Es ist wichtig, dass Frauen das von Männern einfordern und ihnen auch zutrauen. Es ist wie in einem Betrieb, es arbeiten nicht alle gleich und gehen verschiedene Wege, das gilt auch für die Kindererziehung. Man muss den anderen machen lassen und ihm vertrauen.

Werden Sie für das Kind beruflich kürzertreten?
Nein, ich übernehme ja nächstes Jahr eine neue Position bei Pro Helvetia, mit einem 80-Prozent-Pensum. Aber mein Mann wird auf 60 Prozent reduzieren. Weil er als Klimatologe bei Meteo Schweiz beim Bund angestellt ist, hat er bei einer Vaterschaft diese Möglichkeit. Solche Bedingungen sind wichtig, es ist absurd, dass es noch immer keinen Vaterschaftsurlaub gibt. 

Verdienen Sie besser als Ihr Mann?
Heute ja, das war aber nicht immer so. Ich stelle immer wieder fest, dass Frauen seltener Lohnerhöhungen verlangen oder vehement einen gerechten Lohn einfordern. Das ist aber zentral, damit das Einkommen der Frau gleich wertgeschätzt wird. Ich plädiere stark für Lohntransparenz, das ist ein wichtiger Schritt, damit Frauen überprüfen können, ob ihr Einkommen stimmt.

Sie sind selber Chefin. Hat man es in Führungspositionen leichter, Kind und Job unter einen Hut zu bringen?
In gewisser Weise ja, weil man die Rahmenbedingungen prägen kann und flexibler ist. Ich ging oft um 17 Uhr nach Hause, damit wir als Familie gemeinsam zu Abend essen konnten. Dafür setzte ich mich später nochmals hin, wenn unser Sohn im Bett war. Es ist wichtig, dass Mitarbeitende flexible Möglichkeiten haben. Von Vätern erwarte ich, dass sie auch mal daheim bleiben, wenn ihr Kind krank ist, anstatt jedes Mal die Mutter.

Onlineplattform Schweizer Film

Über das Streaming-Angebot Filmo, das an den diesjährigen Solothurner Filmtagen erstmals vorgestellt wurde, sind Schlüsselwerke der Schweizer Filmgeschichte neu rund um die Uhr verfügbar. Die Produktionen werden von unabhängigen Experten nach ästhetischen und historischen Gesichtspunkten ausgewählt, neu digitalisiert, in den Landessprachen untertitelt und online zugänglich gemacht. Einzelne Titel unterzieht die Cinémathèque Suisse auch einer Restaurierung, dazu kommen Bonusmaterial und Hintergrundinfos. Ab dem 6. Juni sind die ersten zehn Filme über die Plattformen iTunes, Teleclub on Demand, UPC, Sky, Lekino oder Cinefile erhältlich.

Über das Streaming-Angebot Filmo, das an den diesjährigen Solothurner Filmtagen erstmals vorgestellt wurde, sind Schlüsselwerke der Schweizer Filmgeschichte neu rund um die Uhr verfügbar. Die Produktionen werden von unabhängigen Experten nach ästhetischen und historischen Gesichtspunkten ausgewählt, neu digitalisiert, in den Landessprachen untertitelt und online zugänglich gemacht. Einzelne Titel unterzieht die Cinémathèque Suisse auch einer Restaurierung, dazu kommen Bonusmaterial und Hintergrundinfos. Ab dem 6. Juni sind die ersten zehn Filme über die Plattformen iTunes, Teleclub on Demand, UPC, Sky, Lekino oder Cinefile erhältlich.

Das Gesicht des Schweizer Films

Seraina Rohrer (41) studierte Filmwissenschaften und Publizistik an der Universität Zürich. In der Schweizer Festivallandschaft ist sie eine Ausnahmeerscheinung. Als sie vor acht Jahren zur Direktion der Solothurner Filmtage berufen wurde, war sie eine der ersten Frauen in dieser Position. Zuvor arbeitete und lebte sie mit ihrer Familie mehrere Jahre in Mexiko und in den USA und hat diverse Texte zum lateinamerikanischen Kino verfasst. Rohrer ist in verschiedenen Stiftungen wie der UBS Kulturstiftung und dem Erbprozent Kultur vertreten. Nächstes Jahr tritt sie bei der Kulturstiftung Pro Helvetia als Geschäftsleitungsmitglied eine neue Stelle an.

Seraina Rohrer (41) studierte Filmwissenschaften und Publizistik an der Universität Zürich. In der Schweizer Festivallandschaft ist sie eine Ausnahmeerscheinung. Als sie vor acht Jahren zur Direktion der Solothurner Filmtage berufen wurde, war sie eine der ersten Frauen in dieser Position. Zuvor arbeitete und lebte sie mit ihrer Familie mehrere Jahre in Mexiko und in den USA und hat diverse Texte zum lateinamerikanischen Kino verfasst. Rohrer ist in verschiedenen Stiftungen wie der UBS Kulturstiftung und dem Erbprozent Kultur vertreten. Nächstes Jahr tritt sie bei der Kulturstiftung Pro Helvetia als Geschäftsleitungsmitglied eine neue Stelle an.

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