Sie erinnern sich an ihr grosses Vorbild: Sänger Ritschi (38) und Keyboarder Andreas Hunziker (38) von der Mundartband Plüsch kannten Hanery Amman (†65) seit vielen Jahren und verneigen sich vor der musikalischen Leistung der Mundartlegende.
«Ich bin sehr traurig, Hanery war einfach ein gueter Siech», sagt Ritschi zu BLICK. «Sein Tod kam ja nicht unerwartet, weil es ihm gesundheitlich sehr schlecht ging. Aber es hat mich extrem getroffen, als ich erfahren habe, dass er nun gegangen ist.»
Er behalte den Musiker als sehr offenen Menschen in Erinnerung, der ihn immer herzlich und fest umarmt habe. «Er war nie sehr zurückhaltend, hat seine Emotionen immer gezeigt, hatte auch immer eine Anekdote aus seiner langen Karriere auf Lager», so Ritschi. «Ich kann mich auch noch gut an unser erstes Treffen erinnern. Da waren wir in unserer Anfangszeit mit Plüsch: Eines Tages kam Hanery zu uns ins Studio und hat mitgejammed. Danach hat er uns ein feines Risotto gekocht. Das war grossartig.»
Er habe von Amman viel lernen können, so der Sänger weiter. «Besonders, was Harmonien und Melodien angeht. Darin war er der Meister! Er hat uns viele gute Tipps auf den Weg gegeben.» Hanery und Polo Hofer (†72) seien damals seine Helden gewesen, fügt Ritschi an. «Sie waren wie wir aus Interlaken und ihre Musik hat uns mitgeprägt.» So sei es für Plüsch auch immer klar gewesen, ein Lied von deren Band Rumpelstilz covern zu wollen – was sie mit «Teddybär» auf ihrem Debütalbum (2002) dann auch taten. «Das war für uns eine schöne Hommage, und ich glaube, wir konnten diesen Song auch jungen Leuten wieder näherbringen.»
Andreas Hunziker arbeitete bis zuletzt mit Hanery an seinem Lebenswerk
Ritschis Plüsch-Kollege, Keyboarder Andreas Hunziker, arbeitete bis zuletzt eng mit Amman zusammen. Er half ihm dabei, seinen letzten Wunsch zu erfüllen, ein Instrumental-Album mit Klaviermusik herauszubringen. «Wir haben viel gearbeitet in den letzten Wochen», sagt Hunziker. «Es ist ein riesen Projekt, das aber noch nicht fertig ist. Ich hoffe aber sehr, dass ich Hanery seinen letzten Wunsch noch erfüllen kann!» Ob das möglich ist, hängt laut Hunziker von den Angehörigen des Verstorbenen ab.
Auch Hunziker hat Ammans Ratschläge und Erfahrung sehr geschätzt. «Besonders in Sachen Rhythmik konnte ich viel von ihm abschauen. Später konnte ich ihm dafür auf tontechnischer Seite helfen. So wurde aus uns ein richtiges Team, wir konnten immer wieder schöne Projekte zusammen machen.» Die Arbeit im Studio sei Hanerys Leben gewesen und hätte ihm auch noch viel Kraft gegeben, ergänzt er.
Und obwohl Amman bis zuletzt geistig immer parat gewesen sei, habe man gemerkt, dass er körperlich nicht mehr «zwäg» war, erzählt Hunziker. Nachdenklich fügt er an: «Die Energie fehlte ihm sichtlich. Zuletzt konnte er kaum noch gehen, hatte grosse Schmerzen.» Am Donnerstag, 28. Dezember habe er zum letzten Mal mit Hanery telefoniert. Zwei Tage später habe ihm die Familie von Amman mitgeteilt, dass Hanery gestorben sei. «Das hat mich extrem möge», sagt er. «Am Schluss kommt der Tod eben doch immer unerwartet. Selbst wenn man weiss, wie schlecht es Hanery wirklich ging, hofft man bis zuletzt.»
Fans trauern auf Facebook
Auch bei den Fans ist die Anteilnahme nach dem Tod von Mundartlegende Hanery Amman (†65) riesig: Auf Facebook verabschieden sich Tausende Fans vom Musiker, der der Schweiz den Mega-Hit «Alperose» geschenkt hat, der 2006 zum grössten Schweizer Hit aller Zeiten gewählt wurde.
«Ohne dich wäre die Mundartmusik nicht, was sie heute ist», schreibt ein Anhänger. Und ein anderer bedankt sich, stellvertretend für viele weitere Fans, für die «vielen super Songs und die wunderschönen Momente, die du uns beschert hast». Ein Wegbegleiter vermisst die «tiefsinnigen Gespräche» von früher: «Du hast die Filmmusik zu unserer Jugend geschrieben, die uns all die Jahrzehnte begleitet hat.»
Berner Oberländer Gelassenheit 10 Minuten vor Beginn
Mit rührenden Worten denkt auch Ivan Wolfisberg (49), der im Februar 2016 ein Akustik-Konzert mit Hanery in Gränichen AG organisiert hat, an die Begegnung mit dem freundlichen und bescheiden Musiker zurück. «Das Konzert in Gränichen war der Hammer», schreibt er.
«Schön war es, dass du vor dem Konzert zu uns nach Hause zum Nachtessen kamst, Spaghetti Bolognese gab es und einen kleinen Salat. ‹Und ein Süppchen wäre noch schön, aber nur keine Umstände, gell›, hattest du gesagt. Oder wie du gemütlich an unserem Esstisch gesessen hast und noch mit der Berner Oberländer Gelassenheit einen Kaffee trankst, obwohl deine Männer schon in den Konzertsaal gingen. Du sagtest: ‹Ja, weisst du, es ist so gemütlich bei euch, wir könnten das Konzert doch hier machen.› Und das zehn Minuten vor Konzertbeginn! Aber das Konzert begann auf die Minute genau pünktlich, denn zuverlässig warst du.»
«Wir konnten träumen an deinen Konzerten»
Hanerys Lieder würden Geschichten erzählen, seine rauchige Stimme und sein ausserordentliches Pianospiel hätten den Liedern immer eine spezielle Stimmung gegeben, schreibt Wolfisberg. «Wir konnten tanzen, singen, träumen und lachen an deinen Konzerten. Und wenn dir gerade mal so ein Witz in den Sinn kam, ja, dann erzähltest du ihn auch dem Publikum. Es mag mi wie ne Mohre. Tschou Hanery!»
Kisha sagt Hanery Adieu
Auch Sängerin Kisha (39) sagt der verstorbenen Musiklegende aus Interlaken BE auf Facebook Adieu. «Gueti Reis, Hanery...», schreibt sie. Für sie und viele andere Fans ist der Gedanke tröstlich, dass Hanery nun mit Polo Hofer (†72) vereint sei im Himmel. «Nun macht es gut auf der anderen Seite und lasst es rocken.» (wyt)