Bio-Bauer Renzo Blumenthal (47) und seine Ehefrau, die gelernte Kleinkind-Erzieherin Ladina (41), gaben am Samstagabend ihre Trennung nach rund 24 Jahren Beziehung bekannt, wie Blick berichtete. Die beiden haben vier Kinder: Moreno (15), Lena-Priscilla (13), Naemi (10) und Grace (5). Familientherapeut Jann Weibel (43) erklärt, wie Mädchen, Buben und Teenager es erleben, wenn die Eltern auseinandergehen.
Blick: Kinder leiden stark unter einer Trennung der Eltern. Im Fall von Renzo und Ladina Blumenthal sind sie zwischen fünf und 15 Jahre alt. Was geht jetzt in ihren Köpfen vor?
Jann Weibel: Die Emotionen, die Kinder während einer Trennung empfinden können, sind Traurigkeit, Wut, Schuld, Verwirrung und Angst vor der Zukunft. Oft ziehen sich Kinder in ihre Welt zurück oder suchen die Schuld bei sich. Wenn sich die Eltern gut verstehen und eine wertschätzende und zugewandte Art des Umgangs aufrechterhalten, ist das für Kinder sehr entlastend und damit kann sehr viel aufgefangen werden.
Würden Sie bei so verschiedenen Altersgruppen der Kinder, die Trennung einzeln oder mit allen zusammen bekanntgeben?
Die Eltern treten in einem idealen Szenario für die Kinder gemeinsam und als eine Einheit auf. Es geht ja um die Auflösung der Paarbeziehung und nicht die der Elternschaft. Ob die Kinder alle gemeinsam dabei sein müssen, lässt sich nicht pauschal beantworten. Das wissen die Eltern am besten. Es ist wichtig, dass sie das Gespräch auf verständliche und einfühlsame Weise führen.
Wie sagt man einem fünfjährigen Kind, dass sich die Eltern trennen?
Es ist wichtig, mit einfachen und klaren Worten zu erklären, dass Mama und Papa nicht mehr zusammenleben werden, aber dass beide Elternteile sie immer noch lieben und weiterhin für sie da sein werden. Man sollte ihnen versichern, dass die Trennung nicht ihr Fehler ist und sie nichts damit zu tun haben. Um diese Botschaft zu vermitteln, kann man beispielsweise sagen: «Mama und Papa werden nicht mehr im selben Haus wohnen, aber wir beide lieben dich immer noch sehr und werden immer für dich da sein. Und du sollst wissen, dass die Trennung nicht deinetwegen passiert ist. Das ist etwas, was Mama und Papa entschieden haben.» Man sollte diese Botschaft mehrmals wiederholen, um Sicherheit zu geben und mögliche Ängste oder Schuldgefühle zu lindern.
Welche Fehler gilt es zu vermeiden?
Heftige Gefühlsausbrüche sind in der Regel nicht hilfreich. Das Schlimmste ist, wenn versucht wird, die Kinder auf die eigene Seite zu ziehen und den anderen Elternteil als Bösewicht darzustellen. Es ist also unerlässlich, sich vor den Kindern nicht abfällig über den anderen Elternteil zu äussern oder ihm die Schuld für die Trennung zu geben.
Jann Weibel (43) ist systemischer Einzel-, Paar- und Familientherapeut in eigener Praxis in Zürich. Zudem doziert er an der Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) zu den Themen Konfliktmanagement, Mediation und Coaching. Seine Freizeit geniesst er beim Wandern, lesen philosophischer Schriften und im Musikstudio.
Jann Weibel (43) ist systemischer Einzel-, Paar- und Familientherapeut in eigener Praxis in Zürich. Zudem doziert er an der Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) zu den Themen Konfliktmanagement, Mediation und Coaching. Seine Freizeit geniesst er beim Wandern, lesen philosophischer Schriften und im Musikstudio.
Wie geht es danach weiter?
Die Mitteilung einer Trennung an ein Kind ist keineswegs auf ein einziges Gespräch beschränkt. Kinder sollten immer das Gefühl haben, dass sie geliebt und unterstützt werden und dass sie in beiden Häusern willkommen sind. Sie sollten ermutigt werden, offen über ihre Gefühle, Gedanken, Ängste und Sorgen zu sprechen – ein offener Dialog sowohl mit den Eltern als auch zwischen den Eltern ist in diesem Prozess unerlässlich. Der Schlüssel zur erfolgreichen Kommunikation liegt in der erfolgreichen Zusammenarbeit der Eltern und ihrer Fähigkeit, auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen.
Was kann man für sich selbst tun?
Um den Prozess einer Trennung gut zu bewältigen, ist es wichtig, zuerst Selbstfürsorge zu betreiben. Die eigenen Verletzungen und Ängste können oft ein Hindernis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Partner darstellen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass einer im Prozess weiter fortgeschritten als der andere. In solchen Fällen ist es wichtig, sich Zeit zu lassen und bei Bedarf, Unterstützung zu suchen. Einzeltherapie kann in solchen Situationen hilfreich sein. Es gibt auch die Möglichkeit der Mediation oder Paarberatung, wenn beide Partner gemeinsam an der Situation arbeiten möchten.
Inwiefern kann man hoffen, wieder zusammenzufinden?
In einer Paarberatung oder Mediation ginge es in diesem Fall nicht um ein Wiederzusammenkommen, sondern darum, wie man auf eine konstruktive Weise auseinandergehen kann. In gewisser Weise ist das ja auch ein Zusammenfinden. Die schlechtere Variante wäre, sich vor Gericht zu bekämpfen. Der Konflikt wird dabei oft nicht gelöst, sondern vertieft. Am Ende gibt es einen Gewinner und einen Verlierer. Obwohl rechtlich entschieden wurde, fühlt es sich für mindestens einen der Beteiligten falsch an.