Anfang Mai gab Fabian Unteregger (43) in seiner Doppelrolle als promovierter Arzt und Comedian im BLICK wissenschaftlich fundierte Tipps gegen den Corona-Koller, inklusive witziger Untertöne: dem Tag Struktur geben, Bewegung und Sport als natürliche Antidepressiva nutzen und regelmässige Humordosen gegen besonders hartnäckige Anfälle von Schwermut einsetzen. Nun ist Unteregger als Moderator und Gastgeber mit dem Erfolgsquiz «Ärzte VS Internet» am Bildschirm zurück. Wer stellt die richtige Diagnose – ein Ärzteteam oder Prominente mithilfe des Wissens aus dem Internet? Die heute Montag (SRF 1, 20.05 Uhr) beginnende dritte Staffel erfährt coronabedingt einige Änderungen.
BLICK: Herr Unteregger, erlauben Sie uns zuerst zwei dringliche Fragen, bevor wir zum Quiz kommen. Wie geht es mit Corona weiter?
Fabian Unteregger: Was uns erwarten wird, kann ich nicht beurteilen. Sonst wäre ich Wahrsager geworden. Grundsätzlich aber gilt: Das Virus dringt über Nase, Mund und Augen in den Körper ein. Wenn wir diese Bereiche schützen, kommt es gut. Das heisst auch: auf Distanz bleiben oder nur kurz die Nähe zueinander suchen und danach die Hände waschen; wo viele Menschen auf engem Raum sind, Masken tragen.
Und kommt die zweite Welle?
Die erste Welle kam, weil die Situation von allen – da nehme ich mich nicht aus – unterschätzt wurde. Nun sollten sich die meisten der Tragweite bewusst sein. Disziplin aller ist matchentscheidend. Wichtig sind App und Tests, die spezifisch nur nach Sars-CoV-2-Spuren suchen. Der Schnelltest in der Apotheke ist unspezifisch.
Diesen Sommer sind bei «Ärzte VS Internet» zum ersten Mal Prominente am Start. In der ersten Sendung ist es das Team von «Happy Day» mit Röbi Koller, Kiki Maeder und Andrin Schweizer. Was wird sonst noch neu? Und was ändert Corona am Quiz?
Viel! Wir hatten die Sendung bereits im Februar perfekt vorbereitet. Dann kam Sars-COV-2 und hat sämtliche Vorbereitungen zunichtegemacht. Das ganze Sendekonzept musste von Grund auf überarbeitet werden. Das Team hat hier auch mit Nachtschichten eine enorme Leistung gezeigt, ich bin den Leuten sehr dankbar.
Was mussten Sie ändern?
An den Ratepulten gibt es – wegen Social Distancing – rotierend Zweier- statt Dreierteams. Dies hat das Diagnostizieren für die Teams nochmals deutlich erschwert. Dann gibt es überall Trennwände aus Plexiglas. Risikopatienten konnten wir nicht ins Studio lassen. Und wir hatten ein Konzept, wie alle Leute vor Ort mit sicherer Distanz aneinander vorbeikommen.
Sie haben kranke Menschen in der Sendung. Wie gingen Sie damit um?
Patienten haben oft mehrere Krankheiten. Ich stehe hier unter Schweigepflicht. Häufig sind es Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Indem wir sie per Internet von zu Hause zuschalten, haben wir das Problem gelöst.
Wann haben Sie eigentlich zuletzt selber nach einer Krankheit gegoogelt?
Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Wenn ich Hunger habe, google ich eher nach dem Pizzakurier (lacht).
Es gibt einige kreative Ärzte. Der deutsche Kabarettist Eckart von Hirschhausen ist auch erfolgreich wie Sie ...
Ja, und ich finde, er macht das erstklassig. Ich hatte zweimal das Vergnügen, ihm zu begegnen – bei «Giacobbo/Müller» und einem Interview auf SRF 3.
Warum sind Mediziner oft so kreativ?
Eine Statistik kenne ich nicht. Vermutlich fallen Ärztinnen und Ärzte, die nebenher noch einer unkonventionellen, kreativen Tätigkeit nachgehen, eher auf. Stellen Sie sich einen Unfallchirurgen vor, der in der Freizeit jeweils noch feine japanische Scherenschnitte macht. Nur auf den ersten Blick passt das nicht zusammen. In der Medizin werden durch Ausprobieren neue Wege beschritten. Vielleicht versuchen Mediziner einfach gern neue Sachen.
Was tun Sie als Mediziner eigentlich genau?
Ich forsche auf dem Gebiet der menschlichen Stimme. Wir haben zum Beispiel herausgefunden, dass sich der Kehlkopf mit dem Älterwerden versteift und damit die Bandbreite möglicher Töne, die jemand singen kann, drastisch abnimmt. Das sind keine guten Neuigkeiten für eine Sopranistin, die mit siebzig noch lupenrein die «Königin der Nacht» trällern möchte. Auch ihre Nachbarn dürften darob wenig erfreut sein (lacht). Durch stetes Üben lässt sich dieser Prozess wahrscheinlich kompensieren.
Haben Sie in den letzten Monaten je bereut, dass Sie auf die Humorschiene setzten? Als Arzt hätten Sie einen sicheren Job gehabt.
Nein, das habe ich nicht. Aus Angst, sich mit Sars-CoV-2 zu infizieren, blieben viele Patienten den Spitälern fern. Ferner wurden viele Betten freigehalten. Viele Ärzte hatten – mit Ausnahme von Internisten und Intensivmedizinern – kaum mehr etwas zu tun. Assistenzärzte wurden nach Hause geschickt, um Überstunden abzubauen, dann wurden Ferientage angeknabbert. Die Hausarztpraxen mussten auf Notfalldienst umstellen. Heisst: Bis zu 90 Prozent weniger Umsatz bei vollen laufenden Kosten. Die akute Corona-Phase war vermutlich für die wenigsten Berufsgruppen ein Quell überbordender Freude.
Und die letzte Frage an den Arzt: Sollen wir jetzt ins Ausland reisen?
Es gilt: Je weniger Leuten man im Ausland begegnet, desto sicherer. In Nordschweden zu zelten, dürfte unproblematisch sein, ebenso vermutlich eine Schottland-Reise ohne Pub-Aufenthalte. Sobald man mit Fremden jedoch über längere Zeit Party macht, steigt die Ansteckungswahrscheinlichkeit stark an. Ischgl dürfte nun einer der sichereren Orte sein, da offenbar 40 Prozent der Einwohner die nötigen Antikörper in sich tragen. Das ist aber noch keine Herdenimmunität, dafür bräuchte es um die 70 Prozent. Aber immerhin!
Der 1977 in Zürich geborene Fabian Unteregger brilliert nicht nur als Comedian auf den Schweizer Showbühnen. Nach der Ausbildung zum Lebensmittelingenieur ETH hängte er ein zweites Studium an und promovierte 2017 zum Doktor der Medizin. Den landesweiten Durchbruch als Unterhaltungskünstler schaffte er dank Auftritten in der Satiresendung «Giacobbo/Müller» und der Imitiation bekannter Persönlichkeiten. 2016 wurde er mit dem Prix Walo gewürdigt.
Der 1977 in Zürich geborene Fabian Unteregger brilliert nicht nur als Comedian auf den Schweizer Showbühnen. Nach der Ausbildung zum Lebensmittelingenieur ETH hängte er ein zweites Studium an und promovierte 2017 zum Doktor der Medizin. Den landesweiten Durchbruch als Unterhaltungskünstler schaffte er dank Auftritten in der Satiresendung «Giacobbo/Müller» und der Imitiation bekannter Persönlichkeiten. 2016 wurde er mit dem Prix Walo gewürdigt.