BLICK: Das Volk hat entschieden: Frau Sallin, Sie sind die schönste Frau des Landes. Wie schläft es sich da so?
Lauriane Sallin: Eigentlich gut, schliesslich durfte ich die Nacht noch mit meinem Freund verbringen. Wobei ich nicht genau weiss, wie lange die Nacht war.
Wie meinen Sie das?
Wie viele Stunden ich geschlafen habe, weiss ich nicht, mich haben die Füsse von den High Heels so geschmerzt (lacht).
Finden Sie, dass mit Ihnen die Richtige gewonnen hat?
Schwierige Frage. Ganz ehrlich, mein Sieg hat mich ein wenig überrascht. Ich habe andere Kandidatinnen favorisiert.
Die Konkurrenz unter den zwölf Finalistinnen war sicher gross.
Natürlich wollte jede von uns gewinnen, aber dennoch haben wir uns immer als Team gesehen. Deshalb habe ich nicht nur die Krone, sondern auch elf neue Freundinnen gewonnen.
Nun bekommt die Krone sicher auch einen Ehrenplatz.
Über den muss ich mir erst noch Gedanken machen. Zum Glück ist mein Zimmer nicht zu gross.
Hand aufs Herz: Haben Sie als Katholikin ein Stossgebet für den Sieg zum Himmel geschickt?
(Lacht) Nein, weil ich echt geglaubt habe, der Sieg sei unmöglich.
Dann hat Ihnen ganz sicher Ihre an Krebs verstorbene Schwester Gaëlle im Himmel die Daumen gedrückt.
Ich weiss nur so viel: Wenn ich an sie denke, gibt mir das unglaublich viel Kraft. Und in der Wahlnacht habe ich sehr oft an sie gedacht.
Ihre Schwester wäre nun bestimmt sehr stolz auf Sie.
Ganz sicher sogar. Sie war übrigens diejenige, die mir damals meinen Sieg vorausgesagt hat.
Sie wirken immer sehr gefestigt und in sich ruhend. Gibt es Momente, in denen Sie Angst haben?
Nein!
Nicht mal vor dem Tod?
Wir müssen uns einfach damit abfinden, dass unsere Zeit begrenzt ist. Man lebt sein Leben intensiver, wenn man sich dessen bewusst ist.
Haben Sie auch keine Angst, in einem Jahr von Ihrem Freund Nathy Burgy getrennt zu sein?
Wir haben keinen Masterplan, wie wir das kommende Jahr zusammen meistern werden. Aber Nathy und ich waren schon des Öftern voneinander getrennt, weil ich bereits diverse Male im Ausland gelebt habe. Diese Zeit haben wir als Paar gut gemeistert.
Kommen wir zurück zu Ihrem neuen Titel. Von einer Miss werden Ecken und Kanten erwartet. Sie haben bislang eher glatt gewirkt.
Mich hat mal ein kleiner Junge gefragt, warum schöne Frauen auch immer ein bisschen blöd seien. Nur so viel: Es sind genau solche Vorurteile, die ich ändern möchte. Ich will das Volk überraschen.
Wollen Sie sich auch einmal politisch engagieren?
Dafür müsste ich zu oft Kompromisse eingehen (lacht). Ich bin eher künstlerisch begabt und würde mir wünschen, damit etwas bewegen zu können.
Ist die französisch-schweizerische Malerin Niki de Saint Phalle deshalb Ihr grosses Vorbild?
Ja, denn sie hatte kein einfaches Leben – genau wie ich. Sie meinte einmal in einem Interview, sie habe die Wahl gehabt zwischen Künstlerin oder Terroristin. Mir geht es ähnlich: Entweder ich hasse die Welt, weil so viel Tragisches passiert, oder ich stelle mit meiner Kraft etwas Schlaues an.
Da liegt die Frage nahe: Sind Sie Feministin?
Ja.
Beisst sich das nicht damit, dass Sie bei einer Schönheitswahl mitmachen?
Nein, schliesslich bin ich eine junge Frau, die ihre Meinung nach aussen trägt. Ich kann doch nicht die Welt kritisieren und zu Hause bleiben.
Zum Glück sprechen Sie dafür auch noch drei der vier Amtssprachen der Schweiz.
Stimmt! Deshalb fürchte ich mich auch nicht vor dem Röstigraben.
Man wird Sie also öfter in der Deutschschweiz sehen als Ihre Vorgängerin Laetitia Guarino?
Das ist eine sehr gute Frage, aber ich kenne meinen Terminkalender bislang leider noch nicht (lacht).