Die Allianz Versicherung hat eine neue Zielgruppe im Visier: die LGBTQ+*-Community. Anlässlich eines Interviews dazu outet sich Kommunikationschef und Ex-SRF-Moderator Hans-Peter Nehmer (53) selbst. Im Gespräch mit «persoenlich.com» erzählt er, wie es war, sich mit 36 Jahren zu seiner Homosexualität zu stehen. Die Hürden damals waren gross: Seit 16 Jahren war er mit einer Frau verheiratet und Vater zweier Kinder.
Er blickt zurück: «Ich habe meine Homosexualität lange verdrängt. Mit den Jahren hat diese Belastung dann immer mehr Raum eingenommen.» Schliesslich habe er sich in einen Mann verliebt und hat seine Beziehung beendet. «Mein Coming-out mit 36 Jahren hat unsere Familie in eine Krise geführt, die wir glücklicherweise sehr gut überwunden haben.»
Partner bewusst verschwiegen
Bis er abseits seines Umfelds offen mit seiner Sexualität umgehen konnte, dauerte es noch deutlich länger. So schildert er eine Situation, wie er beim Gespräch mit einem Headhunter stets von seinem «Schatz» sprach. Dass er aber mit einem Mann zusammen lebt, liess er unerwähnt – aus Angst, dass es einen negativen Einfluss auf seine Karriere haben könnte.
Mit den Jahren habe sich das geändert. Nehmer erzählt: «Heute sage ich selbstbewusst ‹mein Mann›.» Geholfen haben dabei auch, dass er seine Partnerschaft offiziell eintragen lassen konnte. «Es war sehr wichtig, unsere Beziehung auf diesem Weg manifestieren zu können. Zu sagen: Ich möchte den Rest meines Lebens mit dieser Person verbringen», sagt er.
«Mut heisst, sich selber zu sein», lauter Nehmers neuer Whatsapp-Status.
Im Arbeitsumfeld kein Problem
Nehmer weiss noch genau, wie er seinem damaligen Chef erzählte, dass er seinen Partner Yves Binder heirate. Wie dieser darauf reagiert habe? «Sehr gut – wie übrigens mein Team auch. Das hat mir gezeigt, dass es ja eigentlich gar nicht so ein grosses Thema ist», meint er.
Weil sich Nehmer aber bewusst ist, dass Homosexualität noch immer einen Einfluss auf die Karriere haben kann, engagiert er sich fürs unternehmensinterne Netzwerk Allianz Pride. Er sagt: «Es braucht Leuchttürme, mutige Vorbilder, die einem zeigen, dass es möglich ist ohne negative Folgen.»
Angesprochen auf die zu erwartenden Reaktionen zu seinem Outing meint er: «Ganz ehrlich, ich weiss es nicht und bin sehr gespannt.» Gekonnt flechtet der PR-Profi aber auch gleich den Werbeslogan der Allianz in seine Aussage ein. «‹Mut heisst, leben wie man will› – das ist jetzt zu meinem ganz persönlichen Motto geworden.»
* Lesbisch, Gay, Bisexuell, Transgender und Queer