Ilan Stephani (31) ist am Sonntag zu Gast bei SRF-Talker Kurt Aeschbacher (69). Passender Titel der Sendung: «Wilde Geschichten». Als 19-Jährige arbeitete sie unter dem Namen «Paula» zwei Jahre lang in einem Bordell – für 80 Euro die halbe Stunde bediente sie Freier. Pro Tag maximal fünf, höchstens zwei Tage pro Woche. Mehr, sagt sie, wäre zu anstrengend gewesen.
Ihre Zeit im Bordell hat sie im Buch «Lieb und teuer: Was ich im Puff über das Leben gelernt habe» dokumentiert. Stephani kommt aus einer gutbürgerlichen Familie vom Lande, für das Philosophiestudium zieht sie nach Berlin. Dort besucht sie eine Veranstaltung der Prostituiertenorganisation Hydra. «Da wurde ich neugierig.»
An ihrem ersten Tag im Bordell rät ihr die neue Arbeitskollegin Lena: «Sag dem Nächsten doch einfach, dass das hier dein erster Tag ist. Dann nimmt er dich garantiert.» Und eine zweite Kollegin, Cara, ergänzt: «Absolut. Eine Jungfrau im Puff ist so was wie … ein Sechser im Lotto!»
Der Sex im Bordell war meist unspektakulär, stellt Stephani fest. Die Freier seien oft gar nicht stolz auf ihren Puff-Besuch – weil es weniger toll sei fürs Ego, eine Frau zu kaufen, statt zu verführen. Mit einem Drittel ihrer Freier habe sie gar keinen Sex gehabt.
Das Bordell sieht sie als Gesellschaftsspiegel. Die Gäste haben mit den gleichen Ängsten zu kämpfen wie andernorts, nur gehen sie offener damit um. «Es geht weder nur um Sex, noch sind alle Nutten in einer Notlage, reich, wunderschön, drogenabhängig oder gar käuflich – höchstens mietbar.»
Eines Morgens entscheidet sie, aus dem Gewerbe auszusteigen. «Der Puff war irgendwann sexuell nicht mehr interessant für mich», sagte sie in einem Interview. Heute lebt Stephani in einer festen Beziehung und arbeitet als Körpertherapeutin in Berlin.
Die Sendung läuft am Sonntag auf SRF1 um 22.05 Uhr.