Sie bestieg den Mount Everest, besiegte die Eiger-Nordwand und reiste nur mit ihrer Muskelkraft von der Schweiz zum Südpol. Was aber während der Nordpol-Expedition von Evelyne Binsack (49) geschah, war für die erfahrene Extremsportlerin zu viel.
Binsack wurde Zeuge, wie ein Gruppenmitglied ihrer Expedition einen Eisbären erschoss. Ein Ereignis dass sie schwer zeichnete, wie sie auf ihrem Blog beschreibt.
Neugieriger Eisbär am zweitletzten Tag
Was war geschehen? Am zweitletzten Tag (11. April) der Expedition lockt ein Verpflegungsbeutel auf einem Schlitten den Bären an, der danach schnuppernd auf die abseits stehende Reise-Gruppe zukommt. Ein anderes Gruppenmitglied gibt einen Warnschuss ab. Das Tier lässt sich davon aber nicht abschrecken: «Der Bär erschrickt, beruhigt sich aber schnell wieder, schnüffelt und wittert und hebt seinen schwarzen Nasenspitz in die Höhe.» Zu keiner Zeit habe der Bär laut Binsack bedrohlich gewirkt.
Tödlicher Schuss
Dennoch drückt der Schütze ab, ohne weitere Warnschüsse abzugeben - und trifft. Der Eisbär setzt blutend zur Flucht an. Dieses Zusammentreffen stellte die Welt der Extremsportlerin auf den Kopf. «Als ich im Zelt sitze, fängt meine Seele an zu weinen», erzählt sie. Während der Vorbereitungszeit auf die letzte Etappe der Reise bewältige sie «ein tagelanges, intensives Bear-Defense-Training» und weiss, dass das Verhalten des Schützen falsch war. Er hätte noch mindestens zwei weitere Warnschüsse abgeben müssen. Binsack, die den Vorfall gefilmt hatte, gab das Material an Experten und Polizei weiter, die bestätigen, dass der Bär höchstwahrscheinlich einen qualvollen Tod starb. Traumatisiert kehrte die Abenteurerin in die Schweiz zurück.
«Fertig, Schluss!»
Nun zieht Binsack eine schwere Konsequenz aus dem Erlebnis, wie sie zu BLICK sagt. «Als der Bär starb, wusste ich, das war es für mich gewesen. Ich werde keine sportlichen Expeditionen mehr unternehmen.» Für die Natur-Liebhaberin sei sein Tod auch eine Folge der heutigen Umstände: «Als ich mit meinen Reisen begann, war es eine sehr introvertierte Welt, doch durch Social Media und die Kommerzialisierung des Extremsports sind jetzt zahlreiche ungeschulte Leute unterwegs.» Diese Entwicklung möchte Binsack nicht mehr unterstützen. Für dokumentarische Zwecke will sich die Extremsportlerin aber auch weiterhin noch auf abenteuerliche Reisen begeben. (klm)
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