Sie gibt einen Einblick in ihr Leben: Seit zehn Jahren wohnt Liselotte Pulver (wurde am Donnerstag 89) in einem Berner Altersheim. Nun erzählt sie in einem Interview mit der deutschen Zeitung «Bild», wie ihr Alltag als Heimbewohnerin aussieht. Sie lebe dort nach einem bestimmten Rhythmus, so die Schauspielerin. Sie wache mit einem Lachen auf, mache sich zurecht und frühstücke. «Nach dem Mittagessen steht mein täglicher Spaziergang an. Das ist auch mein einziges Hobby. Zu mehr reicht es einfach nicht mehr.»
Zeit für das Schreiben ihres Tagebuchs nehme sie sich aber, so Pulver, die im Heim in einem Zimmer mit «nicht so viel Platz» lebt. «Ich führe schon mein Leben lang ein Tagebuch, aber es ist vielmehr eine Art Buchhaltung», erklärt sie. Sie schreibe auf, was vorgefallen sei, was sie noch machen müsse oder trage Adressen beziehungsweise Rufnummern ein. «Sonst erinnere ich mich nicht mehr», ergänzt sie.
Sie kann nicht bei ihrem Sohn wohnen
Allerdings gebe es auch etwas, was sie vermisse: ihre Familie. «Ich lebe ja allein und sehe oft niemanden, da kommt auch kein Besuch. Nicht, dass ich unter dieser Situation leide, aber ich könnte mir vorstellen, dass es unterhaltsamer wäre, wenn ich in einer Familie leben würde. Aber in meinem Alter verändert sich das natürlich alles.» Allerdings habe sie ja keine richtige Familie mehr. «Mein Mann ist gestorben (Anm. d. Red.: Schauspieler Helmut Schmid starb 1992), meine Tochter ist gestorben (Anm. d. Red.: Mélisande beging 1989 Selbstmord). Ich habe nur noch meinen Sohn Tell, der in meinem alten Haus am Genfersee wohnt.» Es sei aber undenkbar, dass sie in diesem Haus mitwohnen könne. «Dafür ist es zu klein.»
Ein Filmcomeback kann sich die Kinorentnerin mit ihren bald 90 Jahren nicht mehr vorstellen. «Es ist eine Frage des Aussehens. Erstens würde es Stunden brauchen, bis ich parat wäre und wahrscheinlich wäre das Ergebnis auch nicht sehr gut, und alle würden sagen: ‹Oh, die ist aber alt geworden›», mutmasst Pulver. «Irgendwann muss man damit einfach abschliessen.» (wyt)